fifteen

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Der dumpfe Tritt löste ein Gefühl in mir aus, so wie ich es noch nie gehabt hatte. Es war als würde sich jeder einzelne Muskel meines Körpers verspannen und der Schmerz welcher hauptsächlich aus der Gegend des Magens kam, hörte nicht auf. Er zog die ganze Energie aus mir heraus, sodass ich es fast gar nicht schaffte zu überlegen, wie ich hier wieder raus kommen könnte. Einer der Jungen begann zu lachen. Mir wurde bewusst, dass ich es nicht schaffen würde einfach aufzustehen und davon zu laufen, denn sobald ich versuchte von meiner auf dem Boden kauernden Position auf zu stehen, sackte ich wieder zusammen. Ich redete mir ein, es könnte nicht so schlimm sein, schließlich war es nur ein einziger Tritt. ,,Hast du uns nun was zu sagen, irgendetwas?", fragte der, der noch besitzergreifend vor mir stand. Ich öffnete meinen Mund, doch es kam kein Wort heraus, ich spürte mein Blut im ganzen Körper pulsieren. Meine ganze Aufmerksamkeit lag auf seinen Beinen, mit der Angst im Nacken, er könnte erneut zu treten.

So als hätte er meine Angst erhört, wollte er ausholen, doch im Bruchteil einer Sekunde wurde er zur Seite gestoßen. Verwirrt blickte ich auf und Erleichterung machte sich in mir breit, als ich Minho erkannte. ,,Ihr haltet euch auch an gar nichts, oder?", zischte dieser wütend und schubste den Jungen, welcher neben ihm gar nicht mehr so selbstbewusst aussah, provokant nach hinten. Dieser stolperte unbeholfen einige Schritte zurück und blickte grimmig zu mir. ,,Aber Minho.", sagte er und lächelte minimal, ,,wir hatten nie eine Abmachung was diesen Rotschopf angeht." Bei dem zurückblicken zu Minho, welcher immer noch wütend und aufrecht vor ihm stand, kam es mir fast so vor, als würde er kleiner werden. So als würde ihn seine Arroganz, welche er mir nicht vorenthalten konnte nun verlassen. ,,Dann haben wir ab jetzt eine." Selbst mir lief ein Schauer über den Rücken, als die Worte seinen Mund verließen. Ich hatte ihm zwar noch nicht allzu oft Gesellschaft gleistet, doch er war wütend und aufgebracht. Das entging auch mir nicht. War er wirklich gekommen um mir zu helfen? Es musste bloß ein blöder Zufall gewesen sein, ich war es nicht gewohnt Glück zu haben, egal in was für einer Hinsicht. Der schwarzhaarige öffnete den Mund, doch Minho ließ ihn nicht zu Wort kommen. ,,Wag es nicht ihm noch einmal weh zu tun.", knurrte er und schaute für einen unsagbar kurzen Moment zu mir herüber, ,,genauso wenig wie irgendjemand anderem von uns, klar?" Erneut schubste er den kleineren nach hinten, welcher nun mit dem Rücken an einem morschen Spielgerüst ankam. Seine rechte Hand drückte den mittlerweile blassen Jungen in das Holz und ich machte mir fast Sorgen er könnte ihn verletzen. Natürlich machte es recht wenig Sinn, Mitgefühl für den Feind zu entwickeln, doch ich war eine solche Brutalität schlicht und weg einfach nicht gewohnt. ,,Und jetzt nehmt euer scheiß Packet.", begann er und drückte ihn noch einmal fester nach hinten, bevor er nachließ, ,,und zieht leine." 

So schnell wie es den dreien nur irgendwie möglich war, schnappte sich einer der beiden außenstehenden das Päckchen und die anderen beiden machten sich schnellstmöglich vom Acker, wobei der letzte ihnen hastig folgte. Verwirrt blieb ich mit Minho zurück, welcher mit großen Schritten auf mich zu kam und sich zu mir herunter kniete. ,,Danke.", sagte ich leise, wobei ich bemerkte, wie die Worte ebenfalls Schmerzen in mir auslösten. Mein Blick wanderte zu ihm, wobei er mich sorgfältig zu mustern schien. ,,Nicht dafür.", erwiderte er und ein unsagbar zartes und kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Ein Gefühl von Glück breitete sich in mir aus. Es gab noch nie jemanden in meinem Leben, der so etwas für mich getan hätte, geschweige denn überhaupt eingegriffen wäre, doch für ihn war es selbstverständlich. ,,Wie schlimm ist es?", fragte er mich und holte mich somit wieder zu ihm zurück. ,,Halb so wild.", sagte ich und versuchte mich an einem Lächeln. Sein Gesichtsausdruck verriet mir, das er meinen Worten recht wenig Glauben schenkte, doch er nahm mir meinen Stolz mit keiner Bemerkung, sondern stand wieder auf und streckte mir seine Hand entgegen. Als ich mit seiner Hilfe versuchte auf die Beine zu kommen, merkte ich wie sehr meine Beine gegen die Anweisung meines Körpers protestierten. Mit leicht verkrampfter Miene, hatte ich schließlich festen Boden unter den Füßen und versuchte mich so aufrecht wie möglich hinzustellen. ,,Komm.", sagte er und stützte mich mit seiner Hand weiterhin, ,,ich bring dich nach Hause."

Zuerst nickte ich und folgte ihm einige langsame Schritte, woraufhin ich abrupt stehen blieb. ,,So kann ich nicht nach Hause." Panik breitete sich in mir aus. Schließlich wurde mir verboten mit egal wem, über egal was zu reden. Wenn ich so Zuhause ankommen würde, müsste ich meinem Vater eine Erklärung auftischen, dies war unumgänglich. Mein Begleiter blieb ebenfalls stehen und blickte zu mir. Er schien zu verstehen worum es mir ging und legte seinen Kopf kurz schief. ,,Dann kommst du eben mit zu mir.", sagte er und lief bereits weiter, so als würde es ihm nichts ausmachen ,,meine Wohnung ist so oder so näher dran, dann musst du nicht durch ganz Seoul kriechen." Ich akzeptierte seine Worte ohne weiter nach zu fragen, bevor er es sich noch anders überlegte. ,,Warum hast du mir geholfen?", stellte ich die Frage, welche schon seit unserem Aufbruch in mir lauerte. Jedes Wort löste einen pulsierenden Schmerz in meinem Oberkörper aus. Sachte schwenkte Minho seinen Kopf zu mir und blickte dann wieder auf die Straße. ,,Der Grund ist völlig irrelevant.", sagte er und ich blickte ihm von der Seite in die dunklen Augen, ,,du hast meine Hilfe gebraucht und ich bin eingegriffen. Das würde ich immer wieder tun." Ich unterdrückte das Bedürfnis mich erneut zu bedanken und akzeptierte seinen Instinkt mich zu beschützen, welcher mir nun schon zweimal aus einer brenzlichen Situation geholfen hatte. Stattdessen schlich sich nur ein kleines Lächeln auf meine Lippen, welches er erwiderte und uns die Stille wieder einholte. Es dauerte nicht mehr lange, da kamen wir an einem kleinen, schönem Wohnblock an, vor welchem er stehen blieb und einen Schlüssel heraus kramte. Schnell öffnete er die Tür und hielt sie mir auf, bis ich ins innere des Wohnblockes eingetreten war. ,,Ich wohne oben.", sagte er und schien selbst zu merken wie es eine Ironie des Schicksals zu sein schien, mich etliche Stufen nach oben zu bekommen. Mithilfe des Geländers kam ich nach längerem versuchen endlich an meinem Ziel an und seufzte leise. Zusammen traten wir in die Wohnung ein.

Leicht neugierig blickte ich mich um und ließ mich von alldem überraschen, was ich nicht erwartet hatte. In dem kleinen Flur befand sich ein Schuhregal und ein Schrank, auf welchem Minho den Schlüssel niederlegte und seine Jacke an einem Haken direkt daneben aufhängte. Ich hatte weniger Ordnung erwartet, von jemandem der erst seit einem Jahr mit der Schule durch war und ziemlich viel um die Ohren hatte. Er machte das Licht in einem weiteren Raum an, in welchem sich ein Bett und ein Kleiderschrank befand. ,,Setz dich.", sagte er und machte mit seinem Kopf eine Bewegung auf das Bett, ,,ich suche dir etwas zum anziehen heraus."

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Danke fürs lesen^^

taken by surprise - M I N S U N GWo Geschichten leben. Entdecke jetzt