Alles wird wieder gut (Teenlock/Johnlock)

829 53 4
                                    

//Triger Warnung: Erwähnung von Selbstverletzung//
Wörter: 1067

John Watson ist 17 Jahre alt und geht seit neustem auf ein Internat in London, weil sein Vater verstorben ist und seine Mutter überfordert. Sein Zimmernachbar Sherlock Holmes hat seit Johns Ankunft nicht wirklich auch nur ein Wort mit ihm ausgetauscht. Anfangs hat John noch versucht Freundschaft mit Sherlock zu schließen aber mittlerweile hat er aufgegeben und akzeptiert, dass sein Zimmernachbar einfach absolut keine Interesse an jeglichen menschlichen Interaktionen hat.

Weinend rannte John aus dem Klassenzimmer. Er hasste es hier: Er hasste die anderen Schüler, die Lehrer, er hasste ALLES hier.
John war mal wieder von allen ausgelacht worden, nur weil er eine Frage falsch beantwortet hatte. Er hatte keine Freunde auf dem Internat. Er war von Anfang an von allen gehasst worden und das nur, weil er mitten im Schuljahr gewechselt hatte. Ein äußerst dummer Grund wenn man John fragen würde, aber es ist nunmal wie es ist.
Er selbst wollte niemals auf dieses Internat wechseln. Er war glücklich auf seiner alten schule gewesen, zuhause bei seinen Eltern.

Er rannte die Treppe rauf, den leeren Flur entlang und stieß schließlich die Tür zu seinem Zimmer auf. Seufzend ließ er sich auf sein Bett fallen und starrte an die Decke. Tränen rannten ihm über die Wangen und seine Augen fingen schon an zu brennen, vom vielem weinen.
Er dachte nach: darüber das ihn jeder hasste, darüber dass sein Leben scheiße war, darüber das er eigentlich Garnicht hier sein wollte.
Für eine Weile blieb er so im Bett liegen und rührte sich nicht. Nur immer mal wieder entwich ihm ein mehr oder weniger leises schluchzen.

Er sah rüber zur Uhr: in einer halben Stunde würden die anderen Schüler aus dem Unterricht kommen und in ihre Zimmer oder auf den Schulhof gehen. Er hatte also noch etwas Zeit für sich.
Langsam stand er auf und ging seine Sachen durch. Irgendwo musste er doch noch eine Ersatz Rasierklinge haben.
Er war sich nicht sicher, ob er sein Vorhaben wirklich durchziehen wollte, aber momentan kam ihm sowieso keine andere, bessere Idee, also warum nicht. Ihn würde sowieso keiner vermissen.
Im Badezimmer fand er schließlich eine und er als er die glänzende Klinge betrachtete vergaß er alle Zweifel.
Es war nicht das erste mal, dass er eine Rasierklinge für so etwas benutzte. Vor etwa zwei Jahren hatte er damit angefangen, als es Probleme in der Familie gab. Er hatte aber relativ schnell wieder damit aufgehört, weil seine Schwester es eines Tages rausgefunden hatte und in seinen Armen weinend zusammengebrochen war.
Aber das war jetzt egal, Hary war nicht da und und sowieso war sie seit ein paar Jahren starke Alkoholikerin und würde sich nicht mehr für John interessieren.

Vorsichtig schob John den Hemdsärmel seiner Schuluniform nach oben. Versonnen betrachtete er seinen blassen Unterarm. Die helle Haut war an einigen Stellen von dünnen, feinen Narben durchzogen: Schnitte einer Rasierklinge.
Nocheinmal prüfend fährt John mit dem Finger über die Rasierklinge: Sie ist scharf.
Vorsichtig legte John seinen Arm auf dem Rand vom Waschbecken ab, weil er zu stark zitterte, um ihn ruhig zu halten. Gerade als er die Klinge ansetzen wollte kam Sherlock reingerannt.

„Joohn!"
Verwirrt drehte John sich um und erblickte Sherlock, welcher kreidebleich vor der Badezimmertür stand, welche John dummer Weise vergessen hatte zu schließen.
Langsam kam Sherlock auf John zu und als er fast schon in Reichweite war legte John die Klinge drohend erneut an.
„Komm nicht näher!" schrie John und einige Tränen rannten seine Wange herunter.
Beschwichtigend hob Sherlock beide Hände und bewegte sich kein bisschen.
„Tu es nicht, John."
„Warum? Waum nicht? Wen interessiert es schon, ich hab sowieso keine Freunde die sich für mich interessieren."
„Mich interessiert es."
„Du lügst! Du ignorierst mich seit ich angekommen bin, hast mir nicht mal deinen Namen verraten und ich hab ihn nur erfahren weil meine Klassenkameraden darüber tuscheln das ich mit dem Freak Sherlock in einem Zimmer bin. Also warum sollte ich dich jetzt plötzlich interessieren?!"
„Mich interessiert es nicht zwingend weil DU es bist, da hast du recht. Aber mich interessiert es, weil es ein dummer Fehler ist, denn niemand machen sollte, vor dem ich dich versuche zu beschützen."
„Achja? Und woher weißt du bitte, dass das ein ja soooo dummer Fehler ist?! Du verstehst nämlich garnichts!"

Sherlock stockte. Er atmete tief durch und sah für einen Moment zu Boden, bevor er seinen Hemdsärmel nach oben schob und einen dürren, extremst blassen, von einem Gitternetz überzogenen Arm entblößte.
John starrte auf den Arm und dann wieder in Sherlocks Gesicht.
„Ich versteh es nämlich sehr wohl. Also bitte glaub mir einfach und tu es nicht!"
„Ab-aber, warum? Du-du wirst nicht gemobbt und verbringst sowieso nur Zeit alleine."
Sherlock lächelte schwach.
„John ich-das war nicht immer so...Du bist nicht der einzigste der mitten im Schuljahr gewechselt ist und dann von allen gehasst wurde. Es hat nur aufgehört weil-weil mein Bruder Mycroft sehr beliebt ist und Macht hat..."
„Oh...das-das tut mir leid-ich wollte nicht-ich wusste nicht-ich..."stotterte John.
„Bitte leg die Rasierklinge weg John, wir können das auf einem anderem Weg lösen."

Langsam näherte sich Sherlock John, bis er schließlich direkt bei ihm stand. Keiner von beiden sagte etwas und John starrte ihn nur an. Behutsam griff Sherlock nach der Rasierklinge in Johns Hand, welcher sich diese auch schließlich abnehmen ließ.
Als Sherlock die Klinge bei Seite gelegt hatte, brach John weinend zusammen und Sherlock nahm ihn behutsam in den Arm.
Er hielt ihn ganz fest an seinen Körper gedrückt und fuhr ihm langsam mit der Hand über den Rücken und durchs Haar.
„Shhh, ist schon gut, John. Es ist nichts passiert. Es wird alles wieder gut, versprochen." sagte sherlock ruhig, während Johns tränen sein Hemd durchnässten.
Eine Weile blieben sie so: Sagten nichts, bewegten sich nicht, hielten sich nur in den Armen.
Als John sich ausgeweint hatte, sah er schniefend hoch zu Sherlock und starrte hilflos in dessen Augen.
„Da-danke." flüsterte John und der Anblick von seinen glasigen Augen zerbrach Sherlock fast das Herz.
„Ist schon gut. Das wird wieder. Komm wir gehen zu Mycroft und regeln das."
Sherlock griff nach Johns Hand und verließ mit ihm das Zimmer, auf dem Weg zu Mycroft.

Mycroft sorgte dafür, dass alle John in Ruhe ließen. John hatte dadurch zwar immer noch keine Freunde, aber das war jetzt egal, denn er hatte Sherlock, welcher von da an nie wieder von Johns Seite wich.

Sherlock One-shotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt