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,,Ich weiß.", entgegnete mein Gegenüber sachte und blickte freiwillig zu mir, ,,ich bin mir nur nicht sicher welcher der richtige ist." Ich schaute ihn an und unterdrückte das was mir zu aller erst in den Sinn kam. Hin und wieder nämlich hing ich an der Divise fest, dass jede Entscheidung, egal was für Folgen sie mit sich getragen hatte die richtige gewesen war. Manche waren einem bloß eine Lehre und auf anderen wiederum baute später etwas auf, sowie wir beide. Übertrage ich das ganze jedoch wieder auf sein Leben, könnte es zu der Empörung führen, dass er eine Ausnahme war. Das es bei ihm so nicht laufen würde, da er offensichtlich nur die falschen Entscheidungen getroffen hatte. Wenn man nur wollte konnte man es negativ sehen und etwas in mir sagte, dass er es zumindest zu diesem Moment nicht positiv betrachten würde. Selbst wenn seine Entscheidungen ihn zu mir geführt hatten. 

,,Du bist doch nicht alleine.", erwiderte ich zart und erstmalig legte sich wieder ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Langsam schien er seinen Stuhl zurück zu schieben und ich beobachtete ihn, wie er aufstand und auf mich zu kam. Sein Blick auf den meinen gerichtet. Ein verwundertes Lächeln entkam mir, als er nach meiner Hand griff und mich somit dazu brachte so wie er aufzustehen. Ich spürte wie sich seine Arme an meinem unteren Rücken verschränkten und noch bevor ich meinen Blick erwartungsvoll auf ihn richten konnte, trafen seine Lippen auf meine. Seine Hände drückten mich an ihn und auch ich legte meine Arme um seinen muskulösen Körper. Lächelnd löste ich mich von ihm, wobei unsere sonstige Position verweilte. ,,Wofür-", fing ich an wurde von einem erneuten, kurzem Kuss unterbrochen, ,,war das?" Ich war mir sicher meine Wangen waren so rot wie die Schale einer Tomate, doch ich konnte es nicht verhindern, dass mein Herz jedes Mal schneller schlug wenn er mir näher kam.  ,,Ich liebe dich.", sagte er sachte und ich war mir sicher mein Ausdruck verriet ihm, wie überrascht ich war diese Worte gerade jetzt von ihm zu hören, ,,ich hoffe wirklich ich bin nicht der Grund dafür das dein Vater meint du hättest dich verändert, denn ich liebe dich genau so wie du bist." Ich verlor mich beinahe in seinen funkelnden Augen, während ich seinen Worten lauschte. ,,Ich liebe dich auch.", verließen die Worte glücklich, langsam und so deutlich meinen Mund, dass ich all die Zuneigung welche ich für ihn empfand mit in die Worte fasste. Ich war mir sicher ein jedermann hätte spüren können wie viel mir diese Worte bedeuteten, denn diesmal war ich derjenige, der sich dazu entschied die Distanz zwischen uns zu überwinden und legte während dem Kuss nur sachte meine Hand an seine Wange. 

Am folgenden Morgen wachte ich geborgen und mit dem Gefühl, dass selbst mein Vater mir den Tag nicht zu einem schlechten machen könnte auf. Zuerst öffnete ich meine Augen, wobei ich den noch regelmäßigen Atem Minhos an meinem Hinterkopf spürte. Sein Arm lag über meiner Seite und hatte dafür gesorgt das ich in einen so sorglosen Schlaf wie noch nie gefallen war, wobei von Sorglosigkeit in meinem Leben noch nicht die rede war. Langsam legte ich meine Hand auf die seine uns strich mit meinem Finger vorsichtig über seinen Handrücken. Nach einigen Minuten schien ich ihn mit dieser Geste zu wecken, denn ein müdes Murren kroch mir in mein Trommelfell und er legte seine Hand behutsam um meine.

Nachdem wir darüber geredet hatten was die Zukunft nun für uns bereit hielt, stand für mich ein ausführlicheres Gespräch mit meinem Vater an erster Stelle, was sich wohl oder übel nicht vermeiden ließ. Minho hingegen wollte sich bei Changbin erkundigen und versprach mir das sie eine Lösung finden würden und er mir schnellst möglich bescheid geben würde, wenn er schlauer war. Am frühen Mittag noch verließ ich also seine Wohnung und machte mich langsam auf den Weg nach Hause. Mir flogen unangenehme Gedanken durch den Kopf und ich überlegte mir bereits Ausreden für das folgende Gespräch. Eine plausible Antwort auf die Frage warum ich nicht mit einer Person des anderen Geschlechts zusammen war und meine Zeit verbrachte jedoch fiel mir nicht ein. Genau so wenig wollte ich darüber nachdenken mich rauszureden, denn eigentlich war es doch etwas für was man sich in dieser Generation nicht mehr schämen sollte. Doch trotzdem hatte es mich viele Jahre meines Lebens gekostet diesen Fakt zu akzeptieren und noch länger es zur Sprache zu bringen. Ich hatte es Satt mich dafür verantwortlich zu fühlen und ich war mir sicher mein Vater würde sich schwer damit tun es zu verstehen. Er würde alles dafür geben es zu versuchen, doch ob es erfolgreich wäre oder nicht wüsste ich erst wenn es so weit gekommen war. Und genau dies würde es in den nächsten Augenblicken, denn ich kam an unserer Wohnung an und öffnete unsicher die Wohnungstür.

Als ich das Klicken des Schlosses hinter mir vernahm als die Tür leise zu fiel, begannen meine Ohren und Augen Ausschau nach meinem Vater zu halten. Ich bückte mich und zog mir meine Schuhe aus. Langsam tappte ich Richtung Wohnzimmer und stand plötzlich vor ihm. Er schien realisiert zu haben das ich gekommen war und wollte sich auf die Suche nach mir machen. Schweigend blickte ich in seine Augen, wobei ich unterbewusst bereits zurück schreckte. Er schluckte und machte mir mit einer Geste seiner Hand klar das ich den Raum betreten sollte. Erschöpft ließ er sich auf einen Stuhl im Esszimmer fallen, während ich wartend am Rande des Raumes, nur wenige Meter von ihm entfernt, stehen blieb. ,,Du hättest gestern nicht einfach gehen sollen.", sagte er ernst und blickte kurz zu mir, woraufhin sein Blick wieder von mir wich. ,,Ich weiß.", stimmte ich ihm zu, entschuldigte mich jedoch nicht. Mir blieb gar nichts anderes übrig als ihn stehen zu lassen, schließlich hatte ich es eilig gehabt. ,,Das was du gesagt hast.", setzte er erneut an, ,,war das die Wahrheit?"


taken by surprise - M I N S U N GWo Geschichten leben. Entdecke jetzt