Kapitel 26

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"Unser Flug geht in vier Stunden. Ich geh mir noch etwas zu lesen kaufen, bleib doch hier beim Gepäck." Und mit diesem Satz wandte sie sich von mir ab. Mein Glaube an ein Gutes Karma war komplett verschwunden. Ich war deprimiert, enttäuscht, schlecht gelaunt und verzweifelt. Markus empfand nicht das Gleiche für mich und im Endeffekt war ich froh, weg zu sein, denn sonst wäre es peinlich für mich gewesen. Aber anderseits werden mir die beiden unglaublich fehlen, denn nun würde ich in ein fremdes Land fliegen, in dem ich die Sprache nicht beherrschte und dort auch noch mit meiner verhassten Großmutter leben. Ich war in meinen Gedanken versunken und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich bereits seit einer halben Stunde allein hier stand.

Plötzlich machte ein Motorradfahrer mit einer roten Maschine vor mir halt. Der Fahrer nahm seinen Helm ab und ich schaute ihn verdattert an. Es war Markus. "Man Avril, ich bin so Blind gewesen. Ich liebe dich doch auch." entgegnete er mir und ich lächelte ihn mit glitzernden Augen an. "Avril, was will er denn hier?" , rief meine Großmutter zu mir. "Komm schon spring rauf, außer du willst wirklich nach Lyon mit ihr Fliegen." "Natürlich nicht du Idiot!" antwortete ich ihm und setzte mich hinten auf sein Motorrad. Ich setzte mir den Helm auf, den er mir reichte und klammerte mich an ihm fest. "Wenn du das machst dann..." Meine Großmutter konnte nicht mehr zu ende reden, Markus trat auf das Gaspedal und knatterte los.

Ich genoss die nähe die ich haben durfte während der fahrt. Ich habe mich noch nie so frei und sicher gefühlt wie mit Markus. Für einen Moment schloss ich die Augen und zog den Geruch seines Parfums in meine Nase.

Bei ihm angekommen Schwung ich mein Bein über die Maschine und hopste nach unten, da ich ein wenig zu klein war. Ich zog mir den Helm ab und er sich seinen. "Ich wusste gar nicht, dass du Motorrad fährst." "Ich fahr nicht so oft in letzter Zeit. Ich laufe lieber um den Kopf frei zu bekommen." antwortete er mir erklärend. Er nahm mir den Helm ab und gingen nach oben in seine Wohnung, wo wir es uns auf dem Sofa bequem machten. Wir redet über Gott und die Welt miteinander. Wir haben uns lange nicht mehr so gut miteinander unterhalten und ich genoss die sorgenfreie Zeit die er mir schenkte. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal so viel gelacht hatte. Wann hatte mich das letzte mal jemand so angeschaut wie Markus es in diesem Moment tat?

Er erzählte etwas. Es hörte sich so an als ob sich Watte in meinen Ohren befindet. Ich verstand kein Wort von ihm. Wie konnte ein Mensch nur so ein süßes Lächeln haben? Ich versank in meinen Gedanken, bis er mich fragte ob ich ihm überhaupt zuhörte. "Ja, na klar höre ich dir zu." , reagierte ich darauf. "Was habe ich denn gesagt?" ich lief rot an und musste lachen. "Erwischt." , lächelte er mir entgegen. Ich entschuldigte mich bei ihm, was er allerdings dankend ablehnte. "Du musst dich nicht entschuldigen. Es war ziemlich viel los in den letzten Tagen, ich verstehe das."

Mit einem Ich bin gleich wieder da. verschwand ich in seinem Badezimmer um mich kurz frisch zu machen, da ich plötzlich anfing zu schwitzen. Er brachte mich zum schwitzen. Ich musste kurz auf meine Gedanken klar kommen und wieder einen kühlen Kopf kriegen. Ich sah in den Spiegel, als es an der Tür klopfte. "Alles gut bei dir? Du bist bestimmt schon seit zehn Minuten weg." War das wirklich schon so lange? Mit einem  "Ja alles gut." öffnete ich die Tür. Vor mir stand Markus, mit der linken Hand an den Türrahmen gelehnt und schaute auf mich herab in meine Augen. Nach einigen Sekunden legte er seine rechte Hand auf meine Hüfte und beugte sich hinunter zu mir um mich zu küssen. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken. Dann spürte ich auch seine linke Hand an mir und er zog mich näher an sich heran. Seine nähe tat mir verdammt gut.

Meine letzte Hoffnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt