Aufgewühlt zog ich mir schließlich eine Jeans statt meiner Jogginghose an und verließ mein Zimmer um zumindest kurz meine Haare auf vordermann zu bringen. Im Flur zog ich mir meine Schuhe an und traf dabei auf meinen Vater, welcher sich provokant in den Türrahmen stellte. Verwirrt blickte ich zu ihm und nahm mir eine Jacke vom Haken. ,,Wo geht es hin?", fragte er und ich antwortete ihm nicht. Sein Ausdruck war so ausgelegt, dass ich bereits wusste das er keine Antwort wollte. Er wusste das ich zu Minho gehen würde. In den seltensten Fällen würde ich mich momentan mit jemand anderem treffen. Höchstens noch mit meinen anderen beiden Freunden. ,,Jisung.", sagte er kurz und ernst, woraufhin ich nur kurz zu ihm blickte, ,,es gab Zeiten, da hast du mir bescheid gesagt wenn du das Haus oder die Wohnung verlässt." Entsetzt wanderte mein Blick zu ihm. ,,Ich bin kein Kind mehr.", erwiderte ich bloß einfach in der Hoffnung ihn los zu werden, sodass ich verschwinden konnte. ,,Ich glaube Minho tut dir nicht gut." Ich bemerkte wie es in mir anfing zu brodeln. Eher weniger aus reiner Wut, sondern durch den Druck den er auf mich ausübte, da ich es eigentlich eilig hatte und nicht zu spät kommen wollte. Wenn er unbedingt darauf bestand könnten wir das Thema meinetwegen ein andermal Diskutieren. ,,Du kennst ihn gar nicht.", sagte ich stumpf und blickte an ihm vorbei, ,,also kannst du auch nicht beurteilen ob er mir gut tut." Immer noch ernst lag seine Aufmerksamkeit auf mir. ,,Du hast dich verändert.", sagte er erneut und es war fast so als würde er es mir zum Vorwurf machen, doch das konnte man nicht. Es war unmöglich gewesen das ich unverändert aus dem ganzen heraus kommen könnte. ,,Menschen verändern sich.", antwortete ich knapp und öffnete die Wohnungstür hinter mir. Die Luft welche uns umgab wurde stickig und als er antwortete war es lauter als zuvor. ,,Aber doch nicht so!", sein Blick lag kurz auf meinem, ,,normale Freunde bewirken nicht, dass du dich so veränderst!" Sein Blick sagte mir das er enttäuscht war, doch in diesem Moment war es mir vollkommen egal. ,,Ich habe dir auch niemals gesagt das er bloß ein Freund ist!" Wütend verließen die Worte meinen Mund. Ich hatte niemals vorgehabt das ganze so zum Ausspruch zu bringen, doch es verschaffte mir zumindest Zeit um abzuhauen. Eine Sekunde lang lagen unsere Blicke noch aufeinander, woraufhin ich die Wohnung verließ und die Tür laut hinter mir ins Schloss fallen ließ.
Sobald ich an der frischen Luft war bereute ich meine Wortwahl zutiefst. Doch in meinem Kopf lief es ständig so ab. Ich sagte etwas und wünschte mir einen Augenblick danach bereits ich hätte es niemals gesagt, meine Gedanken nie zum Ausspruch gebracht. In der letzten Zeit versuchte ich mir oft einzureden das ich damit aufhören sollte meine Entscheidungen zu bereuen. Ändern konnte ich sie im Nachhinein so oder so nicht mehr. Doch die über welche ich nachdachte und mir nicht einmal ein anderer Ausweg in den Sinn kam als der welchen ich gewählt hatte, waren die schlimmsten. Schlicht und weg aus dem Grund, dass ich hin und her überlegte ob ich nicht doch hätte anders handeln können. Somit versuchte ich mich davon abzuhalten meine Gedanken weiterhin meinem Vater zu widmen. Es war Wochenende und somit hatte ich es nicht nötig vor Sonntag Abend wieder nach Hause zu gehen. Bis dahin könnte ich noch mögliche Worte suchen, mit welchen ich ihm seine Fragen beantworten könnte.
An der Schule angekommen traf ich wie erwartet auf meinen Freund. Er war nicht alleine, doch er verließ die überschaubare Gruppe der anderen als er mich kommen sah und kam mir ein Stück entgegen. Bei mir angekommen fiel ich ihm beinahe in die Arme. ,,Was ist los?", fragte der ältere mich und löste sich von mir um mich zu mustern. ,,Mein Vater.", sagte ich nur und lief neben ihm wieder auf den Rest der Gruppe zu, ,,erzähle ich dir später." Sein Blick lag auf mir und ich schenkte ihm ein leichtes Lächeln. Er schien zu verstehen das es nun andere Dinge gab über welche man sich den Kopf zerschlagen konnte. Nämlich die, die in unmittelbar naher Zukunft lagen. Doch wie üblich konnte auch ich diese nicht voraus sagen und merkte wie unsinnig es war sich über diese Gedanken zu machen, ebenso wie die Vergangenheit. Es waren Faktoren welche ich nicht beeinflussen konnte.
Wieder bei den anderen angekommen blickte ich mich um. Es waren nicht viele, unmöglich alle. ,,Wir gehen nicht alle zusammen.", sagte Minho als er zu bemerken schien das ich zumindest Ausschau nach Changbin hielt, ,,so fällt es nicht allzu sehr auf." Auffallen tat das ganze so oder so. Wir waren nicht super viele, doch es war ungewöhnlich auch nur eine recht kleine Gruppe an Jugendlichen hier zu treffen. Sobald die Gruppen größer waren, hatte es immer etwas kriminelles auf sich. Ich zählte sechs Jungen, eingeschlossen uns beiden. Einen hatte ich bereits gesehen, die anderen kamen mir unbekannt vor. Der Junge mit den blonden Haaren, welcher mir einst das Packet gegeben hatte was mich zum Spielplatz führte, sah das wir vollständig waren und begann den Fußmarsch einmal quer durch die Stadt. So weit weg wie es sich nun anhörte war es nun auch wieder nicht, doch der Weg war lang genug um über die Stille nachzudenken welche uns umhüllte. Nicht bloß Minho und mich, alle von ihnen waren plötzlich ruhig geworden. Vor nicht einmal drei Monaten dachte ich noch Changbin und seine für mich so angsteinflößenden Gefährten wären durch nichts aus der Bahn zu werfen. Nun wurde ich vom Gegenteil überzeugt. Die Stille war nicht peinlich, sie hätten sicherlich genug Gesprächsthemen auf Lager gehabt. Viel mehr hatte ich das Gefühl jeder war mit seinem eigenen Chaos im Kopf beschäftigt. Ein jeder hier machte sich Sorgen und zerschlug sich den Kopf über das was kommen würde. Sicherlich nicht nur über das was heute noch geschehen würde, sondern auch über all das was unsere nächste Zeit beeinflussen würde. Ob wir dieses dämliche Spiel, welches nur auf Rache und dem Nutzen an anderen Personen beruhte gewinnen oder verlieren würden.
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Heute gibt es wieder zwei Teile, danke fürs lesen!
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taken by surprise - M I N S U N G
FanfictionEin zu Beginn normaler Abend brachte ein Gerücht in die Welt, welches Auswirkungen auf das Leben eines Abschlussschülers hatte, welche unerwarteter nicht hätten kommen können. Jisung hatte sich nicht einmal Bruchstücke von dem was alles passierte au...