thirty-four

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Die Tage vergingen und ich verbrachte beinahe jeden Nachmittag im Krankenhaus. Minho hatte der Polizei die gleiche Geschichte erzählt, wie ich sie meinen Eltern erzählt hatte und obwohl er sagte es wären keine weiteren Ermittlungen nötig, versicherten die Beamten uns das sie die Augen weiter offen halten würden. Dadurch das ich aus beabsichtigter Vorsicht nach dem Vorfall, gegenüber der Polizei kaum ein Wort heraus bekommen hatte, konnten auch keine Wiedersprüche entstehen. Zumindest hoffte ich das. Changbin war ich seit dem Tag direkt nach dem Minho im Krankenhaus gelandet war nicht mehr begegnet und manchmal redete ich mir ein es sei sogar besser so. Der Tag an dem mein Freund das Krankenhaus verlassen durfte war der Tag, an dem ich meinen Vater dazu überreden konnte ihm über die Nacht hinweg Gesellschaft zu leisten. Schlicht und weg war es nach dem Vorfall beinahe unmöglich mich unbemerkt von ihm fern zu halten. Die einzige Ausrede welche bis jetzt funktioniert hatte, war das Krankenhaus. Ich hatte das Gefühl, es würde ihn viel Zeit und Geduld kosten bis er mich wieder ungefragt aus dem Haus lassen würde, doch ich verstand ihn. Es hätte mich treffen können. Nein, es hätte mich sogar treffen sollen. 

Als ich dann also direkt nach der Schule das Krankenhaus aufsuchte um Minho dabei zu helfen endlich aus diesem angsteinflößenden Ort zu verschwinden, ging es schneller als zuvor gedacht und wir befanden uns bereits wieder bei ihm in der Wohnung. Sobald ich die Tür öffnete und den älteren vorgehen ließ, atmete dieser erleichtert auf. ,,Endlich.", sagte er und schaute zu mir, woraufhin ich mit seiner recht kleinen Tasche herein kam und die Tür hinter uns schloss. Ich lächelte leicht. ,,Das Krankenhaus sehen wir hoffentlich nicht so schnell wieder.", sagte ich und schaute auffordernd und mit hochgezogener Augenbraue zu ihm. ,,Da stimme ich dir gerne zu.", sagte der braunhaarige, zog sich langsam seine Schuhe aus und verschwand im Wohnzimmer. Verträumt blickte ich ihm nach. ,,Jetzt können wir sogar Zweisamkeit genießen.", ertönte seine Stimme aus dem Nebenzimmer und ich musste lächeln, während auch ich mich von meinen Straßensachen befreite, ,,ganz ohne nervige Schwestern oder Ärzte." Schmunzelnd lehnte ich mich im Türrahmen an und blickte zu meinem Freund, welcher es sich bereits auf der Couch gemütlich gemacht hatte. ,,Die Bedingung für deine Entlassung war es, dass du dich schonst." Schmollend wanderte sein Blick zu mir. 

Den Abend verbrachten wir recht gemütlich mit dem ein oder anderen Gespräch und einer Auswahl von verkorksten Fernsehsendungen. Als es schließlich so spät war, dass mir die Augen fast zu fielen, beendete Minho das ganze und wanderte mit mir zusammen ins Schlafzimmer. Ich brauchte nicht lange, da befand ich mich schon zusammengekauert und gestört von dem noch brennenden Licht im Bett wieder. Es schien für uns auch ohne Gespräch ziemlich klar zu sein, dass wir es nicht mehr nötig hatten in getrennten Räumen zu schlafen, denn als Minho das Licht ausmachte und sich vorsichtig neben mich legte, blickte ich noch einmal zu ihm und erwiderte sein zartes Lächeln, was auch im dunklen Raum noch zu erkennen war. Nach einem letzten Kuss drehte ich mich schließlich um und flüsterte leise: ,,Gute Nacht." 

-Zeitsprung-

Es dauerte wieder seine gewisse Zeit, da wendete sich mein Leben zumindest ein Stück weit wieder dem alten zu. Minho ging es soweit wieder gut und er konnte uneingeschränkt sein Leben leben. Meine Freunde schauten mich nicht mehr so an als wüssten sie nicht wie sie mit mir umgehen sollten und selbst die Gespräche zwischen uns waren nicht mehr so angespannt. Von Changbin kam zumindest bei mir nicht viel an und genau dies versteckte die Geheimnisse noch mehr vor ihnen, doch es gab vorerst keinen Grund dafür mir die Geschichte des Vorfalles nicht abzukaufen. Mein Vater war die einzige Angelegenheit, welche mich hin und wieder ein paar Nerven kostete. Zwar konnte ich ihm inzwischen auch wieder mehr aus dem Weg gehen, das Gefühl das ich unbeobachtet Leben konnte gab er mir jedoch nicht. Es war als würde er versuchen überall drüber zu schauen, fast so als würde ausgerechnet er nicht daran glauben das das ganze ein Zufall gewesen war. 

So angenehm wie es lief sollte es aber natürlich nicht lange bleiben. Es war ein Freitag, da erreichte mich noch vor dem Unterricht eine Nachricht von Minho, welche besagte ich solle bitte in der Pause in den Schatten des Gebäudes kommen. Mir war das ganze nicht ganz geheuer, doch das eines Tages das Spiel weiter gehen würde war mir klar gewesen. Wir hatten uns nur eine Auszeit genommen, eine Pause gemacht. So verschwand ich in der Pause rasch und watschelte durch die Massen an Schülern in den Fluren, welche mittlerweile tatsächlich ein anderes Gesprächsthema gefunden hatten als mich. Im Freien angekommen erreichte mich eine leichte Briese und meine Füße trugen mich recht schnell zu dem Ort, wo bereits Changbin und einige seiner Leute, oder wie man es nun auch nennen mochte, standen. Ich erkannte auch meinen Freund unter ihnen, welchem ich ein leichtes Lächeln zur Begrüßung schenkte. Er erwiderte es nur halbherzig und löste Verwunderung in mir aus. Noch wusste keiner von den anwesenden etwas von uns, doch darauf konnte ich es nicht schieben. Jeder hier wusste, dass wir uns zumindest so gut verstanden, dass er anstelle mir den Schuss auf sich genommen hatte. Und wer da noch nicht mehr erwartete, versuchte es auch einfach nicht. Etwas bedrückte ihn und ich war mir sicher den Grund dafür würde ich in den nächsten Minuten erfahren. Changbin hingegen musterte mich zur Begrüßung nur gründlich. Ich konnte oder wollte es nicht einordnen, doch es schien so als würde er sicher gehen wollen, dass ich noch ganz war. Schnell kamen Fragen in mir auf, welche größtenteils von der Angst gefüllt waren, das treffen könnte etwas konkretes mit mir zu tun haben. Vielleicht hatten sie sich aufgeregt, da der Junge welcher auf mich schoss, nicht mich getroffen hatte. Vielleicht wollte er genau das und nun war es ihnen wichtig auch mir ein Leid zuzufügen. Plausibel schien mir die Überlegung im Bezug auf das was ich von Minho erfahren hatte aber eher weniger. Sie kümmerten sich gar nicht darum wem sie Schaden zufügten, obwohl ich mir sicher war es machte ihnen Freude wenn es ausgerechnet Minho traf, ihnen ging es nur ums Prinzip. Sie wollten dieses Spiel, diese Spannung welche sich aufgebaut hatte nicht verlieren. Selbst wenn nicht sonderlich viel für sie dabei rausspringen würde, war ich mir sicher es ging ihnen um das Gefühl des Glückes. Das Gefühl eines Sieges. 





taken by surprise - M I N S U N GWo Geschichten leben. Entdecke jetzt