Zweiter Tag des Kongresses
Ein intensives Glühen hebt die Konturen der noch dunklen Skyline vom schwindenden Nachthimmel hervor. Die aufgesetzten Wolkenschlieren wirken so kunstvoll, als hätte ihr Schöpfer sie mit maßvollem Auge arrangiert. Patrick nimmt sich ein paar Minuten um das göttliche Schauspiel vom Bett aus zu beobachten und dabei den gleichmäßigen Atemzügen seiner Frau zu lauschen. Nein, es braucht wirklich nicht viel um tiefes Glück zu empfinden.
„Guten Morgen, Darling", haucht er liebevoll um sie zu wecken. Sie antwortet mit einem wohligen Brummeln und kuschelt sich noch ein wenig enger an ihn heran.
„Du solltest langsam auf dein Zimmer gehen."
„Hmmmm, es ist aber gerade so schön", murmelt Teresa.
„Nur noch der heutige Tag. Morgen sind wir wieder zu Hause."
Vorsichtig schiebt er ihren Kopf von seiner Brust und setzt sich auf.
„Lass dich zumindest beim Frühstück blicken. Ich warte hier solange sehnsüchtig auf dich." Er lächelt sie mit einem warmen Patrick-Grinsen an.
„Wieviel Uhr haben wir überhaupt?"
„Gleich halb sechs. Bald kommt Leben ins Haus." Er küsst sie auf die Stirn, als sie jedoch immer noch keine Anstalten macht sich zu erheben, kitzelt er ihre Füße.
„Aufhören", kichert Teresa, „das ist unfair, bitte nicht!" Geschickt windet sie sich aus seiner Umklammerung und dreht den Spieß um. „Das hättest du nicht tun sollen." Sie weiß genau, dass Patrick viel empfindlicher ist und rächt sich ausgiebig.
„Hör auf!", keucht er atemlos lachend, „ich kann nicht mehr."
„Okay, ich wusste, dass ich dich klein kriege."
Sie zieht sich rasch an, verlässt die Suite und fährt mit dem Aufzug auf ihre Etage. Nachdem sie ins Zimmer geschlüpft ist, erwacht das Hotel gänzlich.
Irgendwo summt ein Föhn, im Nebenraum geht der Wecker und auf dem Gang sind erste Stimmen zu hören. Teresa nimmt eine kalte Dusche, zwar hatte sie gut geschlafen doch die Motivation lässt noch auf sich warten. Der Gedanke an ein erneutes Zusammentreffen mit Michalsen trägt nicht gerade zu einem entspannten Start in den Tag bei.
Gegen sieben betritt sie den Frühstücksraum, wo sie zuerst die Kaffeemaschine ansteuert. Das Koffein würden ihr bestimmt auf die Sprünge helfen. Sie sieht sich um und entdeckt Michalsen an einem Zweiertisch, er ist ins Gespräch mit einer hübschen Frau vertieft. Eigentlich müsste er Teresa gesehen haben, würdigt sie aber keines Blickes.
Ein Gast ihres gestrigen Vortrags winkt zu ihr hinüber. Die freundliche Begrüßung verbessert Teresas Stimmung augenblicklich. Das Angebot, sich an den Tisch zu setzen nimmt sie gerne an. Die nette Runde löst sich nach einer Weile auf und Teresa bleibt noch einen Moment sitzen. Sie nimmt einen Schluck aus der Kaffeetasse, da spürt sie die Anwesenheit einer Person hinter sich. Ein unangenehmer Schauer jagt über ihren Rücken. Die Person entpuppt sich als Michalsen, der in ihr Ohr flüstert: „Eine wunderschönen guten Morgen Teresa, ich hoffe du kannst gut improvisieren, ich jedenfalls habe meine Hausaufgaben gemacht."
Sofort dreht sie sich um, doch ehe sie etwas entgegnen kann, ist er schon auf dem Weg zu der Gruppe am Nachbartisch. Teresa erhebt sich und will den Raum verlassen, aber Michalsen bittet sie überfreundlich an den Tisch und stellt sie dar, als wäre sie ein Superstar. Peinlich berührt lässt sie die überzogenen Lobeshymnen über sich ergehen. [style]Alles geheuchelt. [/style] Sie glaubt ihm kein Wort davon. Seine Augen lassen erahnen, dass es heute sehr unbequem werden wird.
Erleichtert atmet sie auf, als sie das vierunddreißigste Stockwerk erreicht und an die Tür der Suite klopft. Ein strahlender Patrick öffnet sie schwungvoll und lässt damit die Sonne wieder aufgehen. Sie passiert die Pforte zu Janes Welt, die gerade um soviel bunter ist, als das, was sie im Untergeschoss erwartet.
[style]Seit sie zusammen das Haus am See bewohnten, bemühte sich Patrick ihre kleine, gemeinsame Welt zu etwas Besondern zu machen und gerade heute war sie ihm unendlich dankbar dafür. Manche seiner Einfälle waren vielleicht etwas kindisch, brachten sie jedoch trotzdem zum Lächeln. So hatte er, nachdem sie aus Stars Hollow zurückgekehrt waren, feierlich verkündet: „Ich möchte ab jetzt jeden unserer Urlaube mit schönen Dingen ankern. Die Idee kommt aus der Neurolinguistischen Programmierung", erklärte er, „mit dieser Technik kann man Gewohnheiten und Handlungsweisen mit einem Reiz verbinden. In unserem Fall geschieht das mit Assoziationen, in Form von Gegenstände, mit denen wir schöne Erinnerungen verknüpfen."[/style]
In einem freien Regal standen von nun an die Seeker-CD, eine Tasse aus Luke's Diner, die Speicherkarte aus Kirks Kamera. [style]Jane hatte sie geklaut um zu verhindern, dass er und Teresa als unfreiwillige Darsteller auf irgendwelchen Internetplattformen landeten.[/style] Ein leuchtendes Delphin-Hologramm aus dem Aquarium von Baltimore und ein Meteorit. [style]Der mit glitzerndem Quarz durchzogene Stein soll in der Nacht, als sie sich in Patty's Tanzschule liebten, vom Himmel gefallen sein. Zumindest behauptet Jane das ...[/style]
„So wie ich dich kenne hast du nur Kaffee getrunken und deswegen habe ich mir erlaubt etwas beim Zimmerservice zu bestellen."
Auf dem Tisch stehen frischer Obstsalat, Pancakes und ein paar Croissants. Es duftet herrlich nach Bohnenkaffee und natürlich hat er auch an den frisch gepressten Orangensaft gedacht.
„Komm setz dich zu mir und lass es dir schmecken. Danach gehen wir baden."
„Baden?"
„Ja, zu dieser Suite gehört ein privater Rooftop-Jacuzzi."
Und obwohl es sich die beiden richtig gut gehen lassen, wird Teresa immer nervöser. Sie liegen im warmen Wasser mit Blick auf die Skyline New Yorks, aber bei ihr will sich keine Entspannung einstellen. Selbst Patricks sagenhafte Nackenmassage bringt nicht den gewünschten Erfolg.
„Es wird schon alles gut gehen, du bist eine fantastische Rednerin. Weißt du eigentlich wie stolz ich gestern auf dich war? Das Publikum hat dich geliebt."
Immerhin huscht ein leichtes Lächeln über Teresas Lippen. Patrick seufzt.
„Komm, dann versuchen wir es eben mit Hypnose."
Schnell hat Patrick sie in einen Zustand der Entspannung gebracht, sie wird zunehmend ruhiger und gelassener. In Trance suggeriert er ihr positive Assoziationen ein: „Egal was passiert, du bist sicher, gelassen und entspannt. Du wirst jede Situation meistern."
Kurz bevor sie die Suite verlässt, macht er noch ein paar Atem- und Koordinationsübungen mit ihr.
„So, jetzt bist du gerüstet, du wirst ganz wunderbar sein. Und ich sehe dir dabei vom Balkon aus zu."
Sie küsst ihn fahrig und macht sich auf den Weg. Hoffentlich würde er mit seiner Aussage Recht behalten.
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Ein neues Kapitel - The Mentalist - Staffel 8
FanfictionLiebe Mentalist-Fans, diese Geschichte schließt an die 7. Staffel an. Sie beginnt am Tag nach der Hochzeit und nimmt erst eine sehr dramatische Wendung, die alles zu zerstören droht. Jede der Folgen hat eine Rahmenhandlung und natürlich dürfen auch...