Sonne, Mond und Sterne | Episode 1 | Teil 4

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„Unser Kind", weint Teresa, als sie Patrick vor sich knien sieht.

Er streichelt liebevoll ihre Schulter. „Du bist in Sicherheit, es wird alles gut, konzentriere dich auf meine Stimme, Teresa", beginnt er sanft, „dir wird gleich geholfen, atme einfach, ein und aus, es ist ganz einfach, ein und aus, mit jedem Atemzug wird es leichter, ein und aus und wieder ein und aus. Aus und du entspannst, ein und du lässt los, je mehr du loslässt, umso mehr kommst du in die Entspannung und je tiefer du entspannst desto mehr lässt du los. Tiefer, immer tiefer in die Entspannung, du darfst das Teresa, du kannst dir die Erlaubnis geben zu entspannen, tiefer und tiefer und es wird leichter und leichter."

Teresas Körper wird langsam weich, sie sinkt zurück. Jane stützt ihren Kopf und spricht weiter zu ihr, bis endlich die Sanitäter eintreffen und auch er loslassen kann.

Wylie hat die Szene mit offenem Mund und entsetztem Blick verfolgt. „Jane, ich ...", beginnt er.

„Jetzt nicht Wylie!", unterbricht Cho ihn harsch. Er war gerade wieder zu den dreien gestoßen.

„Wir sehen uns morgen im Krankenhaus, Jane." Cho klopft auf seine Schulter.

Jane nickt vollkommen geistesabwesend und folgt den Sanitätern in den Krankenwagen. Seine Hypnose und die schmerzstillenden Mittel, die Teresa mit einer Infusion verabreicht werden, lassen sie in einen Dämmerzustand sinken. Während der Fahrt ins Krankenhaus hält Jane Teresas Hand. Er ist nicht mehr bei sich, sein Geist hat den Körper verlassen und beobachtet die Szene von außen. Dieser Zustand ändert sich auch nicht als sie im Krankenhaus ankommen und er Teresa gut versorgt weiß. Er kennt dieses Gefühl nur zu gut: Seine Psyche ist im Ausnahmezustand und versucht sich mit einer Dissoziation zu schützen. Erst als Teresa in ihrem Zimmer liegt und er endlich zu ihr darf, gelingt es Jane sich zusammenzureißen.

„Mr. Jane, sie dürfen jetzt zu ihrer Frau", wird er freundlich von einer Krankenschwester angesprochen.

Unentschlossen steht er auf und versucht sich noch besser in den Griff zu bekommen. Die Krankenschwester nimmt sein Zögern wahr und fordert ihn auf mitzukommen, sie würde ihn zur Tür bringen. Dort angekommen muss er tief Luft holen, das, was ihn hinter dieser Tür erwartet macht ihm Angst, dabei will er stark sein für Teresa, er weiß aber nicht ob er es schafft. Vorsichtig drückt er die Klinke und tritt ein. Er sieht in ein Einzelzimmer, Teresa sitzt im Bett, ihre Haut ist beinahe so weiß wie das Kopfkissen, das sie im Rücken stützt. Vorsichtig schließt er die Tür hinter sich und geht auf sie zu. Sie blickt ihn an, aber selbst ihre grünen Augen haben an Farbe eingebüßt. Die Lebendigkeit, die er so an seiner Frau liebt war vollkommen verschwunden. Er atmet schwer als er direkt vor ihr steht.

„Darf ich dich in den Arm nehmen?", fragt er unbeholfen.

Stille.

„Wir, ... ich habe das Kind verloren", stößt sie tonlos hervor. Jane weiß nicht was er tun soll, er hatte so sehr gehofft dass sich seine Ahnung nicht bewahrheitet.

„Teresa ...", stammelt er.

Ihre Augen füllen sich mit Tränen.

„Es war einfach zu viel für das Kleine. Ich habe die ganze Zeit mit ihm geredet, er solle bei mir bleiben, aber ich konnte ihn nicht halten."

Die Schleusen öffnen sich immer weiter, Tränen strömen aus ihren Augen.

„Ich wollte doch auf uns aufpassen ... und ... und habe dabei versagt."

Patrick zerreißt es das Herz, er weiß nicht wie er sie trösten soll. Er nimmt sie in den Arm und lässt sie weinen, die Tränen wollen und wollen nicht versiegen. Eine Ewigkeit hält er sie und starrt nur vor sich hin, er selbst kann keine Träne vergießen. Als das Schluchzen schwächer wird, lässt er ihr Kopfteil hinunter. Teresa dreht sich sofort zur Seite, Patrick legt sich an ihren Rücken und schlingt seine Arme um sie, er drückt sie so fest an sich, wie sie es zulässt. Als sie endlich eingeschlafen war löst er die Umarmung und verlässt das Krankenhaus Richtung See.

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Jane tritt in das Haus, sein erster Blick fällt auf die beinahe fertiggestellte Babywiege. Mit einem Mal wird er von seinen Gefühlen übermannt. Er packt die Wiege, geht schnellen Schrittes Richtung See und versenkt sie mit einem Schrei im Wasser.

Er kann nicht mehr aufhören zu schreien, er schreit sich seine gesamte Wut von der Seele. Die Wut über sich selbst, weil er heute morgen nicht hartnäckiger geblieben war und sich selbstmitleidig hierher verzogen hatte. Seinen schwachsinnigen Vortrag über Vitamine, mit dem er ihr ein schlechtes Gewissen eingeredet hatte. ER hatte versagt, nicht sie. Und jetzt hat er das Leben ihres Kindes auf dem Gewissen. Er hat es ein zweites Mal verbockt. Seine Stimme bleibt irgendwann weg und er lässt sich zu Boden sinken. Jetzt kommen endlich die Tränen, zusammengekauert weint er alle Tränen die er bei Teresa nicht zu weinen fähig war.

Ein neues Kapitel - The Mentalist - Staffel 8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt