eleven

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Minho schien zu bemerken, dass ich in meinen Erinnerungen graben musste, um mich daran zu erinnern, wie alles abgelaufen war. ,,Es ist damals alles so blöd gelaufen.", sagte ich leise und seufzte, ,,wir waren lange unzertrennlich, auch wenn man es jetzt kaum glauben mag. Wir verbrachten beinahe jeden Nachmittag zusammen und selbst in der Schule kannte uns jeder nur zusammen." Meine Gedanken brachten mich kurzzeitig zurück an all die Orte an denen wir gewesen waren. ,,Es war gerade der beginn der Sommerferien als meine Eltern begannen zu Streiten. Erst war es nichts wildes, irgendwann jedoch unerträglich. Es gab Tage, da schloss ich mich in meinem Zimmer ein und hoffte mit Musik ihren Stimmen ausweichen zu können.", begann ich erneut und schaute kurz zu ihm, um mich zu vergewissern, dass er mir zuhörte und blickte ihm für einen kurzen Moment in die Augen. ,,Naja, sagen wir die Zeit hat mich sehr mitgenommen und ich war lieber alleine als in Gesellschafft, wobei ich nicht bemerkt hatte, dass mein Freund mich brauchte." Mit einem Nicken schien er mir zuzustimmen. ,,Dann hat er sich neue Freunde gesucht und ist abgesunken. Meines Erachtens nach bestimmt auch in Angelegenheiten, in welchen er so gehandelt hat, wie er es nicht hätte tun sollen." ,,Wir haben alle falsche Entscheidungen getroffen, sonst wären wir jetzt nicht da wo wir sind, oder?", entgegnete Minho, woraufhin ich ihm nur still schweigend zustimmen konnte. Doch hätte man immer die richtigen Entscheidungen getroffen, hätte man nie Erfahrungen machen können, das verstand auch ich.

,,Also. Deiner Meinung nach sieht alles anders aus, oder wie?" Kurz schaute ich ihm in die Augen. ,,Sagen wir, den Anfang kannte ich bereits." Mit gesenktem Blick lief er nun neben mir her, ,,es ist schlimmes passiert, in der Zeit wo er alleine war. Außerdem hat sich die neuen Freunde nicht ausgesucht. Sie haben ihn aufgenommen. Nicht anders herum." ,,Macht doch kaum einen Unterschied. Immerhin hat er jetzt das Sagen, richtig?" Wir bogen um die Ecke ab und ich senkte mein Tempo, um den Heimweg zu verzögern. ,,Er hatte nie das Sagen, doch diejenigen die es hatten, sahen seine Leitfähigkeiten als Bedrohung an und es gab Streit.", sagte er, ,,wir teilten uns auf, trennten uns. Doch wir sind nicht im guten auseinander gegangen." Mit einem seufzen kam er zum Ende und ich hätte es mir mehrmals durch den Kopf gehen lassen sollen, als er sagte er würde mir einen Teil der Wahrheit erzählen. Ich wollte die ganze hören, denn mit dem halben Puzzle, konnte ich das Bild nicht erraten. Ich konnte die Lage genau so wenig deuten wie zuvor. 

,,Das war es? Mehr verrätst du mir nicht?", fragte ich leicht empört und blieb vor dem großen Wohnblock, in welchem sich auch die Wohnung meines Vaters und mir befand stehen. ,,Würde ich dir mehr erzählen, würde Changbin das merken.", erwiderte er, ,,außerdem reicht das vollkommen aus, mehr musst du gar nicht wissen um dir vor Augen führen zu können, das ich dir nichts böses will." So als würde er auf eine Antwort warten, zog er die eine Augenbraue in die höhe. ,,Ach.", sagte ich nur und schaute zu ihm, ,,sei dir da nicht so sicher." Mit einem Lächeln, welches nicht einmal ich deuten konnte, wollte ich mich von ihm verabschieden, doch ehe ich dies konnte, ging die Tür auf, vor welcher wir standen. ,,Jisung!", hörte ich die fröhliche Stimme meines Vaters, welcher mitsamt seiner Arbeitstasche die Tür ins Schloss fallen ließ. ,,Es ist lange her, dass du mal wieder jemanden eingeladen hast. Geht doch rein und wenn ich wiederkomme bringe ich was zu Essen mit. Ich muss nur noch kurz was abholen." Überrascht und ohne die Möglichkeit auf eine Antwort schaute ich ihn an. ,,Na geht schon, ich will euch nicht zwingen müssen." Mit einem gezwungenen Lächeln nickte ich und schaute ihm hinterher, wie er in sein kleines rotes Auto stieg und davon fuhr. Na Super.

Einen Moment lang standen wir lautlos da, woraufhin die Stille von Minho unterbrochen wurde. ,,Und, willst du mich nicht rein bitten?", sagte er spöttisch, lachte leicht und schaute mich auffordernd an. So musterte ich ihn, seufzte und öffnete die Tür, durch welche wir beide ins innere des Hauses verschwanden. ,,Du könntest mich noch abwimmeln.", sagte er leise, so als merkte er, dass ich eher weniger von der Idee überzeugt war, ,,also du könntest deinem Vater sagen ich hätte einen Termin gehabt." Es war reizend von ihm, sich einzugestehen, dass die Idee mit rein zu kommen nicht die genialste war. Ich war nicht darauf vorbereitet, ich kannte ihn kaum, er gehörte zu Changbin und zu allem Überfluss sah mein Zimmer aus wie eine Müllhalde. Doch irgendetwas sagte mir, dass mein Vater sauer wäre und sich Sorgen machen würde. Mehr als das, wahrscheinlich würde ich beim Therapeuten landen, weil er denken würde ich hätte Angst Bindungen einzugehen oder so. Wobei die Vermutung irgendwie gar nicht so falsch war. Noch mehr aber würde es mir leid tun ihn weg zu schicken. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er gerne mit reinkommen würde. Meine Gefühle täuschten mich oft. Doch einen Versuch war es Wert, vielleicht würde ich auch noch mehr über Changbin in Erfahrung bringen. ,,Mein Vater glaubt keine Lügen.", antwortete ich ihm schließlich und lächelte leicht, ,,also." Ich blieb vor der Wohnungstür stehen und öffnete diese, woraufhin ich ihm den Vortritt überließ und ihm folgte.

taken by surprise - M I N S U N GWo Geschichten leben. Entdecke jetzt