Stille. Stille, in der man eine Stecknadel auf den Boden fallen hören könnte. Stille, in der ich betete, dass sich Markus für uns entscheiden würde, aber als seine scheidende, kalte Stimme, die mir in diesem Moment so unglaublich fremd vorkam, die Stille durchschnitt, hörte ich, wie mein Herz brach und meine Hoffnung platzte. "Dann geht. Da ist die Tür." Luisa schnappte erschrocken nach Luft, sie hatte es selber nicht erwartet, genauso wie ich. Er konnte sie nicht wegschicken, sie hat ihm doch immer geholfen. "Gut. Wenn du es so willst. Avril, wir-" Sie bog um die Ecke des Flures und traf auf mich. Ihre Augen wirkten auf einmal viel älterer, ihr Ausdruck war betrübt, traurig und enttäuscht. Genauso fühlte ich mich auch. Ich dachte für Markus würde seine Familie am erster Stelle stehen und Luisa war so etwas wie seine Familie.
Ich folgte ihr in den Raum, blickte Markus mit voller Absicht in die Augen. Sein braun wirkte distanziert, kühl und ich sah keinen Funken von Reue. "Ich habe schon verstanden." , murmelte ich und wandte den Blick ab. Während ich mit dem hellblauen Schal im Arm auf Luisa wartete, schaute ich wieder zu Markus. "Warum tust du das?" , fragte ich ihn und und er hob den Blick von seinem Handy. Warum interessiert es ihn nicht? "Luisa war immer für dich da und du schickst sie weg." , erwiderte ich auf seinen fragenden Blick, "Was bist du nur für ein schrecklicher Mensch? Ich hasse solche Leute wie dich, die keinen Funken Dankbarkeit und Respekt entgegenbringen. Ich hasse dich, Markus." Damit lief ich Luisa hinterher zur Tür, warf einen letzten Blick zurück zu ihm und schloss sie dann, wissend, dass ich ihn eine längere Zeit nicht mehr Wiedersehen würde.
-Markus's POV-
Ich sah Avril an, wie getroffen sie war, wie sehr sie mich in dem Moment verabscheute, wie sehr ich mich selbst gerade hasste, aber ich konnte nicht anders. Ich liebte Elea. Sie war eine Stütze für mich. Sobald die Tür ins Schloss gefallen war, entstand ein Tinnitus in meinem Ohr, die Fröhlichkeit war aus der Wohnung verschwunden und alles wirklich leblos. Es war leer, so als ob die Wohnung leer stehen würde.
Ich stand auf, fuhr mich durch das Haar und trat gegen das Tischbein. Fuck Ich wusste, ich hatte gerade alles verloren, was mich vor einem Rückfall aufgehalten hat. Luisa, die sich immer um mich gekümmert hat, immer für mich da war und Avril, die wusste wie ich mich fühle, obwohl sie nicht wusste, was sich in meiner Vergangenheit zugetragen hat. So oft ich mich ermahnte an Elea zu denken, an ihre Küsse, ihre Berührungen, kamen mir immer wieder Avril's schokoladenbraune Augen ins Gedächtnis. Wie sie mich voller Enttäuschung und Schmerz angesehen haben.
Erneut ein Tritt gegen das Tischbein, eine weitere Welle voller Verzweiflung in der ich schier verrückt wurde. "Verdammte Scheiße." , murmelte ich und schloss die Augen. Ich liebe nur Elea. Warum schweifen meine Gedanken nur immer wieder zu Avril ab? Ich wollte das alles doch gar nicht. Ich merkte wie sich meine Augen langsam mit einer klaren Flüssigkeit füllten und mir ein Tropfen nach dem anderen über meine Wangen liefen, bis ich in meine Traumwelt abdriftete.
-Avril's POV-
Die Wohnung von Luisa war klein, bescheiden, aber sehr gemütlich und sofort fühlte ich mich wohl. Doch trotzdem lastete auf mir die Geschehnisse des Tages. Und auch auf Luisa. Ich sah es ihr an, wie sehr der Verrat sie belastete und wie verletzt sie war.
Ich hatte das Gefühl, Luisa und ich warteten auf etwas. Vielleicht auf Markus, der uns sagen würde, dass alles nur ein Scherz war.
Wie erzählten nur wenig, jegliche positive Stimmung war verflogen. Ich saß auf dem Sofa, schaute fern, versuchte mich irgendwie anders zu beschäftigen, während sich Luisa in die Arbeit stürzte. Sie hatte sich einen neuen Job in einer Tankstelle gesucht, da sie vorher nur von Markus gelebt hatte. Meine Bewerbungen wurden nur abgelehnt für irgendwelchen Kleinjobs, deren Beschreibung ich nicht richtig gelesen hatte. Als ich Luisa putzen vorgeschlagen hatte, hätte sie mich am liebsten geschlagen. Sie sagte, so etwas musste ich nicht machen, weshalb ich es sein ließ.
Der 31. Dezember sollte eigentlich ein feierlicher Tag sein, doch die letzte Woche war keine sonderliche gute Stimmung. Luisa war einkaufen und ich alleine als er an der Tür klingelte.
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Meine letzte Hoffnung
FanfictionAvril ist 17 Jahre alt und sitzt seit zwei Jahren auf der Straße. Jeder Tag ist ein Überlebenskampf für sie. Bis eines Tages ein großzügiger spender ein Halt an ihrem Kaffeebecher machte und sich ihr Leben komplett wendete. Der Spender und Avril war...