twenty-six

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Als wir in den Krankenwagen einstiegen ging alles plötzlich schnell. Zwei Sanitäter schlossen Geräte an Minho an und versorgten ihn ausführlich. Mein Blick lag auf seinen Gesichtszügen. Es schien alles so schnell gegangen zu sein. So schnell das ich gar nicht realisierte das ich zuvor noch in die Schule gegangen und gelebt hatte als wäre die Welt in Ordnung. Doch das war sie vor ein paar Stunden auch noch. Nun war es als würde ich in Trümmern wühlen, nicht wissend ob ich etwas finden würde was ohne ihn noch ganz war. Ich dachte über meine Worte nach. Über das was ich sagte bevor seine Augen zu fielen und fragte mich ob er es realisieren konnte. Ob er verstanden hatte was ich sagte und ob er ähnlich fühlte. Doch selbst wenn dies nicht der Fall war, wünschte ich mir nichts mehr als das er wieder gesund werden würde. Ich hätte an seiner Stelle getroffen werden sollen und ich ich könnte es mir genauso wenig wie ihm verzeihen, falls das ganze nicht gut enden würde. Und das obwohl weder er, noch ich die Schuld dafür trug. 

Ich war mir nicht sicher ob die Frau welche neben mir Platz genommen hatte während der Fahrt versuchte mit mir zu reden, denn ich ignorierte beinahe jedes Geräusch was von meiner Umgebung kam. Ich wollte weder über das vergangene reden noch nachdenken. Es war erschöpfend hier zu sitzen und nicht zu wissen was passieren würde, ebenso wie es erschöpfend war in der Notaufnahme angekommen zu sein und von allen Seiten angeschaut zu werden. Ich nahm an es würde an meinem Aussehen liegen. Blutverschmiert zu sein war nichts alltägliches, doch heute Realität. So wurde ich schnellstens von ein paar verschiedenen Ärzten in ein Behandlungszimmer gebeten, obwohl ich ihnen versicherte das es nicht mein Blut gewesen war. Beim genaueren darüber nachdenken wurde mir klar, dass ich einfach nicht so in dem Wartezimmer sitzen sollte, wo andere Menschen mit Familien saßen. Ob sie Minhos Eltern informieren würden? Er war bereits ausgezogen, doch informierte man nicht für gewöhnlich Angehörige? Bei dem Gedanken daran bekam ich Panik das auch meine Eltern informiert sein könnten. Ich legte den Gedanken beiseite, denn schätzungsweise war es unumgänglich das sie etwas davon mitbekamen. Als ein Arzt im Mittleren Alter mich überall absuchte, konnte auch er mir schließlich versichern was ich bereits wusste. Ich war unversehrt. 

Nachdem er herausgegangen war dauerte es keine Minute, da öffnete sich die Tür erneut. Das Zimmer war so abgedeckt, dass man von außen nicht herein schauen konnte. Es war ein schätzen wer als nächstes kommen würde, doch ich merkte wie vor der Tür des Zimmers geredet wurde. Diesmal war es ein junger Arzt, welcher hinter sich die Tür schloss. ,,In was auch immer einem Verhältnis Sie zueinander stehen.", sagte er und blickte mich verwundert an, so als hätte man ihm zwar gesagt wie ich aussehen würde, doch er hatte es nicht geglaubt, ,,wollte ich sie darüber informieren, dass er jetzt operiert wird." Auf ihn fixiert nickte ich. ,,Ich bräuchte die Kontaktdaten von ihnen beiden.", sagte er vorsichtig und mehr oder weniger freiwillig sagte ich sie ihm, woraufhin ich ihm meinen Personalausweis in die Hand drückte, welchen ich in einem Geldbeutel immer bei mir trug. Kurz bedankte er sich und verließ das Zimmer erneut, nachdem er mir versicherte er würde mich informieren, sobald es Neuigkeiten geben würde. Die Zeit verging und ich saß regungslos am Rand des Behandlungsbettes. Kurzzeitig lief mir erneut die ein oder andere Träne die Wange herunter, woraufhin ich mir sie jedes mal sofort wieder weg wischte. Aus dem nichts ging die Tür auf.

Überrumpelt schaute ich hoch und erschrak bei dem Anblick zweier Polizisten. Ich hatte nicht damit gerechnet das etwas derartiges passieren würde, doch vom Prinzip her machte es Sinn. Das Geschehene war eindeutige Körperverletzung und illegal obendrauf. Mein Puls ging hoch. Was sollte ich bloß sagen? Ich kannte doch kaum etwas von der Wahrheit. ,,Guten Tag.", sagte einer der beiden mit tiefer Stimme. Ich fragte mich wie viel Ironie doch in der Begrüßung lag, doch er schien es nicht zu merken. Vorsichtig blickte ich zu ihnen und machte eine leichte Kopfbewegung zur Begrüßung, unfähig etwas zu sagen. Er kam auf mich zu und legte mir eine Tüte hin. Verwirrt schaute ich zu dieser. ,,Ich würde vorschlagen Sie ziehen sich zuerst um.", sagte er und machte deutlich das in der Tüte Anziehsachen sein würden. Mein Kopf wanderte zu dem Nebenzimmer, welches ich als Toilette wahrnahm und er mich mit seinem Blick aufforderte mich zu beeilen. Ich fragte erst gar nicht nach woher sie meine Sachen hatten, denn als ich einen Blick in das innere der Tüte warf bemerkte ich, dass das Oberteil mir mehr als bekannt vorkam. Mit einem seufzen stand ich auf und verzog mich in dem kleinen, bloß auf das nötigste beschränktem Badezimmer. Langsam zog ich mir das Oberteil über den Kopf, wobei ich bereits begann darüber nachzudenken wie ich ihre Fragen beantworten sollte. Ich hatte Filme geschaut, mir war klar das sie zuerst mit mir reden wollen würden, bevor ich mit jemand anderem in Kontakt kam. Ich war vollkommen aufgeschmissen. 

Nachdem ich ein schwarzes Oberteil und eine dunkelgraue Jeans angezogen hatte, welche sich in dem Beutel befanden, schaute ich mich im Spiegel an. Trotz allem sah ich schlimm aus, so versuchte ich mir wenigstens noch das Rot von den Händen zu waschen und ein par Spritzer aus meinem Gesicht zu entfernen. Meine Schuhe waren ruiniert, denn sie waren mittlerweile trocken, jedoch bezweifelte ich das sie einmal wieder weiß werden würden. Mit einem aller letzten Blick in den Spiegel versuchte ich mir einzureden, dass alles schneller vorbei gehen würde als gedacht. Ich wollte weder mit den Polizisten reden, noch mit meinen Eltern, den Ärzten oder noch besser Changbin. Doch ich nahm an es würde sich alles nicht vermeiden lassen. So öffnete ich entschlossen die Tür und setzte mich erneut an den Rand des Bettes, nachdem einer der Polizisten mich dazu aufforderte. Sie klärten mich zuerst über meine Rechte auf und wenn ich es richtig verstand hätte ich sogar schweigen können. Ich wäre zu nichts verpflichtet gewesen, doch ich ermutigte mich dazu immerhin ein paar ihrer Fragen zu beantworten. So wussten sie am Ende, dass absichtlich mit einer Waffe auf uns geschossen wurde und Minho getroffen wurde. Mehr sagte ich nicht. Weder wie wir auf die Idee kamen überhaupt in die Fabrik zu gehen, noch wer geschossen hatte. Ich hatte Angst sie könnten glauben das ich es gewesen wäre, doch anhand der ganzen Tatsachen die bereits feststanden zweifelte ich diese Möglichkeit doch sehr an. So nahm ich an das sie als nächstes mit Minho reden wollten, sobald er aufwachen würde. Erneut blieb ich alleine in dem kahlen Krankenzimmer zurück. 

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Ich muss zugeben das im echten Leben die Ereignisse sicherlich anders ablaufen, doch so genau kenne ich mich da leider doch nicht aus xD

Danke fürs lesen^^

taken by surprise - M I N S U N GWo Geschichten leben. Entdecke jetzt