New York, New York | Episode 5 | Teil 8

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Wieder Zuhause

Teresa ist sehr still am Morgen nach dem Vorfall. Sie lässt sich ein Bad ein und möchte alleine sein. Unglücklich trottet Patrick in die Küche um sich eine Kanne Tee zu machen.

Teresa ist immer noch verwirrt. Ihr Körper wollte ihr gestern nicht mehr gehorchen, das verunsichert sie. Zudem macht sie sich Sorgen wegen des Vorfalls und ist sich sicher, dass die Sabotage ihres Vortrags erst der Anfang war. Was sie aber noch mehr belastet, ist die Tatsache, dass sich Patrick so angehört hatte, als wäre der Mord an seiner Frau und seiner Tochter erst vor Kurzem geschehen. Sie dachte dass er inzwischen besser damit umgehen konnte, doch jetzt beginnt sie zu zweifeln. Ihre Gedanken überschlagen sich.

„Teresa, hör auf damit", ermahnt sie sich selbst, „das ist alles Unsinn, komm wieder zur Vernunft."

Sie schließt ihre Augen und sinkt mit dem Kopf ins warme Wasser zurück. Ein Luftzug lässt sie wieder auftauchen. Patrick steht mit einem Kaffee vor ihr und setzt sich an den Rand der Wanne. Er sieht sie liebevoll an und reicht ihr die Tasse.

„Du warst heute morgen nicht sonderlich gesprächig ..."

„Nein, mir geht es einfach nicht so gut."

„Die Sache mit Michalsen ist noch nicht ausgestanden."

„Nein."

„Ist es nur das oder liegt dir noch etwas anderes auf dem Herzen?"

Sie seufzt.

„Ach, Patrick. Das was du gestern über Angela und Charlotte gesagt hast ..."

„Du weißt, sie werden immer Teil meines Leben sein", unterbricht er sie.

„Ja, aber es klang so, als ob es erst geschehen wäre."

„Ich glaube, das hast du missverstanden. Zumindest war ich nicht deswegen so aufgewühlt."

„Warst du nicht?"

„Nein, ich war in Sorge um dich. Du sahst so ... verletzlich aus. Wir wissen beide, dass der Mann auf den Verlust unseres Kindes angespielt hat. Er wusste alles über uns. Michalsen war dafür verantwortlich. Er wollte Macht demonstrieren. In dem Moment kam mir in den Sinn was diese Fehlgeburt beinahe mit uns gemacht hätte. Und wie etwas, das eben noch perfekt war, innerhalb kürzester Zeit zusammenbricht."

Teresas Blick verdüstert sich, während sie Patrick zuhört. Am Tag ihrer Hochzeit hätte sie die ganze Welt umarmen können und nur 24 Stunden später lag alles in Trümmern. Doch inzwischen waren an die Stelle von Trauer und Schmerz, Vertrauen und Stärke getreten. Ihr wurde erst später bewusst, wie sehr Patrick um sie gekämpft hatte. Seither sah sie ihn noch einmal mit anderen Augen.

„Weißt du wo ich war, als du die ersten Nacht im Krankenhaus lagst?", fährt er fort und sieht sie mit festem Blick an, „ich bin ich hier am See gewesen und war furchtbar wütend auf mich. Ich hatte dir das mit diesen bescheuerten Vitaminen eingeredet, wegen der du im Drugstore warst. Das konnte ich nicht verhindern, aber ich konnte gestern verhindern, dass dir weiter weh getan wird."

Er senkt seinen Blick.

„In dieser Nacht habe ich zu Angela und Charlotte gesprochen, sie um Rat gefragt, weil ich nicht mehr weiter wusste. Da streifte eine Sternschnuppe den Himmel. Und plötzlich wusste ich was meine Bestimmung war. Ich bin hier um dich zu lieben, meine wunderbare, starke, und gleichzeitig eigensinnige Frau. Und ich bin hier um dir zur Seite zu stehen, wenn dir jemand Steine in den Weg legt. Und ich will vor allem nie wieder so viele Fehler machen, wie bei Angela und Charlotte."

Er atmet tief durch und sieht Teresa wieder in die Augen, die mit den Tränen kämpft.

„ ... wenn du das alles Ernst gemeint hast", beginnt sie mit brüchiger Stimme, „war es das Kitschigste, aber gleichzeitig Schönste was du je zu mir gesagt hast."

„ ... das enttäuscht mich jetzt etwas. Was war denn mit dem Liebesgeständnis im Flugzeug?"

Er lächelt die heulende Teresa an.

„Komm schon her, du Schwachkopf, ich liebe dich."

Er beugt sich über die Badewanne, was sie zum Anlass nimmt ihn ins Wasser zu ziehen.

„Hey nicht so stürmisch", lacht er, „eigentlich hatte ich schon geduscht."

„Mir doch egal, die Klamotten trocknen wieder."

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„Hast du eigentlich mit Wylie telefoniert? Wir könnten Buddy doch heute noch abholen."

„Ja, ich habe es ihm schon angekündigt, aber vorher muss ich dir noch etwas beichten", beginnt Patrick.

Inzwischen sitzen beide vor dem Kamin, wo für gewöhnlich der Golden Retriever mit von der Partie ist.

„Was hast du schon wieder angestellt?", erkundigt sich Teresa mit einem Schmunzeln.

„Wie soll ich anfangen. Letzte Woche hatte ich ein Gespräch mit Brenda."

„... von dem du mir nichts erzählt hast!"

„Genau, aber ich hatte noch ein weiteres Gespräch. Diesmal mit einem alten Bekannten."

„... den ich auch kenne?"

„Ich befürchte besser als mir lieb ist."

„Doch nicht etwa Pike?", fragt sie erschrocken.

„Na, so gut nun auch wieder nicht, hoffe ich jedenfalls ..."

„Ich habe keine Ahnung, sag schon wer es ist."

„Walter Mashburn."

Sie lacht laut heraus. „Walter?"

„Ja, aber warum lachst du?"

„Kannst du Walter etwa ernst nehmen?"

„Naja, es kommt darauf an ..."

„Hat er überhaupt Zeit für diesen Besuch? Normalerweise ist er so mit seinen Geschäftsreisen beschäftigt, dass er zu nichts kommt."

„Hm", er sieht sie eindringlich an, „er hat sofort zugestimmt, hast du eine Ahnung woran das liegen könnte?"

„Also ich kann es mir nicht erklären."

Ihre Wangen werden rosig und sie löst sich aus seiner Umarmung. Sollte sie ihm etwa erzählen, dass sie Sex miteinander hatten? Es war eine leidenschaftliche Nacht, aber nichts was lange im Gedächtnis blieb. Außerdem war sie davon ausgegangen, dass Patrick sich das zusammenreimen konnte. Er wusste doch sonst immer alles. Aber scheinbar hat er keine Ahnung ... oder er will keine haben. Obwohl sie sich inzwischen so lange kennen, gelingt es ihr immer noch nicht beides auseinander zu halten.

„Oh, dann wollen wir es dabei belassen. Hast du auf einmal auch so Hunger wie ich?"

Die Situation ist ihm sichtlich unangenehm. Einerseits würde er gerne wissen was zwischen den beiden lief, aber andererseits wollte er Teresa auf keinen Fall in Verlegenheit bringen. Vielleicht ist es besser sich keine Gedanken darüber zu machen. Vergangenes sollte man ruhen lassen ...

Peinlich berührt stehen beide auf und steuern den Kühlschrank an um sich schweigend einen Snack zuzubereiten.

Ein neues Kapitel - The Mentalist - Staffel 8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt