Nachdem ich ihm etwas genauer berichtete was vorgefallen war herrschte Stille. Ich konnte ihn nur um Haaresbreite davon abhalten herzukommen, denn das einzige was die Situation noch schlimmer machen würde als sie bereits war, war es Changbin dabei zu haben. ,,Dann versprich mir das du mich anrufst, wenn du mehr weißt.", sagte er ernst und ich stimmte zu. Ich ging davon aus das ich am folgenden Tag die Schule nicht besuchen würde, schließlich war es beinahe schon neun Uhr. Das ganze hier würde sicherlich noch dauern. Immer noch aufgebracht legte er schließlich auf und ich seufzte erleichtert auf. Ich musste mit Minho reden, denn ich war aufgeschmissen wenn es darum ging der Polizei, meinen Eltern oder aber meinen Freunden zu berichten was vorgefallen war. Sollte ich wirklich noch mehr Lügen verbreiten? Unsicherheit kam in mir hoch, doch ich verdrängte sie vorerst. Eine Antwort oder Lösung würde ich erst durch ein Gespräch mit Minho und oder Changbin bekommen. Wobei Changbin es wahrscheinlich egal wäre wie viel Lügen ich erzählen, und mir später keiner mehr Glauben schenken würde.
Es dauerte noch eine halbe Ewigkeit bis endlich jemand auftauchte um mit mir zu reden. In der Zwischenzeit machte ich mir Gedanken ob dies ein gutes oder schlechtes Zeichen sein könnte. Es könnte bedeuten, dass sie ihm helfen konnten und die Operation lange gedauert hatte oder aber es könnte auf Komplikationen hindeuten. Immer wieder redete ich mir ein das es gut gehen müsste. Er hatte schon einmal etwas ähnliches überstanden. Eine fachliche Meinung oder desgleichen besaß ich natürlich nicht, doch ich hoffte einfach darauf das er stark war. Außerdem glaubte ich gerne an ein Schicksal. Nicht unbedingt daran, dass Dinge vorbestimmt waren und es keine Möglichkeit gab sie zu ändern, viel mehr daran, dass das Schicksal einem das brachte was man verdiente. Und natürlich fragte ich mich warum er etwas derartiges verdient hatte, doch als Ausgleich dessen musste er es zumindest überstehen. Alles andere wäre einfach nicht fair. Irgendwann fing ich an jede Person welche so aussah als würde sie aus einer Operation kommen und jemanden informieren wollte zu beobachten. Ich hoffte so sehr das sie nach mir suchten, doch ihre Augen trafen jedes Mal auf jemand anderen, welche immer erleichtert aufsprangen und mit gingen. Ich hatte Angst das es bei mir anders sein würde.
Als dann aber der eine Arzt, der der mir versprochen hatte mir zu berichten, wenn es etwas neues gab auftauchte, wusste ich das er zu mir wollte. Und als sein Blick auf mich traf bestätigte sich das ganze. Als er vor mir zum stehen kam, schaute ich zu ihm hoch. ,,Wenn sie mir einmal folgen würden.", sagte er höflich, woraufhin ich aufstand und mich nur schwer auf meinen Beinen halten konnte. Ich folgte ihm ein paar Gänge, um ein paar Ecken und Kanten des hell eingerichteten Krankenhauses, bis wir vor einer Zimmertür stehen blieben. Erwartungsvoll blickte ich zu ihm. ,,Er hat die Operation überstanden, ist jedoch noch nicht wieder aufgewacht. Eine derartige Verletzung schwächt den Menschlichen Körper sehr.", sagte er langsam und verständlich, ,,er wird sicherlich etwas Zeit brauchen. Sie können gerne rein gehen, doch selbst die Besuchszeit für Notfälle endet bald." Mit einem nicken bestätigte ich ihm das ich seine Worte verstanden hatte. So öffnete ich langsam die Tür, atmete einmal tief ein und aus, und trat in das kleine Zimmer ein. Die Tür schloss ich hinter mir wieder. Es waren etwa zwei Schritte nötig, bis ich um den kleinen Eingangsbereich des Zimmers, welcher eine Tür zu einem Badezimmer beinhaltete, herum schauen konnte und mein Blick geradewegs auf ein Bett fiel, in welchem Minho lag. Es löste ein Gefühl wie ein Albtraum, sowie ein glückliches in mir aus. Ich war mehr als erleichtert ihn so zu sehen, wobei ich immer noch schockiert war, dass es überhaupt soweit gekommen war. Ich trat näher an sein Bett heran und betrachtete seine geschlossenen Augen. Für einen, wenn auch nicht langen Moment, zog ich mir einen Stuhl von einem kleinen Tisch heran und setzte mich neben ihn. Betrachtete ihn ausführlich und steckte meine Gedanken wieder zurück in ihre Käfige. Ein Teil von mir wünschte sich, dass er sofort aufwachen würde, wobei der andere einfach nur hoffte das er möglichst lange so friedlich wie nun Ruhen konnte. Sobald er die Augen öffnen würde, würde ihm die Realität wieder in die Arme springen, das tat sie immer. Genauso wie sie mich zu sich zurück holte, als sich die Tür öffnete und eine Schwester mich bat das Krankenhaus zu verlassen. Enttäuscht stand ich auf und schob den Stuhl an seinen Platz zurück. In Gedanken versprach ich ihm sofort wieder zu kommen, sobald es mir möglich wäre, wobei ich die Worte nicht aussprach. Ich wusste zwar das einem gesagt wurde man solle mit Menschen reden, welche im Koma lagen, doch soweit würde es sicherlich nicht kommen. Ich wollte mit ihm reden, doch nicht so.
Als ich meinen Vater anrief und Changbin bescheid gab, dass er es geschafft hatte, stieg ich Zuhause angekommen nur widerwillig aus dem Auto aus. Mein Vater schenkte mir nur noch fragende, sowie leidende und besorgte Blicke, wobei ich ihm nicht einmal in die Augen sehen konnte ohne ihm die Wahrheit gesagt zu haben. Als ich mich umgezogen hatte und in meinem Bett lag, rollte ich mich so sehr zusammen wie es nur ging. Ich genoss die Wärme welche mein eigener Körper mir schenkte, wobei die Bilder des vergangenen Tages mich nicht verließen. Es dauerte lange bis ich schlaf fand.
Am morgen wachte ich früh auf, schreckte hoch. Mein Vater versicherte mir noch am Abend er würde dafür sorgen, dass ich nicht in die Schule musste. Schließlich gab es ja auch reichlich andere Sachen welche mir den Kopf zerschlugen. So fand ich mich zu einer recht üblichen Uhrzeit am Krankenhaus wieder. Diesmal war ich gelaufen, zwar war es ein ganz schönes Stückchen, doch mein Vater war auf der Arbeit und die frische Luft am morgen tat mir auch ziemlich gut. Den Weg zerschlug ich mir über das aktuellste Thema den Kopf. Ich hatte mir gesagt, ich dürfe darüber nicht nachdenken, solange ich nicht wusste wie es ihm gehen würde, meine Gefühle waren nur zweitrangig was das anging. Doch da ich nun sicher war das es ihm wieder gut gehen würde, kreiste ständig dieser Gedanke in meinem Kopf. Ich würde gerne die Zeit zurück drehen und ihm eher sagen, was ich für ihn empfand. Es war leichtsinnig es in einer Situation zu tun, in welcher alles am seidenen Faden hang. Doch genau deswegen wusste ich, dass meine Worte der Wahrheit entsprachen. Ob er sich überhaupt daran erinnerte?
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Danke fürs lesen :D
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taken by surprise - M I N S U N G
Fiksi PenggemarEin zu Beginn normaler Abend brachte ein Gerücht in die Welt, welches Auswirkungen auf das Leben eines Abschlussschülers hatte, welche unerwarteter nicht hätten kommen können. Jisung hatte sich nicht einmal Bruchstücke von dem was alles passierte au...