Kapitl 13

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Als Elea einige Tage später aus Polen zurückkam und mich in Markus's Wohnung entdeckte, konnte ich in ihren Augen lesen, dass sie mir am liebsten eigenhändig den Hals umdrehen wollte, doch sie setzte stattdessen ein gespieltes Lächeln auf und begrüßte mich überschwänglich mit einer Umarmung. Sie fragte mich, wie es mir geht und ich antwortete nur ein trockenes Gut, worauf ich einen komischen Blick von Markus bekam. Natürlich. Elea war seine Prinzessin, dazu wohlhabend, wunderschön und makellos. Kaum war seine Freundin wieder da, saß ich alleine in meinem Zimmer rum. Manchmal setzte ich mich aus Trotz zu den anderen, einfach nur um zu zeigen, dass ich auch noch da war. Aber die beiden klebten aneinander. Wenn es mir zu dumm wurde, ging ich zu Luisa, die ich gerne in meinem Umkreis hatte. Ich half ihr dann, damit mir nicht langweilig wurde und lernte von ihr das Kochen. Sie brachte mir viele Sachen bei und ich merkte auch, wie zurückgeblieben ich eigentlich war. In den Nächten, in denen ich wegen Alpträumen nicht schlafen konnte, verbrachte ich in der Bibliothek, schlief dort auf dem Sofa ein und wachte am nächsten Tag wieder dort auf. Neja meistens jedenfalls. Manchmal wachte ich auch in meinem Bett wieder auf, keine Ahnung wie ich dahin gekommen war.

Wie diese Nacht. Draußen wehte der Wind und die Bäume schwankten hin und her. Das Licht der kleinen Lampe reichte perfekt zum lesen und ich merkte, wie meine Augenlieder schwerer wurden, als plötzlich die Tür langsam aufging und ich wieder hellwach war. Mein Herzschlag verdoppelte sich und mein Atem ging schneller. Aber durch die Silhouette erkannte ich, dass Markus war und ich beruhigte mich wieder. "Was machst du hier?" , fragte ich ihn flüsternd. Er schaltete nun das große Licht an und ich blinzelte einige Male. "Die Frage ist was du hier machst. Warum schläfst du nicht?" , entgegnete er in der selben Lautstärke. Ich richtete mich auf und streckte meine müden Glieder. "Ich kann nicht. Alpträume." Ich war müde und wollte ins Bett, doch ich wusste was mich erwarten würde.

Er kam näher, setzte sich neben mich und zog mich an meiner Schulter auf seine Brust. Ich hörte sein Herzschlag und seine Hand lag auf meiner Taille. Das erste mal spürte ich das Kribbeln auf meiner Haut, als er mich berührte, das erste Mal versetzte es mir einen Stich, als ich an Elea und Markus dachte und das erste Mal hatte ich keine Alpträume.

Diese Nacht hatte ich den erholsamsten Schlaf in meinem ganzen Leben und als ich am Morgen mich aufrichtete, sah ich einen noch schlafenden Markus, der seinen Kopf in den Nacken gelegt und seinen Mund leicht geöffnet hat. Ein lächeln legte sich automatisch auf meine Lippen, als ich seine Haare sah, die ihm teilweise wild im Gesicht lagen. "Markus? Markus?!" , hörte ich von draußen jemanden schreien. Die Stimme konnte nur Elea gehören, Luisa würde sich nie die Mühe machen nach dem Jungen zu rufen. Sie wusste, irgendwann würde ihn der Hunger zu ihr treiben.

Wie schon getsern ging die Tür auf und eine aufgewühlte Elea stürmte in den Raum, worauf Markus schlagartig aufwachte und sich mit der Hand durch das Gesicht fährt. Zuerst fixierte sie mich und ich wusste, sie schickte mich gedanklich in die Hölle. "Elea, was ist los?" , fragte der verschlafene Markus mit einer rauen Morgenstimme und erblickte dann auch mich neben sich. "Markus? Betrügst du mich!?" Ihre Stimme wurde noch höher und hysterischer, sodass ich schon dachte, dass das Glas, was auf dem Tisch mit der Lampe stand, zerbrechen würde. Innerlich schlug ich mir mit der Hand gegen die Stirn. "Elea, ich glaube nicht, dass Leute in Klamotten miteinander schla-" "Du kleines Straßenflittchen, hast gar nichts zu sagen. Du kommst hier her und machst dich an meinen Freund ran!" Ihre Stimme erinnerte mich an eine Hexe, es war die Eifersucht, die sie trieb, obwohl sie sich keine Sorgen machen bräuchte. Was würde Markus mit so einem Mädchen wie mir wollen?

Ich machte mit nicht einmal die Mühe ihr zu widersprechen, schenkte Markus nur einen entschuldigenden Blick und verschwand dann schnellstmöglich aus dem Raum. Er konnte seine Freundin wahrscheinlich am besten beruhigen. "Avril, wie hast du geschlafen?" , begrüßt mich Luisa und ich entdeckte den bereits gedeckten Tisch. "Sehr gut und du?" "Ausgenommen von Elea's Geschrei am Morgen, auch gut." Ich massierte mir meine Schläfen, als die beiden in die Küche kamen.

Meine letzte Hoffnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt