"Ich weiß", entgegnete er, es klang so, als wäre es für ihn weder selbstverständlich noch klang er irgendwie abgehoben.
Auf einmal legte er einen Arm um meine Schulter und mein Atem stockte für einen Moment. "Hattest du schon mal einen Freund?" Ein gekünsteltes Lachen kam von mir. "Denkst du, jemand nimmt ein obdachloses Mädchen?" Er sah mir tief in die Augen und ich fühlte mich plötzlich so nackt, als könnte er jegliche Gefühle, die ich für ihn hatte einfach so lesen.
"Ja." Unsicher wandte ich meinen Blick ab und drehte mein Buch nervös in den Händen. "So ihr beiden, wollen wir jetzt essen gehen?" Luisa, die am Esstisch saß, betrachtete uns lächelnd und ich lief peinlich berührt rot an. "Ich ziehe mich noch schnell um" , warf ich ein und begab mich in Luisa's Schafzimmer, wo auch mein Kleiderschrank war. "Scheiße" , murmelte ich und setzte mich auf das Bett.
Markus hatte eben erst eine Beziehung hinter sich und wollte bestimmt keine neue erst mal. Besser wäre es wahrscheinlich auf Abstand zu gehen, aber er würde es merken und ich müsste es ihm erklären. Deshalb sollte ich es einfach weiter so durchziehen. Vielleicht würden die Gefühle verschwinden und ich könnte nur Freundschaft für ihn empfinden. "Kinder!" , hörte ich Luisa's dumpfe Stimme und ich schüttelte schmunzelnd den Kopf, bevor ich mir schnell einen schwarzen Pullover überzog und eine blaue Jeans. Markus und Luisa zogen sich gerade die Jacken an und ich tat es ihnen gleich.
'Man verliebt sich immer in seinen Helden.' der Satz von Phil spukte in meinem Kopf herum, während ich neben Markus herging. Ich sollte wirklich aufhören mir Gedanken darüber zu machen, denn es machte es nicht besser, wenn ich mir den Kopf darüber zerbrach. Unser Ziel war ein Burgerking und ich konnte es kaum erwarten aus der Kälte raus zu kommen. "Avril-Lilou Martin?"
Ich hatte gehofft, dass ich dieses alte, grantige Stück nicht mehr sehen musste, aber als sie vor mir stand, wusste ich, dass es kein Traum war. Ihr mittlerweile graues Haar war dennoch zu einem strengen Zopf gebunden und ihr Gesicht war alt geworden."Du lebst also noch?" , fuhr sie mit einem Französischem Akzent fort und mein Hass gegen meine Großmutter wurde noch größer. Nun bemerkten auch Markus und Luisa, dass ich stehen geblieben war. "Ja, offensichtlich schon." , gab ich verbittert zurück. Sie hatte uns allein gelassen. Sie hatte zugelassen, dass meine Eltern und mein Bruder gestorben sind. Und ich hasste sie dafür. "Was zur Hölle machst du hier?" Ein schwaches Lächeln lag auf ihren Lippen, was aber nicht sympathisch wirkte. Es war kalt und lieblos. I"ch wollte nach meiner Enkelin schauen." Ich wandte mich ab und unterdrückte ein spöttisches Lachen."Du hast dich sieben Jahre lang nicht für mich interessiert. Du hast dich immer nur für dich selber interessiert." Ich spürte Markus's Präsens hinter mir und fühlte mich dadurch stärker. "Deine Mutter war eine Versagerin. Genau wie dein Vater." Sie sagte es mit so viel Abschaum, dass mir in nur wenigen Sekunden die Tränen in die Augen stiegen. "Sie hatte Krebs verdammt! Mein Vater hat alles für sie getan! Weil er sie geliebt hat! Du weißt gar nicht, was Liebe heißt, weil du nie geliebt hast!" Ich schubste sie nach hinten, ließ meinem Frust freien Lauf, bevor Markus mich an der Hüfte fest hielt. Ihr Blick ging zwischen uns her, bevor sie lachte."Ach Gott, du hast dich in ihn verliebt. Denkst du nicht, er hat etwas besseres verdient?" Ich blinzelte kurz, von ihrer Aussage überrumpelt. Ich wusste genau, dass Markus mich anschaute, aber ich behielt meine Großmutter im Blick. "Kannst du nicht einfach wieder so verschwinden wie du aus meinem Leben getreten bist?" Die Tränen rannen über meine Wangen. "Du bist die letzte aus meiner Familie, warum bist du so?" Plötzlich war jegliche Stärke verschwunden, Markus hatte mich losgelassen und damit fühlte ich mich so schwach. "Deshalb bin ich hier. Ich will dich mit zu mir nehmen."
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Meine letzte Hoffnung
FanfictionAvril ist 17 Jahre alt und sitzt seit zwei Jahren auf der Straße. Jeder Tag ist ein Überlebenskampf für sie. Bis eines Tages ein großzügiger spender ein Halt an ihrem Kaffeebecher machte und sich ihr Leben komplett wendete. Der Spender und Avril war...