Kapitel 7

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In der Nacht verfolgten mich Alpträume. Immer wieder wachte ich auf. Zitterte, schwitzte. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal die Nacht durchgeschlafen habe. Wahrscheinlich dann, als alles noch okay war.

Das ticken der Uhr machte mich fast verrückt und ich zählte die Schläge. Immer wieder nickte ich kurz ein, wachte aber nach einiger Zeit wieder auf. Es fühlte sich an, als würde ich nur fünf Minuten schlafen. Ich wurde wieder wach, als die Sonne aufging. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es bereits acht Uhr war. Von draußen hörte ich etwas klappern, weshalb ich aufstand und in die Küche ging. Eine Frau deckte gerade den Tisch und lächelte mich an, nachdem sie mich erblickte. "Du musst Avril sein, richtig? Markus hat mir schon von dir erzählt. Ich bin Luisa. Das Frühstück ist gleich fertig. Könntest du Markus wecken? Er muss pünktlich zum Training." Immer wieder nickte ich, um ihre Frage grob zu beantworten und versuchte ihr zu folgen. Das alles überforderte mich. Nach all den Jahren traf ich auf so viel Herzlichkeit und Markus ließ mich sogar bei ihm schlafen." Klar...Ich...wecke ihn." Erneut lief ich an den Wänden vorbei und runzelte wieder die Stirn. Zögerlich klopfte ich an Markus's Tür an. Als keine Antwort kam, öffnete ich sie und sah, wie Markus seine Decke zurückgeschlagen hatte und mit leicht offenem Mund schlief. Warum hatte er mir nicht gesagt, dass er verdammt nochmal oberkörperfrei schläft!? Und als ich mich anstrengte, sah ich die Narben auf seinem Oberkörper. Die über seiner rechten Augenbraue schien nicht die einzige zu sein.

Es waren keine großen, aber man sah sie und sie zogen sich immer wieder über seine Haut, so gerne würde ich wissen, woher er sie hatte.

Als er sich plötzlich regte und stöhnte, zuckte ich zusammen und klopfte gegen die geöffnete Tür. "Markus, es gibt Frühstück" , sagte ich dann und beobachtete, wie er sich aufrichtete. Sofort zog er sich seine Decke über den Oberkörper. "Okay, danke." gab er überraschend kühl von sich und ich schluckte, ehe ich mich umdrehte und den Raum verließ. "Luisa, zu welchem Training muss Markus eigentlich?" , fragte ich die Dame, als ich ihre Anweisung befolgte und mich an den Tisch gesetzt habe.

"Er ist Fußballer." Sie sagte es so beiläufig, als würde sie den Wetterbericht für diese Woche runterleiern und rührte in ihrem Kaffee, während ich mich an meinem Orangensaft verschluckte und erst mal husten musste. Bitte was war er? Mein Hirn hat es nicht so ganz aufgenommen. In dem Moment klingelte es an der Tür. Da Markus gerade fertig angezogen durch den Flur lief, öffnete er die Tür und begrüßte ein Mädchen mit einem Kuss. "Das muss Elea sein" , sagte Luisa und setzte noch einen Kaffee an.

Verwirrt zog ich eine Augenbraue nach oben und blickte das Braunhaarige Mädchen an. Sie kam mir sehr bekannt vor und auch der Name sagte mir etwas. Sie lächelte und winkte Luisa zu, ehe sie mich neugierig musterte. Bei genauerem Anblick des Mädchens wurde mir bewusst, dass sie das Mädchen aus dem Supermarkt war. "Oh wer bist du?", fragte sie mich freundlich und lächelte auch mich an. Sie tat wirklich so als ob sie mich nicht kennen würde. "Avril" , gab ich zurück und trank noch etwas von meinem Orangensaft. "Das ist meine Freundin Elea" , erklärte mir Markus und grinste stolz an. "Freut mich" , entgegnete ich ehrlich erfreut, denn sie erschien mir wirklich sympathisch und ich hoffte, dass es ihr nichts ausmachte, dass Markus mich aufgenommen hat. Er hatte wirklich Glück mit mir. "Ich hoffe, ich trete dir nicht zu nahe, aber du kommst von der Straße, oder?" , fragte Elea zögernd, als hätte sie Angst sie würde mich damit verletzen. Ich nickte nur, lächelte sie aber an, um ihr zu zeigen, dass es okey war. "Baby, wir müssen los!" , rief Markus, schnappte sich den Pappbecher voller Kaffee, schenkte mir noch ein herzliches Lächeln und verließ dann mit Elea die Wohnung. "Ich mag sie immer noch nicht" , sagte Luisa nach einigem Schweigen. Ich fasse es nicht, dass sie doch nicht Obdachlos ist und so tut als ob sie mich nicht kennen würde.

Meine letzte Hoffnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt