Am nächsten Morgen, St. Andrew University, Austin
Seit langer Zeit kommt Dr. Lloyd gut gelaunt und beinahe beschwingt an die Universität. Er wechselt einige Worte mit den Kollegen vom Biolabor und steuert die Cafeteria an. Es ist noch sehr zweitig am Morgen, der Raum ist noch menschenleer. Nach einem kurzen Moment der Überlegung steuert er mit seinem doppelten Espresso einen der Fenstertische an. Vielleicht war es an der Zeit sein Schattendasein aufzugeben und sich seinen Platz an der Universität zurück zu erobern. Ein vages Lächeln umspielt seine Mundwinkel als er durch die Fensterfront auf den Hof blickt und beobachtet wie erste Studenten das Grau der alten Steinfließen mit ihren bunten Klamotten verdrängen. Das Mahlen der Kaffeemaschine reißt ihn aus der meditativen Ruhe. Brenda füllt ihre Tasse mit einem Cappuccino. Seinen gerade noch entspannte Miene verdunkelt sich bei ihrem Anblick.
Brenda zögert ein wenig, geht dann aber entschlossen auf Lloyd zu. Kurz bevor sie seinen Tisch erreicht bleibt sie stehen. „Guten Morgen, Dr. Lloyd. Ist bei Ihnen noch frei?" Dieser sieht sich demonstrativ im Raum um und antwortet zynisch: „Hier sind 30 Tische mit jeweils vier Sitzplätzen und sie fragen mich allen Ernstes ob hier noch frei ist?"
Brenda räuspert sich und setzt zu einem neuen Versuch an: „Danke für die Information, Dr. Lloyd, ich habe mir bisher noch keine Gedanken über die Anzahl der Sitzplätze gemacht. Ich würde mich einfach gerne zu Ihnen setzen."
„Und warum?"
„Nun, ... ich sage es mal gerade heraus: Wäre es nicht an der Zeit unser Kriegsbeil zu begraben?"
„Welches Kriegsbeil? Falls wir uns in einem Waffengefecht befunden hätten, wäre mir das bewusst gewesen."
„Na dann", erwidert sie grinsend, „ich sehe es als Einladung eine Friedenspfeife mit Ihnen zu rauchen. Und sagen Sie jetzt bitte nicht, dass sie Nichtraucher sind, dessen bin ich mir wiederum bewusst."
Lloyd seufzt und lässt sie gewähren. Vielleicht war auch dafür die Zeit gekommen.
„Ich finde Ihre Kooperation in Sache Michalsen sehr mutig", lobt sie ihn.
„Was blieb mir anderes übrig?. Hätte ich Ihre Mitarbeiterin ins offene Messer laufen lassen sollen? Ich bin doch kein Unmensch."
„Hm, das ist mir neu", schmunzelt sie. Sie hatte ihm die Intrige gegen sie längst verziehen und wünscht sich ein kollegiales Miteinander. Er sieht sie böse an.
„Dr. Lloyd! Sie verstehen doch Spaß, das haben Sie in letzter Zeit zur Genüge bewiesen."
Brendas Worte haben einen wahren Kern. All die Jahre kämpfte er vergeblich um den Respekt des Professors und heute sitzt ihm eine Frau gegenüber, die sehr hübsch ist und um seine Gunst ringt. Kairos, der Gott des richtigen Augenblicks schien auf seiner Seite zu stehen. Er war es müde sich gegen alles zu sträuben und immer der Spielverderber zu sein. Insgeheim ist er sehr Stolz, denn seit gestern gehörte er einem kleinen, konspirativen Zirkel an. Und das hatte er alles dieser bezaubernden, neuen Mitarbeiterin zu verdanken. Der Gedanke an Teresa lässt ihn leicht erröten.
„Dr. Lloyd, darf ich Sie etwas fragen?"
„... vielleicht, es kommt darauf an ..."
„Empfinden Sie etwas für Teresa Jane?"
Ertappt sieht er Brenda an und möchte am liebsten unsichtbar werden. Obwohl er es zu verhindern versucht, läuft sein Gesicht tomatenrot an und er stammelt zusammenhanglosen Kauderwelsch.
„Schon gut", grinst seine Kollegin spitzbübisch, „es war nur eine Vermutung. Soweit ich mich erinnern kann, haben Sie mir damals nicht so mutig unter die Arme gegriffen."
Mit einem Mal wird Lloyd stinksauer und springt auf: „Warum müssen Sie immer mit der Tür ins Haus fallen? Können Sie sich nicht einmal etwas zurücknehmen? Wo sind Ihre Manieren?"
Mit großen Augen sieht sie ihn an wie er vor ihr steht und Gift und Galle spuckt. „... so war das doch gar nicht gemeint. Entschuldigen Sie bitte. Ich weiß, dass ich an dieser Stelle ein kleines Defizit habe."
„Ein kleines?", wettert er erneut los, „wenngleich Sie nicht zu Untertreibungen neigen, so ist diese Aussage weit unter dem tatsächlichen Ausmaß ihrer Charakterschwäche angesiedelt, werte Kollegin."
„Naja, vielleicht ein etwas größeres. Aber ich arbeite daran. Abgesehen davon habe ich Sie noch nie so erlebt. Die Wut steht Ihnen eigentlich ganz gut." Sie muss wieder schmunzeln und sieht ihn kokett an, was Lloyd komplett den Wind aus den Segeln nimmt. „Darf ich Ihnen das Du anbieten?"
„Sie haben vielleicht Nerven", keucht er kraftlos, „unter einer Bedingung: Wenn du mich noch einmal so in Verlegenheit bringst, sind wir wieder per Sie und das wird dann auch so bleiben."
„Einverstanden." Sie streckt ihm die Hand entgegen. „Vielleicht hilft mir unser Deal ein bisschen diskreter zu werden."
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Währenddessen im Haus am See, Austin
„Bist du bereit für das große Finale?", feixt Jane. Teresa sitzt ihm missmutig gegenüber und gräbt mit einem Löffel lustlos ihre Cornflakes um.
„Eigentlich nicht."
„Darling, mach dir keine Sorgen. Es wird alles glatt gehen. Ich freue mich schon auf sein Gesicht."
„Das ist es nicht. Ich habe schlecht geschlafen und so ein ungutes Gefühl."
„Brauchst du nicht zu haben. Komm schon, lass uns aufbrechen, wir haben eine lange Fahrt vor uns."
„Warum müssen wir eigentlich die Blechdose nehmen? Mit dem Auto wären wir schneller."
„Ganz einfach: Buddy hat es im AirStream bequemer und da ich mich seit Neustem an die vorgegebene Geschwindigkeit halte, würde uns das Auto auch nicht schneller nach Dallas bringen."
Teresa verdreht die Augen und bringt die beinahe volle Cornflakes-Schale zur Spüle um kurz darauf müde Patrick hinterher zu trotten, der bestens gelaunt mit Buddy den AirStream ansteuert.
„Mich wundert, dass diese Kiste überhaupt noch verkehrssicher ist. Sie hat nicht einmal Airbags."
„Mach dir keine Gedanken. Ich habe ihn erst vor zwei Wochen durchchecken lassen, er hat neue Bremsbelege und der Motor schnurrt wie ein Kätzchen."
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Ein neues Kapitel - The Mentalist - Staffel 8
FanfictionLiebe Mentalist-Fans, diese Geschichte schließt an die 7. Staffel an. Sie beginnt am Tag nach der Hochzeit und nimmt erst eine sehr dramatische Wendung, die alles zu zerstören droht. Jede der Folgen hat eine Rahmenhandlung und natürlich dürfen auch...