Kapitel 6

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Ich war es gewohnt solche Dinge zu hören, weshalb ich es wie immer nicht an mich ran ließ. Markus's Worte drängten sich in meinen Kopf. 'Sie wissen nicht, was du durchmachen musst. Sie reduzieren dich nur auf dein Äußeres.' Deshalb sagte ich nichts, hatte auch nicht den Mut, seiner Mutter in die Augen zu sehen. Aber natürlich. Welche Mutter wollte ihren Sohn mit einer Obdachlosen sehen? "Mama, muss ich dich an etwas erinnern?" , zischte Markus. Seine Stimme wirkte bedrohlich und seine Haltung angespannt.

Sie hielt inne, drehte sich nicht zu uns um. Erst verstrichen ein paar Sekunden, bevor sie sich umdrehte und mich diesmal anlächelte. Doch diese Freundlichkeit, die sie versuchte dort hineinzustecken, war mehr als gespielt. "Nein, musst du nicht, mein Schatz." , entgegnete sie Markus und wandte sich dann zu mir, "Möchtest du etwas essen oder trinken?" Völlig verwirrt von ihrem Stimmungswechsel war ich nicht in der Lage zu antworten. Die einzige Frage, die mich beschäftigte war, an was hätte Markus sie erinnern müssen?

Länger konnte ich nicht mehr darüber nachdenken. Denn er zog mich genervt am Arm weiter. Er ließ mich dann los und wir gingen durch einen Gang. An der Wand hingen Bilder. Neugierig blieb ich stehen und betrachtete ein Foto. Zu sehen war Markus mit einem anderen Jungen. Sie lachten beide und hatten die gleiche Augenfarbe. "Wer ist das?" , fragte ich Markus, der sich nun auch wieder zu mir drehte. Verwundert folgte er meinen Blick, kam zu mir und packte grob meine Arme. "Das geht dich nichts an." Ich schluckte und nickte dann. Wahrscheinlich war Markus nicht gut auf diesen Jungen zu sprechen. Hatten sie einen Streit? Aber warum sollte das Bild noch dort hängen? Und als er mich weiter zog, entdeckte ich noch mehr unzählige Bilder mit dem Jungen.

Sein Zimmer entpuppte sich als ein ziemlich normaler eingerichteter Raum. Ein Bett, Schreibtisch, Schrank und ein Bücherregal. Durch die Fenster fiel das Tageslicht herein, was das Zimmer einladend machte. "Lebst du mit deiner Mutter hier?" , fragte ich, während ich mich weiter umsah und meinen Blick durch die Reihen der Bücher huschen ließ.

Er lachte und beobachtete mich vom Türrahmen aus. "Nein. Ich wohne hier alleine. Sie denkt nur, ich würde nicht alleine klar kommen." Ein schmunzeln bildete sich auf meinen Lippen, als ich mich von den Büchern losriss und mich zu ihm umdrehte. "Vielleicht ist es ein Mutterinstinkt." Ein schnauben kam von ihm. "Sie denkt, ich würde verhungern. Dabei wirft Luisa noch einen Blick auf mich.". "Luisa?" , fragte ich zögernd und stellte mich darauf ein, dass es seine Freundin war. "Eine Bekannte meiner Mutter, die hier täglich vorbeischaut und mir unter die Arme greift. Sie ist sehr nett und du würdest dich mit ihr bestimmt verstehen." Ein Lächeln war meine Reaktion und ich wandte meinen Blick von ihm ab, da es mir unangenehm war, die nächste Frage zu stellen." Und wo schlafe ich?" Seine Augen blitzten für einen Moment auf und er grinste." Du bleibst also?" Ich nickte und lachte." "Hab ich eine andere Möglichkeit?" Er schüttelt den Kopf. "Ich habe noch ein Gästezimmer. Dort kannst du es dir gemütlich machen." "Danke." Ich versuchte meine ganze Dankbarkeit in dieses Wort zu stecken. Er sollte wissen wie sehr ich seine Tat schätze. "Hast du Hunger?" , wollte er wissen. Zögernd nickte ich.

Der Nachmittag verlief für mich entspannend. Draußen schneite es und Markus und ich saßen mit heißen Getränken auf dem Sofa und redeten einfach. Seine Mutter war schon lange gegangen und hatte uns die Kekse da gelassen. "Ist es okay, wenn ich schlafen gehe? Ich bin echt müde." Es war zwar schon dunkel draußen, aber ich vermutete, dass es noch gar nicht so spät war. "Natürlich." , gab Markus verständnisvoll zurück. "Gute Nacht, Avril." "Gute Nacht, Markus."

*Wie findet ihr die Story bisher? Ich würde mich über ein paar Gedanken von euch freuen in den Kommentaren. Vielleicht wollt ihr mir auch einen Stern da lassen, wenn ihr wollt.🥰*

Meine letzte Hoffnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt