Kapitel 47

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Das Geräusch eines Schlüssels im Schloss zog mich aus meinen Träumen. Der Vollmond schien mir noch immer in mein Gesicht und kitzelte mir an meiner Nase. Ich ließ einen leisen Nieser los. „Gesundheit" kam es aus der Richtung der Wohnungstür. „Danke" antwortete ich darauf nur kurz. Meine Stimme klang nach wie vor verschnupft, da ich die ganze Nacht schon gefühlt durch geweint hatte. „Ist alles gut bei dir Avril?" War das sein ernst? Hat er mich das gerade wirklich gefragt? Ich beschloss der Frage aus dem Weg zu gehen und nicht darauf zu antworten. Ich starrte weiterhin gegen den ausgeschalteten Fernseher vor mir. Keine einzige Emotion wurde ich los. Er stellte sich vor mich und durchkreuzte meinen starren Blick. Markus hockte sich vor mich und umschloss meine Knie mit seinen Händen. Jetzt konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten und ließ sie einfach laufen. Er nahm mich einfach in seinen Arm und ließ mich weinen. Es fühlte sich gut an, dass er mir wieder Zuneigung entgegen brachte, aber auch gleichzeitig so falsch, weil ich weiß was wir für ein Verhältnis momentan haben und es einfach kompliziert ist.

Geschlagene zehn Minuten ließ ich meine Tränen einfach laufen und er hielt mich fest in seinen Armen fest. Auch als wir uns lösten sprach keiner von uns ein Wort zum anderen. „Warum bist du so zu mir?" „Die Frage kannst du dir selbst beantworten. Frag einfach Maxi wenn du doch nicht weiter weißt." Meine Verzweiflung stand mir ins Gesicht geschrieben. Ich war weiterhin ratlos und was hatte Maxi mit unserer Beziehung zu tun? „Sag mir doch einfach was los ist Markus." Ich halte diese Geheimnistuerei satt. Er soll mir doch einfach sagen was das Problem gerade ist. Ich kann das nicht mehr und diese Rätselraterei raubt mir den letzten Nerv. Alles was ich will ist ein unbeschwertes Leben mit ihm genießen zu können. Jetzt wo ich meine Schule nachholen kann, von der Straße weg bin, eventuell bald mein eigenes Geld verdiene und die Liebe meines Lebens, meine letzte Hoffnung gefunden habe. Nach meiner Vergangenheit dachte ich wirklich es kann nichts schlimmeres geben, wie seine ganze Familie sterben zu sehen. Das gibt es auch nicht, aber der Schmerz den ich gerade durch Markus's und meine Differenzen durchmachen muss, fühlt sich in diesem Moment tausend mal schlimmer an. Er ist meine Familie die ich gesucht und gefunden habe. Etwas schlimmeres gibt es für mich momentan einfach nicht. Ich will ihn nicht gehen sehen. Das kriegen wir doch wieder hin, oder?

Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte und jeder seinen eigenen Tätigkeiten für einige Zeit nachgegangen ist, kam ich erneut auf ihn zu. Maxi wusste doch genauso wenig was sein Problem war und außerdem würde ich es gerade nur schlimmer machen, wenn ich Maxi tatsächlich kontaktieren würde, laut meinem Gefühl.
„Markus... Bitte sag mir doch was los ist. Maxi weiß doch genauso wenig was mit dir los ist. Ich will das doch nur klären und dich wenn nötig auch verstehen können." Meine Verzweiflung war mir klar und deutlich an zu hören. „Was mein Problem ist? Gott Avril, was ist denn dein Problem? Du und Maxi wisst wohl was hier abgeht, warum versteht ihr euch denn bitte auf einmal so ganz plötzlich viel zu gut mh? Du kannst mich als blind, bescheuert oder krank hin stellen, aber ganz von Sinnen bin ich dann doch nicht. Mach die Augen auf." Die letzten Wörter schrie er schon fast und verließ die Wohnung nun mit einem lautem Türknall. Scheiße. Ich weiß was das Problem ist? Mein Problem? Ich habe keins. Was meint er nur damit. Ich wünschte er würde es mir einfach sagen. Wir sind hier doch nicht im Kindergarten oder?

Seine Worte und sein energischer Ton, plus die Tatsache, dass er Wutentbrannt aus der Wohnung gestürmt war, ließ mich erneut in Tränen zusammenbrechen. Ich glaube es ist besser, wenn ich ihm für ein paar Tage seinen Freiraum lasse und er und ich in Ruhe über alles nachdenken können. Meine einzige Anlaufstelle war gerade Maxi. Es schien mir nicht die beste Idee ausgerechnet zu ihm zu gehen, aber es war mein einziger Ausweg. Ich wollte nicht ganz ohne Verabschiedung gehen, da er sich sicher sonst noch mehr den Kopf über mich zerbrechen wird. Ich beschloss keine Namen zu nennen wo ich hin gegangen bin. Ich suchte mir also ganz altmodisch einen Stift und einen Zettel und begann einen Text an Markus zu schreiben.

„Lieber Markus,
Wow was ein Anfang. Ich weiß nicht mehr weiter. Ich bin ratlos, was mein anscheinliches Problem sein soll. Unsere Situation macht mich fertig. Ich kann nicht mehr so weitermachen, deswegen habe ich beschlossen für ein paar Tage weg zu gehen. Nicht weit weg und ich habe auch eine bleibe, keine Sorge. Ich will mir erst einmal über einige Dinge bewusst werden und ich glaube du genauso. So kann es nicht weitergehen wie es gerade läuft. So wie du mich in letzter Zeit abweisen tust, verletzte mich ziemlich. Du bist meine Familie, die ich gesucht und gefunden habe nach dem was damals passiert ist. Du bist die liebe meines Lebens und dich will ich auch für keinen Preis der Welt wieder hergeben. Du bist das wichtigste für mich, mein Freund und Lebenspartner und außerdem bist du mein bester Freund. Alles was wir zusammen erlebt haben wöllte ich mit keinem anderen auf der Welt erleben. Unsere gemeinsame gesponnene Zukunft soll bleiben. Du sollst der Vater meiner Kinder sein. Entweder mein erster Sohn trägt deinen Vornamen, oder deinen Nachnamen. Du kannst es dir aussuchen. Wünsche mir vom Herzen letzteres. Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen und ich glaube das ist der Grund, warum wir erst einmal auf Abstand gehen sollten. Vielleicht ist es einfach zu viel gewesen, dass wir von Anfang an zusammen gezogen sind, aber daran soll es nicht scheitern.Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt. Ich liebe jede Macke und jeden kleinsten Fehler an dir und das wird sich auch nicht ändern. Du bist für mich Perfekt so wie du bist. Bitte gib uns nicht auf und gib mir die Möglichkeit dein befinden zu verstehen und mich zu erklären. Ich will nichts außer mit dir glücklich sein. Zusammen bekommen wir alles hin. Gemeinsam sind wir unbezwingbarer als unbezwingbar oder nicht? Ich lass dir jetzt ein paar Tage Zeit, damit du Zeit für dich haben kannst und ich für mich. Bitte vergiss nicht, Ich liebe dich und das für immer und alle Zeiten.

Deine Avril"

Während ich dies nieder schrieb, konnte ich mir die ein oder andere Träne nicht verkneifen. Das Blatt zierten nun einige Wassertropfen und die Schrift verschwamm an einigen stellen leicht. Allerdings nicht so, dass man es hätte nicht mehr lesen können. Es war mitten in der Nacht, die Sonne begann langsam auf zu gehen. Vier Uhr. Ich konnte Maxi doch nicht um diese Uhrzeit anrufen. Ich beschloss also eine kurze Nachricht zu verfassen, in der mein Befinden stand und ich seine Hilfe brauchte. Anschließend begann ich meine Sachen zu packen und die Wohnung schweren Herzens zu verlassen. Den Brief an Markus platzierte ich gut sichtbar auf der Küchentheke. Nach einem kurzen tiefen durchatmen zog ich auch den letzten Spalt hinter mir zu. Mit dem Rucksack auf dem Rücken und dem blauen Schal, den er mir schenkte, der genauso aussah wie der meiner Mutter, in der Hand, machte ich mich auf den Weg. Ich spazierte noch einige Zeit durch die dunklen Straßen der Stadt. Die ersten Leute, die arbeiten mussten, zogen schon ihre Rolläden nach oben. In den ganzen zwei Stunden begegnete ich fast keiner Menschenseele. In einem Park angekommen suchte ich mir eine Bank auf der ich mich niederließ. Mir schmerzten die Beine vom ganzen laufen. Ich beschloss dort zu verweilen bis Maxi mir antwortete. Mittlerweile war es sechs Uhr in der Früh.

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Was haltet ihr von Avrils vorhaben? Denkt ihr, die zwei kriegen ihre Beziehung wieder in den Griff?
Was denkt ihr wie es mit Maxi weiter geht?
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Meine letzte Hoffnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt