Kapitel 9

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Markus's Blick ließ mich nicht erahnen, was in seinem inneren geschah. Doch ich zeigte es ihm. Meine Stimme zitterte vor Wut. "Wie lange darf ich bleiben? Zwei Wochen, bevor du mich wegschickst?" , spuckte ich heraus, voller Abscheu in der Stimme. "Warum schnüffelst du in meinem zeug herum?" Seine Stimme klang kalt und distanziert und in meinem Kopf stempelte ich ihn so falsch wie Elea ab. Natürlich. Warum war ich so dumm, zu glauben, er würde mich wirklich hier aufnehmen? "Es ist alles ein Experiment, stimmts? Du schreibst in dein Buch das Leben vor der Obdachlosigkeit. Du hast mich aufgenommen, um mein verficktes Leben in dein scheiß Buch zu schreiben." Er sagte nichts und ich fühlte mich hier immer unwohler. Seine Taten hatten wirklich keine positiven Hintergrund. Er hätte mich irgendwann rausgeschmissen.

Unweigerlich stiegen mir die Tränen in die Augen, aber ich lächelte ihn weiter an." Ich würde dich gerne schlagen, treten und dich beleidigen, aber ich bin dir trotzdem dankbar, dass ich einen Tag normal sein konnte." Ich lief an ihm vorbei, das eine Buch noch unter meinem Arm geklemmt. "Es tut mir leid" murmelte er und ich drehte mich um. "Ich will nicht wissen, zu wie vielen du das gesagt hast." Schon ging ich aus der Tür und das war die erste Situation, in der ich das Leben auf der Straße vorzog.

Heiße Tränen fielen auf den leicht mit Schnee bedeckten Boden und fraßen sich bis zum Beton durch, während ich in den Himmel schaute." Frohe Weihnachten Mom, Dad und Paul." , murmelte ich und versteckte danach mein Gesicht in meinen Händen. Zwei Wochen waren seit dem Vorfall in Markus's Wohnung vergangen und es war Heiligabend. "Avril, schön dich wieder zu sehen." Die zarte Stimme von Luisa ließ mich aufblicken.

Ihre roten Haare waren unter ihrer Mütze versteckt und ein dicker Mantel schützte sie vor der Kälte. "Frohe Weihnachten, Luisa" , gab ich immer noch mit roten Augen vom Weinen mit einem leichtem Lächeln zurück. "Frohe Weihnachten, hier das ist von Markus. Er hat es mir gegeben, falls ich dich sehe." Sie holte ein kleines Paket heraus und streckte es mir entgegen. Zuerst wollte ich es nicht annehmen, aber meine Neugier siegte. Meine roten Finger, die von der Kälte fast taub waren griffen nach dem weichen Geschenk und packte es aus. Ein blauer Stoff kam zum Vorschein und mein Mund formte sich lautlos zu einem O. Zum Vorschein kam ein Schal, wie der von meiner Mutter und ich schlug mir die Hand vor den Mund. "Das ist das schönste Weihnachtsgeschenk, was ich jemals bekommen habe. Kannst du Markus danke sagen?" Sie lächelte mich warm an. "Du kannst auch mitkommen. Er ist immer so allein an Weihnachten" Zum Schluss wurde ihre Stimme traurig und ich runzelte die Stirn, "Feiert er nicht mit seinen Eltern?" "Er hat kein gutes Verhältnis zu ihnen" , entgegnete sie mir knapp. "Und Elea?" , fragte ich weiter. Als Freundin sollte man doch mit seinem Freund feiern, wenn er alleine ist, oder nicht? "Sie ist bei ihrer Familie in Polen." Aber auf mich wirkte sie nicht wie ein Polin. "Hey ihr beide würdet Weihnachten allein feier. Und bei der Gelegenheit könntet ihr nochmal reden, denn Markus war etwas überfordert." Ich würde gerne klare Antworten haben, warum er Ella das angetan hat, aber auf der anderen Seite habe ich Angst. In letzter Zeit hatte ich mich so sehr nach ihm gesehnt. Einfach weil er sich für mich interessiert hat, auch wenn es nur bezüglich seines Buches war. Ich war hin und her gerissen.

Meine letzte Hoffnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt