Gynäkologische Praxis, Austin
„Ihre Blutwerte sind eindeutig, Mrs. Jane. Herzlichen Glückwunsch, Sie sind schwanger. Ist es ihr erstes Kind?" Lächelnd sieht die Praxis-Assistentin erst Teresa dann Patrick an. Schon einmal hatte Teresa das gehört und ihr Herz hatte einen riesigen Purzelbaum geschlagen, doch diesmal geschah nichts. Stattdessen schleicht sich Unsicherheit und Trauer an die Stelle wo eigentlich Freude sein soll. Das zu erwartende Strahlen im Gesicht der werdenden Mutter bleibt aus, nur der Versuch eines Lächelns auf den Lippen des Vaters. Die Assistentin sieht wie sich Teresa Händen in die ihres Mannes vergraben, die Knöchel ganz weiß vom heftigen Zudrücken.
„Soll ich?", flüstert er und streichelt ihr beruhigend über den Rücken. Teresa, die immer noch dabei war, ihre Fassung zu wahren nickt stakkatoartig und nutzt die Gelegenheit sich die Tränen wegzuwischen.
„Ich ... ich wollte nicht ...", betroffen sieht die Praxismitarbeiterin von einem zum anderen.
„Schon gut", beschwichtigt Patrick, „Sie konnten das nicht wissen. Wir haben bewusst eine andere Praxis ausgewählt. Vor einem Dreivierteljahr hat meine Frau unser Kind durch die Verkettung unglücklicher Zufälle verloren. Wir haben den Bericht aus dem Krankenhaus dabei. Bis zu diesem Zeitpunkt verlief die Schwangerschaft ohne Besonderheiten."
Er löst sich für einen Moment von Teresa um eine braune Mappe aus ihrer Tasche zu fischen. Die Assistentin nimmt sie entgegen und wirft Teresa einen warmen Blick zu. „Das tut mir sehr leid, Mrs. Jane. Bitte nehmen Sie sich noch etwas Zeit. Sie können hier bleiben. Dr. Horton ist ohnehin noch im Gespräch mit einer Patientin." Sie nimmt die Akte an sich und verlässt den Raum.
„Wie soll ich das nur ein weiteres Mal durchstehen?", beginnt Teresa tonlos nachdem die Tür ins Schloss gefallen war. Er zieht sie an sich und versucht sie zu trösten. „Diesmal wird alles anders. Versuche einfach daran zu glauben."
Sie löst sich von ihm und sieht ihn verzweifelt an.
„Aber was, wenn ich daran glaube und es passiert wieder etwas Furchtbares? Ich weiß nicht ob ich das noch einmal ertragen könnte."
Für einen Moment bleibt Patrick die Luft weg, er weiß wovon sie spricht, er kennt diese Angst nur zu gut. Seine Pupillen jagen hin und her als er sie ansieht. Er ringt um Worte: „Teresa ... ich ... was soll ich sagen? Wir wissen nicht was die Zukunft bringt. Wir können nur darauf vertrauen, dass alles gut wird. Alles was uns bleibt ist die Hoffnung. Und ... und wenn wir ... uns nicht mehr ... freuen können, dann verlieren wir den ... den Glauben an alles was uns ausmacht. Und wenn du es nicht für dich oder mich tun kannst ... dann tu es für unser Baby. Es ist unschuldig und ... weiß nichts von alledem was uns widerfahren ist. Sieh es als ein Symbol für die Hingabe zum Leben, eine zweite Chance, die unsere Liebe hervorgebracht hat. Und es will leben, also sollten wir ihm dabei helfen zu lieben, zu vertrauen und zu hoffen, damit ein guter Mensch aus unserem Kind wird. Ist es nicht das was Eltern tun sollten?" Er sieht sie bittend an.
„Ja, das sollten Eltern tun."
Seine aufrichtigen Worte gehen ihr durch Mark und Bein. Sie rufen Erinnerungen in ihr wach, an ihre Kindheit, ihre Mutter, ihren Vater. Daran wie sie Patrick zum ersten Mal gegenüberstand und wie er dann wieder aus ihrem Leben verschwand. Wie sie ihn vermisste und wie es sich anfühlte ihn wiederzusehen, wie sie wieder begann ihm zu vertrauen und irgendwann zu lieben. Es hatte eine Ewigkeit gedauert bis sie zueinander fanden und in der kurzen Zeit, die sie gemeinsam verbrachten, löste sich ihre Welt auf und drohte erneut auseinanderzubrechen. Eigentlich ist es ein Wunder, dass sie hier sitzen und sich so nahe fühlen. Seine Worte waren so wunderschön, weil sie genau das beschreiben, was auch sie will. Wie konnte es nur sein, dass sie Jahre damit zubrachten ihre Fassaden aufrecht zu erhalten und all das Schöne und Verletzliche dahinter verbargen?
„Patrick, ich liebe dich und ich könnte mir keinen besseren Vater für unser Kind vorstellen, als dich."
Sie ist immer noch nicht über den Verlust von Liam hinweg. Seine Worte haben sie tief bewegt. Aber eigentlich hätte er auch schweigen können um sie einfach anzusehen, seine Blicke erzählen ihr immerzu Geschichten. Wahrheiten. Er kann sie damit auf eine Weise berühren, die ihm eigen ist. Nie zuvor war sie jemanden mit dieser Fähigkeit begegnet, und wahrscheinlich würde sie auch niemals wieder jemanden treffen, der diese Fähigkeit besäße. Während sie weiter in seine tiefblauen Augen blickt, beginnt sie zu entspannen und wird ruhig.
„Hier." Er reicht ihr ein Taschentuch. „Du solltest dich ein wenig frisch machen." Er lächelt sie sanft an. „Ich habe in der Nische an der Tür einen Spiegel gesehen."
Er sieht ihr zu wie sie sich erhebt und an den Spiegel tritt.
Angela, wie lange ist es jetzt her? Unsere Zeit kommt mir vor wie ein lange zu Ende geträumter Traum. Sind die Bilder in meinem Kopf real oder das Produkt meiner Phantasie? Ich kann es nicht mehr unterscheiden. Es war ein lauer Abend, die untergehende Sonne zauberte goldenes Licht in dein Haar. Du holtest mich am Flughafen ab. Da war diese geheimnisvolles Lächeln. Alles andere ist so weit weg. Auf die Frage, was denn los sei, hast du gekichert und mich zum Auto gezogen. Dort lag sie auf dem Beifahrersitz: Eine kleine, weiße Schachtel mit rosa Schleife. Ich nahm sie vorsichtig in die Hand und setze mich zu dir ins Auto. „Ein Willkommensgeschenk?", fragte ich neugierig und sah dich wieder an. „Los, mach schon auf", antwortetest du. Behutsam zog ich die Schleife auf und hob den Deckel an. „Ein Schlüsselanhänger?" „Lies was drauf steht!" „Best Daddy of the World ... bist du ...?" „Ja bin ich!" Wir fielen uns in die Arme. Wir freuten uns so sehr. Über die gesamte Fahrt beugte ich mich immer wieder aus dem Seitenfenster und rief jedem zu, dass ich bald Vater werden würde. Dir war das peinlich, die Leute hielten mich für vollkommen verrückt, aber mir war das egal. Wir waren so glücklich. Du hattest bereits die gesamte Babyausstattung gekauft. Alles in rosa, so sicher warst du dir, dass es ein Mädchen werden würde. Uns kam nie in den Sinn, dass unser Leben jemals anders verlaufen könnte. Wir waren Glückskinder, gesegnet mit Sorglosigkeit und Zuversicht. So dachten wir damals.
Niemals hätte ich mir erträumt, dass ich wieder so tiefes Glück hätte empfinden können. Als Teresa mir am Abend unserer Hochzeit offenbarte, dass sie schwanger sei, dachte ich: „Diesmal muss alles gut werden." Der Moment hätte perfekter nicht sein können. Dieses Kind, Liam, hatte so eine große Bedeutung. Er war Hoffnung, Heilung, Neubeginn und so vieles mehr für uns. Was für eine Bürde für ein ungeborenes Leben. Und auch wenn ich es niemals laut aussprechen werde, so habe ich diesmal Angst und misstraue meinen eigenen Worten. Doch damit muss ich alleine zurecht kommen ...
Ein zaghaftes Klopfen lässt beide zur Tür blicken. Die Mitarbeiterin von vorhin streckt schüchtern den Kopf durch die halbgeöffnete Tür. „Mr. und Mrs. Jane? Dr. Horton wäre dann soweit. Sind Sie bereit?"
„Ja", entgegnet Teresa mit fester Stimme, „das sind wir." Sie sieht noch einmal prüfend in den Spiegel und strafft ihre Schultern um der jungen Frau zu folgen.
„Da ist sie wieder, meine Lisbon", denkt sich Patrick, „sie ist so unwahrscheinlich stark. Bitte lass diesmal alles gut gehen, ich habe so vielen Menschen Hoffnung gegeben, die am Ende zerbrach. Bei Teresa könnte ich mir das niemals verzeihen ..."
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Ein neues Kapitel - The Mentalist - Staffel 8
FanficLiebe Mentalist-Fans, diese Geschichte schließt an die 7. Staffel an. Sie beginnt am Tag nach der Hochzeit und nimmt erst eine sehr dramatische Wendung, die alles zu zerstören droht. Jede der Folgen hat eine Rahmenhandlung und natürlich dürfen auch...