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,,Das fragst du ausgerechnet mich?", entgegnete mein Gegenüber und trat provokant einen Schritt auf mich zu, um den Abstand konstant zu halten, ,,sollte ich das nicht eher dich fragen?" Mit leichter Gänsehaut auf den Armen schaute ich einmal an ihm und allen anderen herunter. Ich kannte nur wenige von ihnen, ein paar hatte ich noch nicht einmal auf diese Schule gehen sehnen. Also hatte ich keine Ahnung wo er sich seine ganzen Leute immer aufschnappte, doch Respekt hatte ich vor ihnen, das musste ihm bewusst sein, denn sein lächerliches Grinsen drang zu mir durch. ,,Ich hab nichts getan, und jetzt lasst mich in Ruhe.", begann ich laut und endete leise. Mein Blick wanderte zu Boden, doch sofortig wieder hoch. Ich wollte ihm nicht zeigen, dass ich schwach war, das würde die Lage wohlmöglich noch verschlimmern. ,,Nichts getan?", sagte er spöttisch, ,,so nennst du das also?" Er legte seinen Kopf schief und trat einen weiteren Schritt auf mich zu, wobei ich nur wie erstarrt stehen blieb. ,,Auch Mädchen können Lügen, Changbin. Ob du es nun glaubst oder nicht, ich hab rein gar nichts getan." Entsetzt funkelten ihn meine Augen an, doch meine fehlende Angst vor ihm, welche ich ihm zumindest vorenthielt  schien ihm nicht sonderlich gut zu tun. ,,Jetzt hör mal gut zu.", begann er leise und trat bedrohlich nahe an mich heran, ,,Juhee hat mich noch nie angelogen, du hingegen schon. Ich glaube keinen Lügnern, und erst recht nichts, was aus deinem Mund kommt." Seine Hand packte mich am Arm und ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, vergeblich. ,,Kaum zu glauben, dass du und ich mal Freunde waren, nicht?", sagte ich mit konstanter Tonlage und gab nur ein minimales lächeln von mir. ,,Den Zeiten trauere ich keineswegs hinterher.", entgegnete er Stumpf und verfestigte den Druck auf mein Handgelenk.

,,Was willst du von mir?", fragte ich, ,,willst du mich von der Schule jagen, wie die anderen vor mir? Dafür müsstest du mich aber loslassen." Erneut versuchte ich meinen Arm loszuziehen, doch er blieb mühelos stehen und gab nicht nach. Mit einem seufzen blickte ich schließlich wieder zu ihm. ,,Ach Jisung, das wäre doch viel zu einfach. Findest du nicht?" Sein erneutes Grinsen brachte Wut in mir auf, welche ich sofortig versuchte zu unterdrücken. ,,Also für mich klingt es ganz angenehm.", sagte ich leise und lächelte nur blöd zurück. ,,Jetzt hör mir zu.", sagte er wie aus dem nichts heraus wieder Totenernst, ,,ich will das du mir behilflich bist. Sagen wir, ich will das du uns einen Gefallen tust." Einen Moment blieb es still, denn ich versuchte meine Wortwahl zu überdenken. ,,Das kannst du vergessen!", kam es lauter als erwartet aus mir heraus. ,,Was hast du gesagt?", sagte er leise, ,,wiederhole es doch für mich. Ich will nur sicher gehen ob ich es auch richtig verstanden habe." ,,Changbin, ich erledige eure Drecksarbeit nicht. Vergiss es.", wiederholte ich diesmal etwas leiser und versuchte furchtlos herüber zu kommen, was ich keinesfalls war. ,,Das wirst du." Spöttisch grinste er und ich blickte einmal zu den anderen Jungs, welche noch immer wie ein Schutzschild hinter ihm standen. ,,Was willst du tun wenn ich mich weigere?", legte ich es drauf an und wartete einen Moment bis ich erstmalig mit Erfolg seinen Griff los wurde. Das Wütende funkeln aus seinen Augen verschwand und für einen Moment dachte ich er würde nachgeben, doch das war scheinbar nur Wunschdenken. Ich ging davon aus, dass er mich in Ruhe lassen würde, weil wir mal mehr als nur flüchtige Bekannte waren, doch vielleicht löste gerade das Wut in ihm aus. Wobei er doch aus meinem Leben verschwunden war, nicht ich aus seinem. Doch es gab immer zwei Sichtweisen, das wusste ich. Und sogar seine versuchte ich nachzuvollziehen. 

Ich war verwundert und erschrocken zugleich, als er wieder einen Schritt auf mich zu machte, mich am Oberteil packte und mit seiner Rechten Faust nach meiner Wange ausholte als wäre es das normalste der Welt für ihn. Entsetzt legte ich meine Hand auf die Schmerzende Stelle, welche sich als eine leicht aufgeplatzte Lippe heraus stellte. Es war enttäuschend zu merken was aus uns geworden war. ,,Wow.", sagte ich nur leise und schaffte es nicht ihm in die Augen zu sehen, ,,so regelst du das also." Vorsichtig nickte ich um meinen wehmütigen Ausdruck herüber zu bringen. Langsam nahm ich meine Hand wieder herunter und betrachte meinen durch das Blut leicht roten Finger. ,,Was willst du?"

Wir einigten uns darauf, dass ich mich am folgenden Tag in der Pause freiwillig mit ihnen treffen sollte, um zu besprechen, was ich am Abend erledigen sollte. Ich versuchte den Gedanken zu verdrängen, doch wenn er so nötig jemanden brauchte, der die Drecksarbeit für ihn erledigte, spielte ihm das von Juhee in die Welt gesetzte Gerücht doch ganz gut in die Hände. Einmal noch kurz, auf den Weg zur Schultoilette, um mein Gesicht zu waschen, drehte ich mich um und traf mit meinem Blick genau auf einen der Jungen, welchen ich bis jetzt kaum gesehen hatte. Er hielt meinem Blick stand und ich betrachte kurz und mit keinerlei freundlichem Ausdruck im Gesicht sein Aussehen. Es passte nicht ganz in das typische Bild so einer Clique von Changbin. Seine Haare waren nicht schwarz, sondern in einem recht schönen hellerem Braun gefärbt. Seine Kleidung versuchte nicht ihren Anführer zu imitieren, sondern sie sah anders aus. So als würde wenigstens einer von ihnen noch daran denken ein eigener Mensch zu sein und nicht voll und ganz einer von Changbins Marionetten. Ich erkannte etwas in seinen Augen, was ich nur schwer zuordnen konnte. Es hatte einen Schimmer von Reue und einen Hauch Mitleid. Pah, wenn jemand Mitleid verspüren sollte, dann ich selber, denn von einem der nur blöd zuschaute bedeutete es rein gar nichts für mich. Ruckhaft drehte ich mich wieder weg und fand mich schneller als erwartet vor einem Wasserhahn und einem Spiegel wieder. Glücklicherweise sah das ganze gar nicht allzu schlimm aus, sodass ich mir noch eine passende Ausrede für meinen Vater ausdenken konnte. Meinen Freunden würde ich wohl oder übel die Wahrheit verraten müssen. 

,,Was hat der denn gemacht?", hörte ich eine leise Stimme flüstern und schaute mich um. ,,Egal was passiert ist, der hat es doch verdient!", sprach eine weitere und ich seufzte nur als ich zwei Jungen aus dem Jahrgang unter mir an mir vorbei, hinaus auf den Schulflur huschen sah. ,,Ich kann euch hören.", seufzte ich nur leise als sie weg waren und entschied mich dazu, Seungmin und oder Jeongin suchen zu gehen. Wobei ich mir noch Gedanken darüber machte, was der jüngere von den beiden nun von mir hielt und ob er der Geschichte, welche herum erzählt wurde glauben schenkte. 

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Danke für's lesen^^

taken by surprise - M I N S U N GWo Geschichten leben. Entdecke jetzt