Kurz vor ihrem Büro holt Michalsen Teresa ein und hält sie am Oberarm fest. Sie reißt sich von ihm los und dreht sich wütend um. Ihre Wimperntusche ist verlaufen.
„Fassen Sie mich nicht an!", zischt sie und windet sich aus seinem Griff.
„An deiner Stelle würde ich ganz still sein!", entgegnet er erbost und will erneut nach ihr greifen, doch sie weicht geschickt aus.
„Nun gut, dann kommen wir eben gleich zur Sache." Er greift in die Innentasche seines Mantels und zieht einen braunen Briefumschlag heraus. „Weißt du was das ist?" Mit einem triumphierenden Grinsen wedelt er mit dem Umschlag.
„Was soll das schon sein?", entgegnet sie schnippisch.
„Dann will ich dir mal zeigen, was ich schönes habe." Immer noch grinsend entnimmt er dem Umschlag ein paar Fotos, auf denen Mashburn und sie zu sehen sind.
„Ja und? Ich war mit einem guten Freund etwas trinken. Soll mich das beeindrucken?"
„Das ist noch nicht alles." Um den Spannungsbogen weiter aufzubauen, wartet er einen Moment ab ehe er ihr die Bilder aus dem Hotelzimmer präsentiert. Zufrieden stellt er fest, dass Teresas Gleichgültigkeit bröckelt. Endlich hat er sie in der Hand.
„Samuel, es ist nicht so wie es scheint ..."
„... es ist nicht so wie es scheint ...", äfft er sie nach, „wie soll es denn scheinen? Weiß Patrick etwa von eurer kleinen Liaison? ... Nein? Dann sollten wir ihn unbedingt informieren." Er verringert den Abstand zwischen sich und Teresa. „Nach einem knappen Jahr Ehe wir dir schon langweilig? Warum hast du mich dann in New York abgewiesen? Wir hätten großen Spaß miteinander haben können. Oder lag es daran, dass Patrick in deiner Nähe war? Wir sollten ausprobieren wie es ist, wenn wir beide ungestöhrt sind." Er hebt seine rechte Hand und streichelt über ihre Wange. „Teresa, du bist eine begehrenswerte Frau und ich ein attraktiver Mann mit viel Einfluss, es soll nicht zu deinem Nachteil sein, wenn du mir etwas entgegenkommst."
Teresa unterdrückt ihre Abneigung und lässt seine Berührung zu. Sie setzt einen flehenden Blick auf. „Samuel, bitte tu mir das nicht an, ich habe gerade meine Job verloren und jetzt willst du meine Ehe zerstören? Ich würde vor dem Nichts stehen ..."
Erfreut grinst er sein boshaftes Hyänengrinsen und seine Augen scheinen sich verdunkeln.
„Nicht doch, meine Liebe. Wir wollen doch nicht, dass du alles verlierst. Es kann so einfach sein, Teresa. Lass uns noch einmal an den wunderbaren Abend in New York anknüpfen und alles wird sich zum Guten wenden. Ich werde etwas arrangieren und melde mich dann bei dir."
Er zieht sie an sich heran um sie zu küssen, wird aber jäh von einem sich schnell annähernden Absatzklacken unterbrochen.
„Teresa!", ruft Brenda, „ich habe es gerade gehört! Was ist passiert?"
Ertappt räuspert sich Michalsen und schubst Teresa von sich weg.
„Das wird Ihnen auch nicht helfen Mrs. Jane. Sie haben versagt und werden mich nicht mit ihren weiblichen Reizen umstimmen können. Sie haben sich das selbst eingebrockt. Ich werde jetzt gehen und wünsche Ihnen alles Gute."
Er beeilt sich an Brenda vorbeizukommen, die er mit einem herablassenden Blick bedenkt und entfernt sich grußlos.
„Was für eine miese Ratte", kommentiert Brenda sein Verhalten und sieht ihm nach wie er um die Ecke biegt.
„Das kann man wohl sagen, aber er hat es gefressen. Phase zwei kann beginnen."
Währenddessen in Dallas
„Danke für deine Hilfe Savanna. Unser Plan wird gelingen und bald wird Samuel hinter Gittern sitzen."
„Es ist mir ein Vergnügen. Ich habe lange auf den Augenblick gewartet es ihm heimzuzahlen. Heute ist es mir ein Rätsel wie ich auf diesen Mann reinfallen konnte. Er tat mir leid, dadurch wurde ich nachlässig. So ein Fehler wird mir nie wieder unterlaufen."
Patrick hört Walter und Savanna aufmerksam zu. Savanna ist eine elegante und attraktive Frau. Sie ist stark auf ihr Äußeres bedacht und drückt sich sehr gewählt aus. Und natürlich verkauft sie ihre Gefühle als Mitleid, wer will schon zugeben blind vor Liebe gewesen zu sein? Vielleicht meinte es Michalsen am Anfang sogar ernst mit ihr. Doch seine Defizite ließen ihn skrupellos werden. Dabei hatte sie den Ehevertrag durch ihren Rechtsanwalt prüfen lassen. Doch kurz bevor sie ihre Unterschrift daruntersetzte, tauschte er das geprüfte Dokument durch ein anderes aus. Danach befand sie sich in einer Zwickmühle: wenn sie sich von ihm trennte würde sie ihr Vermögen verlieren, aber auch dann wenn sie etwas mit einem Anderen anfing. Michalsen verdammte sie damit zu einem Zölibat ohne die Chance zu einem Neuanfang. Der Versuch den Vertrag anzufechten scheiterte kläglich. Während sie sich mit anderen Männern traf musste sie höllisch vorsichtig sein, nicht von ihm observiert zu werden. Doch scheinbar gefiel im die Machtposition, denn er hätte sie längt des Ehebruchs überführen können, was bisher nie geschehen war. Er ließ sie jedoch subtil wissen, dass er über alles Bescheid wusste und somit jederzeit über ihrer finanzielle Zukunft bestimmen konnte. Aus der anfänglichen überbordenden Liebe war irgendwann Abscheu und Hass geworden.
„Er hatte eine harte Kindheit, seine Mutter verging sich an ihm und er fand bei niemanden Gehör. Ich habe es selbst durch einen Zufall herausgefunden, einer seiner früheren Freunde erzählte es mir. Samuel ist ein sehr verschlossener Mensch. Als ich ihn kennenlernte befand er sich in einem Rechtsstreit mit seinem ehemaligen Arbeitgeber. Er war in Washington für das Justizministerium tätig. In welcher Funktion, weiß ich bis heute nicht genau. Er hatte Geldprobleme und plante schon seit geraumer Zeit sich mit einer eigenen Sicherheitsfirma selbstständig zu machen. Scheinbar kopierte er Akten und schmuggelte sie aus dem Büro, um die Informationen der Presse zuzuspielen. Er ließ sich dafür gut entlohnen. Irgendwann flog er auf und wurde geschasst. Er deckte in dieser Zeit einen korrupten Senator auf. Ich hatte schon immer eine Schwäche für Whistleblower. Ich unterstützte ihn anfänglich beim Aufbau seiner Sicherheitsfirma. Er war so dankbar für meine Hilfe. Wir hatten eine gute Zeit, eben bis zu unserer Eheschließung. Irgendwann davor kam er vom Weg ab, die Macht zog ihn in den Bann und er wurde korrupt."
„Erfolg kann wie eine Droge sein", wirft Jane gedankenverloren ein, „und als Junkie will man die Abhängigkeit nicht wahrhaben. Jedes Mittel scheint einem recht um den nächsten Adrenalin-Schub zu bekommen."
Verwundert blickt Savanna ihn an, bisher hatte sich der blonde Mann sehr zurückgehalten. Jedoch waren ihr seine taxierenden Blicke nicht entgangen.
„Mr. Jane, es hört sich fast so an als wüssten Sie wovon Sie reden."
„Er war früher Hellseher", versucht Walter zu sticheln, „aber jetzt scheint er im Ruhestand zu sein."
„Meh, es gibt keine Hellseher, ich war ein Trickbetrüger und musste auf sehr bittere Weise lernen, was es heißt alles zu verspielen."
„Nun ja", schmunzelt Savanna, „dann sind Sie hier in allerbester Gesellschaft. Wie wollen Sie es nun anstellen, dass Samuel seine gerechte Strafe erhält?
„Das ist im Grunde ein Kinderspiel, wenn in Austin alles glatt gelaufen ist, können wir zu Phase zwei übergehen."
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Ein neues Kapitel - The Mentalist - Staffel 8
FanficLiebe Mentalist-Fans, diese Geschichte schließt an die 7. Staffel an. Sie beginnt am Tag nach der Hochzeit und nimmt erst eine sehr dramatische Wendung, die alles zu zerstören droht. Jede der Folgen hat eine Rahmenhandlung und natürlich dürfen auch...