thirty-five

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,,Lange nicht gesehen.", sagte Changbin zur Begrüßung etwas vollkommen neutrales und mein Blick wanderte von Minho zu ihm. All die Worte die ich vorhatte ihm entgegen zu werfen sobald wir uns das nächste Mal sehen würden hallten durch meinen Kopf, doch ich wusste das dies ganz sicher nicht der richtige Zeitpunkt war mich bei ihm zu entschuldigen, geschweige denn von ihm ebenfalls eine Entschuldigung zu erwarten. Ich hatte eingesehen das ich falsch gehandelt hatte, doch das hatte er auch. Es war ein Fehler der Kommunikation zwischen uns gewesen, welcher dafür verantwortlich war das wir eine Zeit lang beide alleine dar standen. So hielt ich inne und versuchte meinen üblich genervten Blick in seiner Gegenwart aus meinem Gesicht zu verbannen. Ob es klappte wusste ich nicht, viel mehr hatte ich das Gefühl mein Ausdruck wurde angespannt, doch das war er auch zurecht. ,,Ich hielt es für nötig dir mitzuteilen, dass wir am Samstag Nachmittag verplant sind. Wir alle." Eine Geste seinerseits machte mich darauf aufmerksam das er wirklich alle meinte, eingeschlossen mich. Meine rechte Augenbraue wanderte fragend in die Höhe, doch innerlich ahnte ich bereits worauf das ganze hinaus lief. ,,Es ist ein simples Treffen geplant.", setzte er erneut an, ,,natürlich hoffe ich es kann ganz ohne Gewalt stattfinden." Besorgt wanderte mein Blick wieder zu Minho, welcher immer noch gekonnt den Blickkontakt zu mir vermied. Meine Aufmerksamkeit wanderte daraufhin beleidigt zu Changbin. ,,Und was soll uns das Treffen bringen?", fragte nun ich, unfähig daran zu glauben das dies auch nur im geringsten eine gute Idee sein könnte. ,,Das werden wir sehen.", gestand er offen, ,,ich hoffe das es uns ein bisschen weiter hilft endlich aus dem ganzen raus zu kommen. Sie bestehen darauf das auch du mit kommst." Mein inneres wurde unruhig und die unterdrückten Gedanken kamen zurück, doch ich brachte nichts weiteres als ein nicken heraus. ,,Wo genau wir uns treffen wird dir noch jemand sagen.", setzte er ein letztes mal an, ,,ich weiß es selber noch nicht." Verwundert über die vielen Worte, welche aus ihm heraus gekommen waren als hätte es den Streit zwischen uns niemals gegeben, ließ er mich zurück und drehte sich um. Erneut traf mein Blick kurz auf den meines Freundes, doch anstatt zu versuchen zu ihm durchzudringen und ihm nach dem Grund für sein Verhalten zu fragen, drehte ich mich um und machte mich geradewegs auf den Weg zurück ins Schulgebäude. Ich gab ungern zu das mich selbst kleine Dinge verletzten, doch das taten sie. Meinen Kopf sollte ich mir nun aber wohl oder übel mit anderen Dingen zerschlagen. Was würde am Wochenende bloß auf uns zukommen?

,,Jisung!", vernahm ich unerwarteterweise eine Stimme, ,,jetzt bleib schon stehen." Nachgiebig leistete ich den Worten von Minho folge und stoppte meine zuvor schnellen Schritte. Ein seufzen verließ ihn und ich drehte mich langsam zu ihm um. ,,Ich wollte nicht-", begann er doch ich unterbrach ihn sachte. ,,Schon gut.", sagte ich in einer Tonlage welche nicht deutlich schließen ließ ob ich es nun ernst meinte oder nicht, ,,ich verstehe das. Sie sind schon viel länger deine Freunde." Und ich verstand es tatsächlich. Das es möglich war das er ihnen einfach nicht sagen wollte was zwischen uns lief. Mir fiel es schließlich auch schwer. Meine Freunde wussten es, der Rest aus meinem kleinen Umfeld jedoch hatte auch keine Ahnung und manchmal erwischte ich mich sogar dabei die Angst zu verfolgen dadurch noch mehr von anderen abgelehnt zu werden. Trotzdem hatte ich anderes von ihm erwartet. Die Gedanken in meinem Kopf jedoch bauschten sich auf und das Chaos welches ich beseitigen konnte drohte wieder schlimmer zu werden. ,,Darum geht es doch gar nicht.", erwiderte Minho und schaute zu mir herüber. ,,Mir ist es vollkommen egal was andere von uns halten.", setzte er erneut an und musterte mich liebevoll, ,,ich zerschlage mir den Kopf über das was am Wochenende passieren könnte. Das ist alles." Leicht erleichtert blickte ich ihn an. ,,Ich sollte sogar stolz darauf sein mit dir gesehen zu werden.", erwähnte er das Thema erneut um mich davon zu überzeugen das ich mir keine Sorgen zu machen brauchte, ,,du hast noch viel mehr zu verlieren. Ich kann es verstehen das du es nicht darauf anlegen willst." Er kam ein kleines Stückchen näher und mit einem mal legte ich meine Sorgen ab und küsste meinen Freund so leidenschaftlich wie ich es in diesem Moment nur konnte. Seine Arme legten sich vorsichtig um mich und als wir uns aus dem Kuss voneinander lösten, verweilten wir in einer angenehmen Umarmung. ,,Das einzige was ich fürchten könnte zu verlieren, bist du.", erwiderte ich und nahm mir vor mich in meinem Umfeld nicht mehr deswegen zu verstecken. Mein Vater war das einzige Problem bei dieser Sache, da bei ihm nicht nur seine Meinung ausschlaggebend war. Er könnte mich rausschmeißen oder mir sogar so einiges Verbieten. Das es bereits am Samstag dazu kommen würde, dass ich ihm flüchtig einen Tipp gab, was zwischen uns lief, vermutete ich nicht. 

Denn um meinen Vater zu beruhigen schlief ich am Freitag Abend zuhause. Als ich am Morgen aufwachte verlief der Morgen recht normal. Mein Vater war nur kurz ins Büro gefahren und bereits zur Mittagszeit wieder nach Hause zurück gekehrt. Ich hingegen verbrachte die Zeit damit angespannt darüber nachzudenken was heute noch alles passieren würde. Auf meinem Schreibtischstuhl drehte ich mich ständig von links nach rechts und wartete bloß auf eine Nachricht oder einen Anruf welcher mir bescheid geben würde, wo ich zu welcher Zeit aufzutauchen hatte. Ausmalen tat ich mir in dieser Zeit bereits was Jongdae vorhatte. Ich war ihm noch nie begegnet und alleine die Vorstellung an ihn ließ mir einen Schauer über den Rücken fahren. Was wäre er wohl bereit zu geben um zu gewinnen?

Als es endlich soweit war, dass mein Handy begann zu klingeln, nahm ich schnell und ungeduldig ab. ,,Und wie hat es sich so zuhause geschlafen?", fragte mein Freund zur Begrüßung mit verspielter Tonlage. Ich schnaubte nur leicht und er schien dieses bereits als Antwort dafür zu erachten, dass es bei ihm sicherlich besser gewesen wäre. ,,Wir treffen uns in einer halben Stunde an der Schule.", sagte er angespannt und löste genau diese auch in mir aus, ,,von da aus begleite ich dich. Wir treffen uns bei dem Platz, wo wir uns früher immer aufgehalten hatten. Die Lagerhalle wo du dein erstes Päckchen hinbringen solltest." Nachdem ich nickte und merkte das er dieses nicht sehen konnte, antwortete ich noch knapp. ,,Okay." ,,Das wird schon.", entgegnete er und versuchte zumindest ein klein wenig Zuversicht zu zeigen.

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Danke fürs lesen!

taken by surprise - M I N S U N GWo Geschichten leben. Entdecke jetzt