„Auch schon wach?", erkennt Patrick hinter sich die Stimme seines Vaters.
„Wenn ich nicht wach wäre, würde ich dich jetzt fragen ob du mich bis in den Schlaf verfolgst." Er dreht sich um und sieht ihn an.
„Wird alles gut gehen?"
„Warum sollte es nicht? Aber kannst du mir sagen warum ich Sean Barlow in deinem Wohnwagen angetroffen habe?"
Für einen Sekundenbruchteil wirkt Jane senior erstaunt. Dann scheint ihm etwas dämmert.
„Das kann ich dir nicht sagen, wir haben seit unserem großen Zerwürfnis keinen Kontakt mehr gehabt."
„Auch das glaube ich dir nicht. Alex, warum kannst du mir nicht einfach die Wahrheit sagen?", entgegnet Patrick ungehalten.
„Die Wahrheit ... ein großes Wort. Mein Sohn, jeder hat seine eigene Wahrheit. Sie ist flüchtig und subjektiv."
„Was ist zwischen dir und Barlow vorgefallen?"
„Es ging um Geld, wie bei allen großen Zerwürfnissen. Entweder geht es um Geld, die Ehre oder Frauen, machmal auch um alles zusammen. Aber wem erzähle ich das."
„Kannte Barlow die Geschichte von meiner Mutter?"
„Natürlich kannte er sie. Jeder kannte sie."
„Nur ich nicht", fügt Patrick leise hinzu, mit einem Mal fühlt er sich von der ganzen Welt verlassen. Die vielen schlaflosen Stunden haben ihn mürbe gemacht. Wie gerne würde er jetzt mit Teresa im Bett liegen und sie in seinen Armen spüren, stattdessen stand er hier mit seinem verschollen geglaubten Vater und Wahrheiten, die er nie hören wollte.
„Du bist zu weich. Deine hart antrainierte Fassade täuscht nicht darüber hinweg. Was vergangen ist, ist unwiederbringlich vergangen. Du wirst eine neue Familie gründen und vielleicht wirst du sogar lange Zeit glücklich sein mit dieser Polizistin."
Patrick sieht ihn einfach nur an. Falls er je wieder Kinder haben sollte, würde er sie nie das fühlen lassen, was er gerade empfand. Seine Kinder sollen in Liebe und Geborgenheit aufwachsen und er wusste das auch Teresa alles dafür geben würde.
„Alex, ich weiß nicht ob du schon immer so warst oder ob dich das Leben dazu gemacht hat. Aber eins ist sicher: Ich habe mit 17 das einzig Richtige getan, nämlich wegzugehen. Zwar habe ich furchtbare Verluste hinnehmen müssen, aber ich kann heute von mir sagen, dass ich immer noch lieben kann. Und genau dass ist es, was uns unterscheidet."
Patrick kann nicht verhindern, dass ihm dabei Tränen in die Augen steigen. Er erwartet weiteren Spott von seinem Vater. Der sieht jedoch peinlich berührt zu Boden und murmelt: „Bewahre dir das, Patrick, bewahre dir das."
Der alte Jane wendet sich ab und geht gebeugt zurück zum Hotel.
#
Während des Frühstücks herrscht Totenstille am Tisch. Schweigend taucht Patrick den Teebeutel in heißes Wasser und konzentriert sich auf die braune Wolke in seiner Tasse. Sein Vater starrt in seinen Kaffee und nippt hin und wieder daran. Selbst der stoische Cho fühlt sich nicht wohl in seiner Haut. Es dauert nicht lange, da bewegt sich die Dreiergruppe in Chos Zimmer. Dort wird Alex verdrahtet und mit einer schusssicheren Weste ausgestattet.
„Die ist für sie." Cho hält Patrick die zweite Weste vor die Nase. „Wir sollten auf Nummer sicher gehen."
Es findet noch ein letztes Briefing statt, dann fährt Patrick mit seinem Vater an den verabredeten Treffpunkt. Sie sind zeitiger da, als geplant. Die Janes lassen sich auf einer Bank nieder. Es wirkt so, als wollte Alex sich etwas von der Seele reden. „Patrick, ich ..." Weiter kommt er nicht, einer guter Bekannter nähert sich frontal, zwei weitere von Almanderos Gorillas kesseln sie von links und rechts ein.
„Mitkommen", fordert Craig die beiden kurz angebunden auf. Er macht deutlich, dass sich eine Waffe in seiner Jackentasche befindet.
„Wohin?", fragt Patrick.
„Das werden sie schon sehen."
Sie stehen auf und werden zu einer Limousine am Parkende geleitet. Eine der verdunkelten Scheibe schiebt sich nach unten. Almanderos Gesicht wird sichtbar, er grinst zufrieden.
„Das war einfach. Über was wollten wir gleich verhandeln?", feixt er, „oh, nein warten sie, wie wäre es wenn ich sie einfach mitnehme?"
„Nicht so schnell."
Patrick verdreht die Augen, ihm war klar, dass Barlow hier aufkreuzen würde, auch er ist mit Verstärkung gekommen, er wird von Larissa und Ruven eskortiert. Dezent weißt auch Barlow darauf hin, dass sowohl er, als auch Ruven bewaffnet sind.
„Und nun haben wir das Dilemma", kommentiert Patrick die Situation, „und das alles nur wegen ein paar Glitzersteinen."
„Genau Patrick, nur dass diese Steine einen Marktwert von über einer Millionen haben. Hat dein Vater nicht erwähnt, dass auch ich an dieser Poker-Runde teilgenommen habe und er bei mir tief in der Kreide steht? Wir waren verabredet und wollten die echten Brillanten gehen minderwertige Plagiate tauschen. Der Mittelsmann in Nicaragua sollte durch einen geschickten Bluff getäuscht werden. Nur machte sich dieser Halsabschneider aus dem Staub."
Janes Vater wird blass, Almandero und seine drei Lakaien wirken angespannt, vermutlich haben sie alle die Finger am Abzug ihrer Waffen.
„Wir werden jetzt alle ganz entspannt bleiben, es wird sich eine Lösung für diese Situation finden, wir sind doch zivilisierte Menschen." Patrick versucht die Situation zu entschärfen.
„Nichts da, es wird Zeit zu gehen. Alex führt uns jetzt zu den Diamanten und dieser Kerl da im Wagen sollte sich verziehen, sonst schießt Ruven deinem Vater eine Kugel in den Kopf, was sehr schade wäre, denn so gehen wir alle leer aus." Barlow zieht seine Waffe unter der Jacke hervor und Ruven zielt mit seiner auf Jane senior.
„Sie sollten lieber auf ihn hören, Almandero. Dieser Mann ist verrückt und Ruven devot, er tut am Ende noch was man ihm sagt. Und ich denke wir sollten es weiter laufen lassen und nicht eingreifen." Mit dem letzten Satz meint Patrick Cho, der unweit des Parks mithört und mit seinem Team auf den Zugriff wartet.
„Es ist nicht notwendig zu fahren. Die Brillanten sind hier im Park. Allerdings habe ich eine kleine Lebensversicherung eingebaut", während er spricht wendet sich Alex seinem Sohn zu, „du kannst jetzt gehen, wir brauchen dich nicht mehr."
„Oh nein, ich bin dafür, dass Patrick bei uns bleibt. Ihr habt euch jahrelang nicht mehr gesehen, da wollen wir die Familienzusammenführung doch nicht unterbrechen." Barlow lächelt hinterhältig.
Kurz darauf sieht man eine seltsam anmutende Karawane durch den Park ziehen. Erst die Janes, gefolgt von einem exzentrisch gekleideten, grauhaarigen Mann mit Oberkopfglatze und einem unauffällig aussehenden Pärchen, dann der elegante Almandero, eingerahmt von seine drei Lakaien in schwarzen Anzügen.
„Es wird langsam unübersichtlich", seufzt Patrick.
Nicht unweit vom Park ist Cho sehr beunruhigt, es war nicht geplant dass die Janes gemeinsam zu dem Versteck gehen.
„Eigentlich war nichts von dem, was gerade passiert, geplant", murmelt er.
Laut weißt er sein Team an: „Nähert euch vorsichtig dem Mausoleum und wartet meinen Befehl ab. Patrick Jane ist mit von der Partie, außerdem noch zwei Männer und eine Frau. Almandero wir von drei Leibwächtern geschützt. Die Situation erfordert Fingerspitzengefühl, sie kann jeden Moment eskalierten."
Nach etwa fünf Minuten Fußmarsch erreichen sie das Familienmausoleum inmitten des Parks. Mehrere Generationen einer wohlhabenden Industriellenfamilie hatten hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Das Gebäude ist mit einer metallverkleideten Holztür versehen. Aufwendige Ornamente zieren ihre Oberfläche.
DU LIEST GERADE
Ein neues Kapitel - The Mentalist - Staffel 8
FanfictionLiebe Mentalist-Fans, diese Geschichte schließt an die 7. Staffel an. Sie beginnt am Tag nach der Hochzeit und nimmt erst eine sehr dramatische Wendung, die alles zu zerstören droht. Jede der Folgen hat eine Rahmenhandlung und natürlich dürfen auch...