Mein Blick wanderte wieder zu Jongdae, welcher aufgebracht die Stellung hielt. Wütend funkelten seine Augen als sich keiner mehr bewegte um auf seine Seite zu wechseln. So sicher wie ich lange zuvor nicht mehr gewesen war, traf mein Blick auf seinen. Sein Kopf legte sich schief. ,,Ich bin enttäuscht, Minho.", sagte er und lachte schelmisch, ,,von dir hatte ich etwas anderes erwartet, du warst mir doch sonst immer so treu." Ich musste mich zusammenreißen, um nicht mit all der Wut, welche sich in den vergangenen Monaten in mir angesammelt hatte auf ihn los zu gehen. Die Aufmerksamkeit aller lag auf mir und Jongdae, wobei ich meinen Blick provozierend lange auf seinem liegen ließ. ,,Ihr wisst alle was das bedeutet.", sagte er und bekam keine Antwort, nur aufgebrachte Stille, ,,vertraut ihr Changbin wirklich so sehr? Das ihr euer Schicksal in seine Hände legen wollt?" Er spuckte seinen Namen beinahe aus, woraufhin ich erneut die in mir aufkochende Wut unterdrückte. Ich kannte Changbin kaum, doch die Gespräche die ich mit ihm geführt hatte schienen ehrlich zu sein. Ich hatte mehr Ehrlichkeit erhalten, als ich sie von Jongdae in den vergangenen Jahren erhalten hatte. Nun hatte ich es satt, endgültig. Das ganze musste eine Ende haben, heute noch. Er sollte rumtreten auf wem er wollte, doch nicht mehr auf uns. Er schien zu warten, ich erkannte seine Unsicherheit, welche er zu jedem Preis zu verstecken versuchte. ,,Verräter.", flüsterte er beinahe und ich wusste das er größtenteils auf mich anspielte, ,,mir soll es egal sein. Euer Problem, sieht zu wie ihr ohne mich zurecht kommt." Ein paar schnelle Schritte trugen ihn zu Changbin, welcher mittlerweile ebenfalls wütend drein guckte. Aus dem nichts schubste Jongdae den kleineren zurück. Der Versuch eines Kampfes wäre vergebens, alleine schon angesichts des Körpervolumens, von welchem Changbin wohl oder übel weniger besaß. ,,Was dich angeht.", begann er erneut und blickte zu Changbin, welcher sich wieder gesammelt hatte, ,,muss ich mir noch etwas einfallen lassen."
Die Luft wurde schwerer und eine betrügerische Stille füllte den Raum. Aufmerksam blickte ich an Jongdae herunter und da sah ich es. Die kleine Klinge, welche er tagtäglich bei sich trug. Ich war immer davon ausgegangen es würde nur seinem Schutz dienen, doch nun legte das ganze eine komplett andere Sicht auf die Situation dar. Mit der kleinen, vielleicht zehn Zentimeter langen Klinge hatte ich mich abgefunden, ich bin nie davon ausgegangen, dass sie jemandem ernsthaft schaden könnte. Angesichts dessen, was sich jedoch abspielte, kam eine Vorahnung in mir hoch, welche mich zum Handeln zwang. Schnell und unüberlegt trugen mich meine Beine zu den beiden, bis genau zu dem Punkt, wo nun ich Jongdae nach hinten stoß. Wütend funkelten meine Augen, wobei sich bei ihm ein Schimmer von Überraschung finden ließ. ,,Du musst damit aufhören Leute wie Schachfiguren über das Spielbrett zu schieben, welches unser Leben ist.", sagte ich ernst. Und mit ernst meinte ich auch genau das. Es war so zielgerichtet, dass Sogar ein Kind hätte verstehen müssen, dass ich nicht spaßte. ,,Wir haben alle Fehler begangen.", setzte ich erneut an und plötzlich machte es mir gar nichts mehr, dass so viele uns zuschauten, ,,du musst damit aufhören uns ständig dafür zu bestrafen." Die Stille kehrte zurück und nahm sich jeden Schimmer Hoffnung, an welchem wir so hingen. Unsere Blicke trennten sich nicht voneinander, fast so als würden diese den Streit von alleine regeln. Leider jedoch konnten sie all den Schmerz, welchen wir uns gegenseitig zugefügt hatten nicht ausbaden, denn als sein Blick von meinem wich, kam er mir zuvor und rammte das Messer geradewegs in meinen unteren Oberkörper. Langsam wich ich zurück, wobei ich den Schmerz von der Wunde, an welcher nun die gesamte Aufmerksamkeit des Raumes hing, gar nicht richtig wahrnahm. Zu aller erst erreichte mich dieser, welcher mir zeigte wie falsch ich all die Jahre lag, in welchen ich versuchte an die Besserungen eines Menschen wie diesem zu glauben. ,,Du hast hier den Fehler begangen.", entgegnete er kalt, woraufhin er sich wegdrehte. Mit immer schwächer werdenden Kräften taumelte ich zurück. ,,Und all die, welche auf eurer Seite stehen."
Mein Sichtfeld schränkte sich ein, woraufhin ich langsam in mir zusammen sackte. Meine Augen nahmen auf, wie Jongdae und die, welche weiterhin auf seiner Seite standen verschwanden. Das letzte woran ich mich erinnerte war Changbin, welcher fluchend über mir hockte und mich dazu zwang die Augen nicht zu schließen. Vergeblich, denn all der Schmerz wurde von der Dunkelheit umhüllt und nach dem vergangenen konnte ich die Gelegenheit nicht ablehnen, dem dunklen zu folgen und endlich los zu lassen.
×
Unfähig auch nur irgendetwas zu sagen, blickte ich zu Minho, welcher mir das Vergangene schilderte, so als wäre es heute erst passiert. Schwer schluckte ich. Wenn seine Vergangenheit so aussah, musste ich wirklich blöd sein daran zu glauben, dass er und Changbin die bösen waren. Ich musste mir eingestehen das ich falsch lag und mich fragen wie ein einziger Mensch alleine den Schmerz eines solchen Tages aushielt. Dazu kam, dass sie offensichtlich immer noch nicht damit durch waren. Irgendetwas war schließlich noch am laufen, sonst müsste ich nicht ständig diese blöden Kartons ausliefern. ,,Ich glaube das war ziemlich viel für einen Tag.", begann er und blickte zu mir, ,,du solltest dich ausruhen." Zustimmend nickte ich, ganz abgesehen davon das ich wirklich müde war, hatte ich das Gefühl das mein Kopf mehr Informationen heute so oder so nicht mehr aufnehmen würde. ,,Du kannst hier schlafen.", sagte er und stand vom Bett auf, ,,ich schlafe im Wohnzimmer." Ohne mich zu bedanken und ihm anzubieten zu tauschen, legte ich mich vorsichtig hin. Aufstehen wollte ich nicht mehr und viel reden ebenso wenig. ,,Ich habe Angst.", verließen die Worte leise meinen Mund und er merkte, dass nicht von der jetzigen, sondern vor der allgemeinen Situation die rede war. ,,Ich weiß.", sagte er, nahm die Bettdecke und legte sie behutsam über mich, ,,ich passe auf dich auf." Ich spürte wie mir warm wurde, bei dem Gedanken daran, dass sich jemand um mich sorgen könnte. ,,Warum?", fragte ich müde und untergrub dabei nicht eine gewisse Dankbarkeit, welche meine Stimme zierte. ,,Manchmal wünschte ich mir, ich hätte jemanden gehabt der auf mich acht gegeben hätte. Du hast es nicht verdient das durchzustehen. Alleine würdest du nicht weit kommen." Ein kleines, wirklich minimales lächeln schlich sich auf seine Lippen und erneut hielt ich mich davon ab, mich wiederholt zu bedanken. Kurz lag sein Blick noch auf meinem. ,,Schlaf gut.", sagte er und wich langsam vom Bett zurück. ,,Du auch.", entgegnete ich und kuschelte mich in der am wenigsten schmerzenden Position in die flauschige Bettdecke ein .
x
In diesem Kapitel passiert echt ganz schön viel^^'
Ich hoffe das die Verwirrung sich in Grenzen hält, es kommen nach und nach immer mehr Teile der Wahrheit ans Licht ;)

DU LIEST GERADE
taken by surprise - M I N S U N G
FanfictionEin zu Beginn normaler Abend brachte ein Gerücht in die Welt, welches Auswirkungen auf das Leben eines Abschlussschülers hatte, welche unerwarteter nicht hätten kommen können. Jisung hatte sich nicht einmal Bruchstücke von dem was alles passierte au...