Kapitel 16

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Im Internet erkundigte ich mich über Schulen für Obdachlose, doch auf wirkliche Ergebnisse kam ich nicht, weshalb ich verzweifelt mein Gesicht in den Händen versteckte und mich danach in die Bibliothek zurückzog. Irgendwelche Möglichkeiten muss es doch geben.

Um mich abzulenken steckte ich meine Nase in Bücher und schreckte auf, als Luisa plötzlich vor mir stand und mich mit meinem Namen ansprach. "Komm wir gehen essen" , lächelte sie mich an, doch ich schaute nur verwirrt zurück. "Markus hat mich angerufen, wir sollen nicht mit dem Essen warten, da er noch mit Elea ausgeht." Mich verletzte seine Blinde liebe zu ihr. Merkte er nicht, wie sehr sie mich angriff und mir zu Verstehen gab, wie wenig ich im Gegensatz zu ihr wert war? Nur weil ich nicht alles in den Arsch gesteckt bekommen habe. Schließlich nickte ich nur wortlos und trottete mit Luisa durch die Straßen, auf denen ich noch vor kurzer Zeit um mein Leben gekämpft hatte. Wir betraten den Burgerladen, den ich bis heute nur aus der Ferne gesehen habe. Mein Blick glitt zur gegenüberliegenden Straßenseite. Dort saß ich einst. Nun hatte jemand anders meinen Platz eingenommen. Ein Mann mit seinem Hund. Mein Herz zog sich zusammen und mir kamen die Tränen.

Der Hund spielte fröhlich mit einem Ball, während der Mann ihn lächelnd beobachtete.

Ich bestellte mir zwei Menüs, nachdem ich Luisa nach Erlebnis gefragt hatte. Auf ihre Frage, warum ich mir zwei bestellte, erwiderte ich nur, dass ich etwas vorhabe. Das Essen zog sich wie ein Kaugummi lang. Während ich mein Menü herunterschlang, genoss Luisa es und als sie endlich fertig war, stürmte ich schon fast aus der Tür raus. "Ich muss kurz etwas erledigen." , sagte ich zu Luisa, bedankte mich einmal wegen dem Essen und überquerte die Straße. Seine Augen erfassten mich und ein warmes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Ich ähm, das ist für Sie." , meinte ich und hielt ihm die Tüte hin, in der sich ein Burger, Pommes und ein Becher Cola befanden. Sein Hund sprang mich schwanzwedelnd an und ich kniete mich zu ihm herunter, um ihr zu streicheln. "Das ist alles was ich habe" , fügte ich noch hinzu. "Vielen vielen Dank. Das scheint mein Glückstag zu sein" , strahlte er und als er die Tüte öffnete, grinste er noch mehr. Langsam aber sicher verschwamm meine Sicht wegen den Tränen. Ich wusste, wie er sich fühlen musste und es machte mich unglaublich glücklich ihm, auch nur für kurze Zeit, geholfen zu haben.

Auf einmal tauchte Luisa neben mir auf und kramte in ihrem Portmornaie herum. Schließlich reichte sie ihm einen fünfzig-Euro Schein. Er schien die Welt nicht mehr zu verstehen und bedankte sich unzählige Male bei uns. Wir verabschiedeten uns, wünschten ihm noch alles Gute und sobald wir los gelaufen sind, brachen alle Dämme bei mir. Ich schluchzte laut auf und fragte mich, wie Menschen so ein Leben verdient haben.

Krampfhaft versuchte ich das Schluchzen zu unterdrücken, doch der drückende Schmerz in meiner Kehle tat weh und schließlich ließ ich alles raus, bis ich später Markus und Luisa streiten hörte. "Verdammt, siehst du das nicht?! Sie will es nicht mehr. Es macht sie fertig. Sie will aus diesem Teufelskreis raus und hat sich heute über Schulen informiert. Sie braucht Hilfe. Spezielle, damit sie mit den Geschehnissen klar kommt, doch die beste Hilfe wärst du. Du weißt wie sie sich fühlt! Aber wenn du dazu nicht bereit bist, schick sie weiter. Warum tust du das hier alles?" Luisa's Stimme war wütend, empört, sogar leicht zornig und mein Atem blieb stehen. Weiterschicken? Nein, bitte nicht."Doch ich will ihr helfen" , entgegnete Markus kühn, trotzdem eine Spur verzweifelt. "Dann stell Elea für eine Sekunde in den Hintergrund. Hör auf wie ein Hund hinter ihr zu laufen und höre nicht auf sie, als würdest du auf ein Leckerli warten. Du bist erwachsen Markus. Du bist Gott verdammt nochmal achtzehn. Du bist unabhängig" Ich nickte und stimmte Luisa voll damit zu, obwohl sie mich nicht sehen konnten. Langsam wagte ich mich auf den Flur nach draußen. "Ich liebe sie und sie liebt mich. Da-" Luisa ließ ihn nicht aussprechen. "Lieben. Du bist blind vor Liebe und Elea bewacht dich wie ein Hund seinen Knochen. Sie hat Avril beim ersten mal angefahren, ihr gesagt sie solle die Finger von dir lassen. Sie hat sie mehrmals als Schlampe beleidigt und hackt auf ihrer Vergangenheit herum. Markus bist du taub?!" Kurze Zeit blieb es ruhig und auch ich blieb stehen." "Ich.... Ich" , stammelte er dann plötzlich und vor Aufregung hörte ich meinen eigenen Herzschlag. "Es geht nicht beides Markus. Es gehen nicht Avril und Elea zusammen." , sagte Luisa bitter und irgendwie auch erschöpft. Es deprimierte sie wohl, dass Markus es nicht einsehen wollte. "Du willst mich zur Wahl zwingen? Zwischen Avril und Elea? Du weißt wofür ich mich entscheiden würde." Für sie. Denn erstens kannte er mich nicht und zweitens war sie seine Freundin. "Nein. Avril und ich oder Elea.Denn ich habe hierrauf keine Lust mehr."

Meine letzte Hoffnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt