New York, New York | Episode 5 | Teil 10

49 1 0
                                    

Montag an der Universität

Mit einem mulmigen Gefühl betritt Teresa das Universitätsgelände. Sie hat keine Ahnung was der Tag bringen wird. Auf dem Weg zu ihrem Büro läuft sie Brenda in die Arme. Erleichtert wünscht sie ihrer Abteilungsleiterin einen guten Morgen und will ein Gespräch beginnen. Doch die ihr sonst so zugewandte Frau wirkt unnahbar und kühl. Teresa ist verwirrt, auf diese Weise hatte sie Brenda bisher noch nie erlebt. Ob es mit den Ereignissen am Wochenende zusammenhängt?

Total verunsichert schließt sie die Tür zu ihrem Büro auf. Dort lässt sich mit einem tiefen Seufzer am Schreibtisch nieder. Heute würde ein anstrengender Tag werden. Aktuell überarbeitet Teresa das Studienkonzept und passt es an den heutigen Standart der Ermittlungstechniken an. Außerdem sollen die Studierenden mehr Praxiswissen bekommen. Um das zu erreichen plant sie eine Vortragsreihe mit externen Dozenten und will sie in einen simulierten Fall einbinden, bei dem die angehenden Rechtsvertreter ihre Fertigkeiten unter Beweis stellen werden. Im Moment graut ihr davor. Was wird damit wenn Michalsen als Sponsor abspringt? Ihre Ideen sind innovativ wie kostspielig.

Das Klingeln ihres Bürotelefons reißt sie aus den Überlegungen.

„Guten Morgen Mrs. Jane", beginnt Professor Chambers, ohne ihre Begrüßung abzuwarten, „bitte kommen Sie in einer Stunde in mein Büro, wir müssen noch das Wochenende besprechen."

Teresa schluckt und verspricht pünktlich zu sein. Anschließend versucht sie zu arbeiten, ein vergebliches Unterfangen, wie sich herausstellt. Ihre Gedanken kreisen ausschließlich um das bevorstehende Gespräch und um mögliche Erklärungsversuche sich für ihr Versagen am Wochenende zu rechtfertigen. Nach einer Weile gibt sie auf und starrt ins Leere.

Zehn Minuten vor dem vereinbarten Termin macht sie sich auf den Weg zu Chambers. Diesmal läuft ihr Lloyd über den Weg. Inzwischen hatte sie es aufgegeben ihn zu grüßen, da er sie ohnehin ignoriert. Heute morgen sieht er sie nicht einmal an. Er richtet seine Blick angestrengt auf den Boden und beschleunigt, um möglichst schnell an ihr vorbei zu kommen.

Im Vorzimmer des Professors wird sie freundlich von Rosie, seiner Sekretärin, begrüßt. Das erste aufmunternde Lächeln an diesem Morgen.

„Wie für ein Lamm auf dem Weg zur Schlachtbank", denkt sich Teresa und erschaudert bei dem Gedanken. Doch der Professor lässt auf sich warten und sie muss noch eine gute viertel Stunde schmoren.

So ähnlich müssen sich meine Mitschülerinnen gefühlt haben, die ständig zum Rektor gebeten wurden. Sie gehörte niemals dazu. Ihr Betragen war immer vorbildlich. Deswegen war ihr das Gefühl fremd geblieben ... zumindest bis heute.

„Er erwartet sie jetzt", informiert sie Rosie.

Teresa schluckt und strafft ihre Schultern bevor sie eintritt.

„Guten Morgen Professor Chambers", begrüßt sie ihn und versucht dabei ein gewinnendes Lächeln.

Mach es einfach so wie Jane früher. Geradeaus in die Offensive. Und wenn er dir unangenehme Fragen stellt, ablenken was das Zeug hält.

„Guten Morgen Mrs. Jane. Halten wir uns nicht weiter mit SmallTalk auf, meine Zeit ist knapp bemessen und ich will gleich auf den Punkt kommen. Sie wissen was ich hören will, also legen Sie los."

Er sieht sie gespannt an.

„Wie war das doch gleich mit der Offensive?", denkt Teresa ermattet. Sie hat keine Ahnung wie sie am besten anfangen soll.

„Also, ich weiß, wie es auf den ersten Blick aussieht, Professor. Michalsen ist ein schwieriger Mensch ..."

„Das weiß ich, deswegen bin ich auch so glücklich über Ihren ... wie kann ich mich am besten ausdrücken?" Er sinnt einen Moment über die passende Wortwahl nach. „ ... guten Draht, den Sie zu ihm haben. Er scheint ja förmlich einen Narren an Ihnen gefressen zu haben."

Perplex sieht sie ihn an. Von einem guten Draht konnte seit dem Kongress nicht mehr die Rede sein. Was wusste er?

„Ihrem Blick nach zu urteilen wollen Sie mich auf die Folter spannen, Mrs. Jane." Er lächelt. „Machen Sie es nicht so spannend, erzählen Sie mir endlich Details."

Sie beginnt sich zu entspannen, er hat tatsächlich nicht den blassesten Schimmer von dem, was vorgefallen war. Also doch Offensive. Ganz gegen ihre Art, lügt sie, dass sich die Balken biegen, zumindest in Bezug auf Michalsen. Dass ihre Vorträge ein voller Erfolg waren, entspricht schließlich der Wahrheit. Sie erzählt Chambers was er hören will. Genauso, wie Jane es unzählige Male getan hatte und sie Zeugin davon war. Sie ist ja nicht mehr im Staatsdienst, also was soll's?

„Sehr gut meine Liebe", schloss er das Gespräch mit einem anerkennenden Nicken, „ich bin tief beeindruckt, wenngleich nicht überrascht. Ich wusste, dass Sie die richtige Wahl sind. Jetzt muss ich Sie aber leider vertrösten. Ich habe gleich einen wichtigen Termin und werde schon bald zu einem Kongress in Vancouver aufbrechen. Ich wollte mich nur vergewissern, dass alles gut gelaufen ist."

„Seien Sie beruhigt, ich habe alles im Griff."

„Nichts anderes habe ich angenommen, werte Teresa. Vielleicht ist es an der Zeit sich mit dem Vornamen anzureden. Natürlich nur wenn Sie nichts dagegen haben."

„Danke, Leroy. Von mir aus gerne", sie spiegelt sein freundliches Lächeln, dass sie mehr an den Weihnachtsmann erinnert, als an einen langgedientem Professor.

„... und entschuldigen Sie, dass ich so manches Mal harsch wirke. Der finanzielle Druck bringt mich bald um den Verstand."

Das Blut entweicht ihrem Gesicht, noch bevor er den letzten Satz ausgesprochen hat. Sie schluckt die aufkommende Panik herunter. Früher oder später würde alles rauskommen. Das macht es nicht einfacher.

„Dann will ich Sie nicht weiter aufhalten, Professor Chambers. Sie haben sicher noch sehr viel zu tun und auf mich wartet auch noch jede Menge Arbeit."

„Leroy. Und Sie haben Recht mit Ihrer Annahme. Nichtsdestotrotz bin ich sehr gespannt auf die Ausarbeitung Ihrer Ideen, werte Kollegin. Das wird sicherlich grandios! Wie gut, dass wir Samuel Michalsen an Bord haben um alles realisieren zu können."

Teresa ist schlecht als sie die Tür hinter sich schließt. Sie blickt geradewegs auf Rosie, die sich ihr zugewandt hat.

„Erfreuliche Neuigkeiten?", erkundigt sie sich vorsichtig.

„Ja, naja, doch eigentlich schon ...", druckst Teresa herum.

„Das freut mich. Ich soll Ihnen von Brenda ausrichten, dass sie heute die Mittagspause im Elmo verbringen wird. Und sie hofft, dass sie dazukommen"

„Was? Wie ...?"

Doch Rosie zwinkert ihr nur kurz zu und vertieft sich dann wieder in die Bearbeitung einer E-Mail-Anfrage.

Was war das denn jetzt? Ticken die denn alle noch richtig? Fehlt nur noch, dass Patrick hier gleich um die Ecke kommt und ein Karnickel oder ein goldenes Ei aus dem Jackett zaubert.

Ein neues Kapitel - The Mentalist - Staffel 8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt