New York, New York | Episode 5 | Teil 15

36 0 0
                                    

St. Andrew University, Austin

Bester Lauen erreicht Michalsen am Donnerstagmorgen die Universität, um den Termin bei Chambers wahrzunehmen. Seit Chads Besuch ließ er immer wieder das Gespräch mit dem Professor vor seinem inneren Auge ablaufen. Dabei stellte er sich vor wie Teresa in allen Varianten gefeuert wurde. Doch das war erst der Anfang des Vergnügens, bald danach würde Teresas kleines Geheimnis auffliegen und er hätte sie damit vollends in der Hand.

„Rosie, was für einen Freude Sie zu sehen", begrüßt er Chambers Sekretärin überschwänglich.

„Guten Morgen Mr. Michalsen", entgegnet diese professionell, „Sie werden bereits erwartet. Einen Espresso so schwarz wie die Nacht und süß wie ein Männertraum?"

„Sie kennen meine dunklen Vorlieben", entgegnet er und leckt sich genussvoll die Lippen.

„Dann will ich Sie gar nicht weiter aufhalten, gehen Sie einfach durch."

Sie lächelt ihn an. Der widerliche Schmierlappen wird sich gleich wundern! Zudem ist Michalsens Gegenwart ein würdiger Anlass Eliott aus dem Biolabor einen Besuch abzustatten. Es wurde Zeit ihren Brackwasser-Vorrat aufzufüllen. Das gammlige Wasser aus dessen modrigem Aquarium behielt sie sich für ganz besondere Gäste vor.

#

„Mr. Michalsen, was für eine Freude Sie zu sehen!", begrüßt Lloyd ihn ein bisschen zu schleimig und euphorisch.

Michalsen rümpft angewidert die Nase.

„Wo ist Chambers?", fragt er kurz angebunden nach.

„Ja, ehm, also ..." Lloyd nimmt seine Ablehnung wahr und wird unsicher. „Professor Chambers musste einem dringenden Geschäft nachkommen ..." Während er redet beginnt er zu schwitzen und in seinem Gesicht bilden sich hektische Flecken.

Mit eine süffisantem Grinsen entgegnet Michalsen: „Ich kann warten, bis er wieder von der Toilette zurückkehrt."

„Ehm, nein, nein!", ruft Lloyd erschrocken aus, „so war das nicht gemeint! Natürlich befindet sich Professor Chambers auf wichtigen Terminen."

„Was kann wichtiger sein, als ich?"

Noch bevor Lloyd darauf reagieren kann, öffnet sich die Tür und Rosie tritt ein. Schnell erfasst sie die Situation und setzt ein charmantes Lächeln auf. Während sie Michalsen den Espresso serviert, klärt sie ihn über Chambers Unpässlichkeit auf und gewährt ihm ein paar Blicke in ihr üppiges Dekolleté. Sie ist eine Frau, die ihre Weiblichkeit für gewöhnlich bewusst einsetzt um ihre Ziele zu erreichen. So mancher Mitarbeiter hat ihre subtilen Methoden bereits zu spüren bekommen, vor allem dann, wenn sie das Gefühl hatte, nicht respektiert zu werden. Die wenigsten wussten, dass sie in einer glücklichen Beziehung mit einer Frau lebte. Zeit ihres Lebens war sie eigenständig und selbstbestimmt gewesen, deswegen scherte sie es wenig, wenn Männer sie anhimmelten oder sich gar anderes erhofften. Ihr Job ist für sie nichts anderes als eine Bühne und sie eine verdammt gute Schauspielerin.

„Wie ist der Espresso?", fragt Rosie mit Unschuldsmiene.

„Hervorragend, herb, männlich und markant. Welche Bohnensorte verwenden Sie?"

„Mr. Michalsen", schnurrt sie, „Sie können es nicht lassen. Sie wissen doch, dass ich meine Geheimnisse nie preis gebe."

„Und Sie wissen doch, dass ich niemals aufgeben werde. Irgendwann werden Sie es mir verraten. Vielleicht heute Abend beim Essen? Ich kenne ein Lokal mit sehr exquisiter französischer Küche. Ein Geheimtipp. Es ist äußerst schwer dort einen Platz zu ergattern. Da braucht man schon Verbindungen."

„Mr. Michalsen, ich bin untröstlich. Es wäre bestimmt ein wunderbarerer Abend geworden. Aber leider habe ich schon etwas vor."

„Das sagen Sie jedes Mal."

„Ich bin eben eine begehrte Frau." Mit einem Lächeln und einem eleganten Hüftschwung verlässt sie wieder den Raum, nicht ohne Lloyd einmal zugezwinkert zu haben. Fasziniert sieht ihr Michalsen hinterher.

„Was für ein Rasseweib", seufzt er und wenn man genau hinsieht, kann man einen zarten Anflug von Ehrfurcht in seinen Augen entdecken.

Lloyd räuspert sich. Rosies kleine Showeinlage hat ihm genug Zeit verschafft um sich wieder zu sammeln.

„Mr. Michalsen, Sie können sich mit ihrem Anliegen vertrauensvoll an mich wenden. Professor Chambers hat mir bis zu seiner Rückkehr die kommissarische Leitung der Universität übertragen."

Sein Gegenüber fixiert ihn für einige Sekunden. Man kann Michalsen ansehen, wie er innerlich abwägt.

„Nun gut", beginnt er dann entschlossen, „dann will ich Ihnen reinen Wein über eine ihrer Mitarbeiterinnen einschenken."

„Um wen handelt es sich?"

„Um wen wohl? Wir reden von Mrs. Jane. Ich bin davon ausgegangen, dass Sie mir eine fähige Abgesandte zum Kongress schicken und kein emotionales Wrack."

Entsetzt sieht Lloyd ihn an. Eine authentische Reaktion, denn er kann nicht fassen zu wieviel Niedertracht dieser Mann fähig ist. Geduldig, aber aufgewühlt hört er sich Michalsens Version der Vorkommnisse an. Nachdem er geendet hat, bittet er Rosie Teresa zu sich zu rufen. Diese klopft nach einer Weile zaghaft an die Tür des Büros.

„Kommen Sie herein, Mrs. Jane", befiehlt Lloyd mit fester Stimme. Jetzt kommt der schwierige Teil. Ich muss Teresa zur Rede stellen und sie anschließend feuern. Hoffentlich laufe ich nicht gleich rot an, wenn sie durch die Tür tritt. Sie ist einfach so entzückend und ein wundervoller Mensch. Auch wenn alles fingiert ist, bricht es mir das Herz sie so behandeln zu müssen.

„Mrs. Jane", poltert er sofort los, kaum dass sie den Raum betreten hat, „mir sind eben unerhörte Dinge zu Ohren gekommen. Ich verlange eine Stellungnahme!"

Scheinbar eingeschüchtert versucht Teresa ihren Standpunkt zu erläutern, wird dabei aber immer wieder durch Michalsen unterbrochen. Sie steigert sich dabei so in die Rolle der unterwürfigen Angestellten hinein, dass ihr eine Träne über die Wange kullert. Ihre, durch die Schwangerschaft bedingte, sentimentale Stimmung gibt den Rest dazu.

„Das sind schwere Vorwürfe gegen Sie, Mrs. Jane", beginnt Lloyd mit bebender Stimme, Tränen sind ihm schon immer unheimlich gewesen, „aber angesichts des Schadens, den Sie dieser altehrwürdigen Universität zugefügt haben, stelle ich Sie mit sofortiger Wirkung frei. Wir werden Ihnen alle persönlichen Sachen durch einen Boten zustellen. Verlassen Sie umgehend das Gelände."

Zitternd erhebt sich Teresa und verlässt das Büro.

„Lloyd! Das hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut!" Begeistert klatscht Michalsen in die Hände. „Sie haben genau das Richtige getan und Ihren wichtigsten Gönner sehr glücklich gemacht. Wir sollten uns bei Gelegenheit über Ihren Toxi-Scanner unterhalten. Aber jetzt habe ich noch etwas dringendes zu erledigen."

Er verlässt eilig das Büro um Teresa einzuholen.

„... es heißt Dermatox-Scanner, sie debiler Idiot!", murmelt Lloyd in sich hinein während Rosie in den Türrahmen tritt und ihn erwartungsvoll ansieht.

„Er hat es geschluckt."

„Aldus, Sie sind der Beste. Espresso?"

„Gerne, aber bitte mit frischem Wasser!"

Sie sehen sich an und lachen los.

„Aldus, ich bitte Sie. Sie wissen doch genau, dass ich Ihnen so etwas nie antun würde."

Ein neues Kapitel - The Mentalist - Staffel 8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt