Kapitel 8

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"Warum?", fragte ich sie verwundert. Sie schien für mich eine freundlich Person zu sein, bis auf die Verleumtung dass wir uns kennen. "Ich habe schon ein paar Jahre auf den Buckel. Mein Menschenkenntnis trügt mich nicht" , entgegnete sie und deutete mit einem Nicken zu den Brötchen. Ich nahm mir eins und schnitt es auf. "Was denkst du von mir?" Ein warmes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht, während sie mich musterte, wie ich mein Brötchen bestrich. "Du bist ein tolles Mädchen, was schon viel durchgemacht hat. Du liebst ehrlich." Verwirrt schaute ich sie an, aber sie verließ den Raum, ohne etwas weiteres zu sagen. Ich wusste nicht wirklich, was ich von Luisa halten sollte. Sie sah zwar nett aus, aber manchmal verhielt sie sich komisch." Markus hat dir etwas zum anziehen hingelegt!" rief sie noch und nachdem ich mein Brötchen gegessen habe, begab ich mich zurück in das Gästezimmer. Tatsächlich lagen Sachen auf meinem Bett. Wahrscheinlich von Elea. Als ich mich umzog, bemerkte ich den Spiegel hinter mir und betrachtete mich. Selbstekel überkam mich, während ich meinen viel zu dünnen Körper musterte. Die Rippen konnte man inzwischen sehen und unzählige blaue Flecken bedeckten meinen Körper. Narben schmückten ihn und meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich sah schrecklich aus. Das Leben hatte mich gezeichnet. Schnell zog ich mir die Sachen von Elea an, um mich nicht mehr zu sehen. Den restlichen Tag half ich Luisa und erwartete jeden Moment, dass Markus wiederkommen und mir sagen würde, dass ich jetzt verschwinden soll. Ich würde ihn zwar verstehen, aber ich wäre verzweifelt, denn dann hätte ich wirklich nichts mehr. Am Abend kam Markus zurück. Mit Elea.

Ich hörte ihre Stimme von draußen, weshalb ich beschloss zu ihnen zu gehen. Auf dem Flur traf ich Elea. "Hey, Elea. Ich wollte nur fragen, ob das für dich wirklich okay ist, dass ich hi-" "Hör mal zu Schlampe" , unterbrach sie mich barsch und ich wich erschrocken einen Schritt zurück. "Nur weil du einen auf Armes Mädchen tust und dich hier bei Markus einnistest, heißt es nicht, dass du dich an ihn ran machst, sonst stecken meine Fingernägel in deinem Fleisch verstanden?" Ich schluckte und mir wurde heiß. Ich hatte mich wirklich gewaltig in dieser Person getäuscht und nun zeigte sie ihre wahre Seite. Luisa hatte recht. Sie schüchterte mich ein, weil sie wusste, sie könnte Markus einfach schöne Augen machen und ich würde blitzschnell wieder auf der Straße sitzen. "Das du nichts sagst, nehme ich das als ja." Sie schenkte mir noch ein aufgesetztes Lächeln und verschwand dann in einem Raum. Ich ging in die Küche, um mir etwas zu trinken zu holen.

"Avril, komm doch zu uns." Ich schüttelte lächelnd den Kopf. "Ich wollte noch etwas schlafen. Kann ich vielleicht nachher mit Markus mal reden?" Sie nickte und ich lief zurück in mein Zimmer, bis ich an eine Tür kam, die angelehnt war. Eine Bibliothek befand sich darin. Fasziniert ging ich durch die Gänge und kam an einer Reihe an, an der ein Schmetterling in das Holz des Regals geritzt war."Der Schmetterlingseffekt", murmelte ich den Titel, als ich ein Buch heraus nahm. 'Der Schmetterlingseffekt beschreibt die Theorie, dass kleine Abweichungen der Anfangsbedingungen im langfristigem Verlauf zu einer völlig anderen Entwicklung führen können.' Meine Neugier wurde geweckt und ich klemmte mir das Buch unter den Arm, bevor ich weiter lief. Die Obdachlosen, las ich vor und blätterte durch das Buch. Alle Seiten waren mit Handschrift geschrieben.

' Ella (17), seit 4 Jahren Obdachlos: Ihre Eltern verließen ihren Bruder und sie und die beiden kamen in ein Heim. Als ihr Bruder 18 war und sie 13 versuchten sie eine eigene Wohnung zu finden, aber da der Bruder zu Aggressionen neigte, fand er keine Stelle zum arbeiten und die beiden wurden obdachlos. Ich nahm sie auf und sie integrierte sich schnell. Sie war aufmerksam, gehorchte und widersprach nicht. Nach zwei Wochen schickte ich sie weg.'

Sprachlos ließ ich das Buch sinken. Das konnte er nicht tun. Nein. "Was machst du da?"

Meine letzte Hoffnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt