twenty-one

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Als ich am folgenden Morgen durch das verhältnismäßig laute Klingeln meines Handy Weckers wach wurde, setzte ich mich nur widerwillig auf um diesen auszuschalten. Ein Gefühl von Schwindel schoss in mir hoch und ich brauchte einen Moment, bis ich mich aufsetzten konnte. Nach ein paar wenigen Minuten, in welchen ich meinem Vater beantwortete warum ich die Nacht nicht zuhause gewesen war, stand ich auf und zog mich an. Die schwarze Hose vom Vortag war noch auszuhalten, wobei ich mir ein großes Oberteil aus Minhos Schrank schnappte und es lässig vorne in meine Hose steckte. Einmal fuhr ich mir durch die Haare und marschierte zu dem braunhaarigen in die Küche. Es war nicht selten das ich seine Sachen anzog, er erlabte es mir. Als ich das Zimmer betrat lachte und lächelte er zugleich. ,,Morgen.", sagte er und schaute musternd an mir herunter, ,,ich wusste schon fast gar nicht mehr, dass ich dieses Oberteil besitze." Auch ich schaute an mir herunter. ,,Es steht dir.", sagte er und stand auf um mir, wie üblich auch einen Kaffee zu holen. Wir frühstückten beide nicht, dass machte den Morgen erheblich leichter und zusätzlich musste man nicht noch eher aufstehen als es so oder so schon nötig war. ,,Danke.", erwiderte ich leise und war insgeheim zufrieden das passende rausgesucht zu haben. 

,,Schon wieder ein neues Oberteil?", fragte Seungmin mich zur Begrüßung am Schulgebäude als erstes, woraufhin ich nickte, ,,du bist doch sonst nicht so oft- Nicht dein ernst." Verwirrt schaute ich ihn an und lief mit ihm und Jeongin in das große Gebäude. ,,Ist das etwa von deinem Freund?", setzte er erneut an und grinste verlegen bis über beide Ohren, ,,du würdest dir in so kurzer Zeit doch niemals so viele Anziehsachen kaufen, so kennen wir dich gar nicht." Kurz stupste er Jeongin in die Schulter, welcher zustimmend nickte. Ich begann es zu bereuen, ihnen die Sache so verkauft zu haben, doch irgendwie war es gar nicht so unangenehm wie zu Anfang erwartet. Minho und ich waren mittlerweile Freunde und wenn ich genau darüber nachdachte, stoß ich bloß auf ein Chaos an Gefühlen, welche ich nicht eindeutig zuordnen konnte. Selbst wenn ich mehr fühlte, musste ich mir eingestehen, dass es sicherlich einseitig war. Er war Minho und würde ganz sicher nicht auf Jungen, geschweige denn auf einen wie mich stehen. Also verdrängte ich den Gedanken, welcher in den letzten Tagen ungewollt oft in mir aufgetreten ist. Ich musste ihnen keine Antwort geben, denn Seungmin fing aufgrund meines Schweigens direkt an zu kichern. ,,Du schuldest uns mehr Informationen.", sagte er erneut und grinste zufrieden, ,,ich werde neugierig." Während des Unterrichtes schweiften meine Gedanken ununterbrochen zu den Dingen, welche in der vergangenen Zeit passiert sind. Eine kurze Zeit dachte ich über Changbin nach, woraufhin sich das Thema in meinen Gedanken zu Minho veränderte. Ich erinnerte mich genaustens daran, wie er bei dem ersten Päckchen darauf bestanden hatte mit zu kommen und ich fragte mich, ob er es nur getan hatte, damit ich in Sicherheit war, oder weil er wollte, dass sich sein eigenes verkorkstes Schicksal nicht wiederholte, was er wohl oder übel nicht hätte verhindern können. Er hatte vieles für mich gegeben, was für ihn offensichtlich keine Große Rolle spielte. Ich jedoch könnte ihn in Dankbarkeit verschiedenster Arten ertrinken lassen, wenn ich ihm die komplette zeigen würde, welche in mir hochkam wenn ich an ihn dachte. Zu guter Letzt war ich nicht nur dankbar dafür, dass er mir einiges an Schmerzen erspart hatte, sondern erst recht dafür, dass er für mich da war, dass er mir ein Freund geworden war in einer Situation, in welcher ich nichts mehr brauchte als ihn. 

Aus dem nichts heraus sagte der strenge Lehrer, welcher hinter dem, neben ihm klein wirkenden Pult stand meinen Namen. ,,Jisung.", hörte ich die Worte durch den Raum hallen und blickte erschrocken zu ihm, ,,kannst du wiederholen was ich erklärt habe?" Hilfesuchend schaute ich zu Seungmin, welcher nach vorne schaute ohne mich zu beachten, so als hätte er Angst, dass ein Austausch eines Blickes mit mir, ihn auch Verdächtig machte nicht aufgepasst zu haben. ,,Nein Sir.", verließen die Worte recht leise meinen Mund, wobei ich mir am liebsten selbst eine verpasst hätte, da ich es gewagt hatte bei ausgerechnet ihm nicht aufzupassen. Ich spürte wie die Aufmerksamkeit der Klasse noch immer auf mir lag. ,,Wenn du deinen Abschluss schaffen willst.", sagte er streng und zog eine Augenbraue in die Höhe, so als würde er anzweifeln, dass ich es schaffen würde, ,,solltest du damit anfangen vernünftig aufzupassen." Er trat einen Schritt nach vorne. ,,Das solltet ihr alle.", verallgemeinerte er das ganze und ich war glücklich, sobald ein paar Schüler anfingen miteinander zu tuscheln, ,,fangt damit an bis zum nächsten mal endlich die Aufgaben fertig zu machen." Er beendete die Stunde und sobald er den Raum verließ, wanderte meine Stirn gedemütigt auf der Tischfläche vor mir. Ein lautes Seufzen verließ mich. Offensichtlich reichte ein Grund mich auszulachen nicht, mein Schicksal hatte es in letzter Zeit offensichtlich nicht so gut auf mich abgesehen. 

In der Mittagspause wanderte ich mitsamt meiner Gedanken heraus auf den Schulhof und hoffte darauf, dass zumindest einige der Blicke meiner Mitschüler innerhalb des Gebäudes bleiben würden. ,,Gut gelaunt sieht aber anders aus.", hörte ich eine Stimme und erschrak mich im ersten Moment total, als Minho von rechts in mein Blickfeld huschte. Ich schenkte ihm ein sachtes lächeln. ,,Was ist passiert?", fragte er, lief neben mir und lächelte, ,,wen muss ich verprügeln?" Ein stupsen seiner Schulter erreichte mich, woraufhin ich zu Boden schaute. ,,Mich.", entgegnete ich und schaute in sein verwirrtes Gesicht. ,,In dem Fall.", sagte er und lachte, ,,nehme ich mein Angebot zurück, dich lasse ich ganz." Mit einem Schulterzucken warf er mir einen Blick zu, fast schon so als würde er sich entschuldigen. ,,Was hast du verbrochen?" 

Kurz und knapp informierte ich ihn von der vergangenen Stunde und traf nur auf ein schadenfrohes Lächeln seinerseits. ,,Armer Jisung.", setzte er an und stimmte seiner eigenen Aussage mit einem deutlichem nicken zu, ,,denkt im Unterricht nur an mich." Sein Blick flog zu mir und seine rechte Augenbraue ging zusammen mit seinen Mundwinkeln in die Höhe. Nun war ich derjenige, der ihn mit meiner Schulter zur Seite stoß, sodass er einen Schritt nach rechts taumelte und sich wieder bei mir sammelte. ,,Ist ja schon gut.", sagte er und lächelte noch immer, woraufhin ich nur den Kopf schüttelte und ein leichtes Lächeln ebenfalls nicht unterdrücken konnte. Das ich tatsächlich an ihn gedacht hatte sollte er nicht wissen, schließlich wollte ich seine hohe Selbstachtung nicht noch weiter aufbauen, obwohl ich es eigentlich gut fand, wie er zumindest in diesem Moment mit sich selbst zufrieden zu sein schien. Hätte ich gewusst, dass in zwei Wochen von dem Minho so wie ich ihn kannte nur noch wenig übrig war, hätte ich ihm wohlmöglich doch erzählt, dass ich an ihn gedacht hatte, solange es noch möglich war. 

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So langsam wird es spannend ;D

Danke fürs lesen!

taken by surprise - M I N S U N GWo Geschichten leben. Entdecke jetzt