Ein normaler Sonntag brach an. Ein langweiliger noch dazu. Jedenfalls erwartete ich es so.
Meine Mom und mein Dad waren ungefähr eine Stunde vor mir aufgestanden, als hätten sie vergessen, dass heute Sonntag war. Mit lautem Geräusch und quietschenden Tönen meiner Mom packten sie irgendetwas zusammen. Ich nahm in meiner Trance nur vage wahr, was dort vor sich ging. Irgendwie wollte ich noch eine Weile liegen bleiben, um mir bewusst zu werden, dass dies mein letzter Sonntag auf Quantum sein würde.
Keine Ahnung, ob ich noch einmal eingeschlummert war. Jedenfalls war es schon elf Uhr, als ich aufstand und verschlafen mit meinem Pyjama ins Wohnzimmer ging, um das Frühstück zu empfangen.
Doch statt Brötchen, Frischkäse, Marmelade und allem, was noch so zu einem perfekten Sonntagsfrühstück mit der Familie fehlte, fand ich nur einen mit Bleistift vollgekritzelten Zettel vor.
Ich las die krakelige Handschrift meines Vaters, die mir zeigte, dass sie nicht länger auf mich warten wollten und schon zur Baustelle gefahren waren, um bei den letzten Bauvorgängen mit anzupacken. Zudem wünschten sie mir guten Appetit und einen entspannten Nachmittag. Sturmfreie Bude bis mindestens zweiundzwanzig Uhr heute Abend.
Tief durchatmend setzte ich mich an den leeren Tisch und ballte meine Hände über dem Kopf zusammen. Wo waren die Eltern von gestern hin? Die Fürsorglichen und Redebedürftigen?
Ein Blick auf mein Handy verriet mir die aktuellen News aus der Stadt und der Umgebung. Außer einem Hausbrand letzte Nacht ohne Verletzte und dem Wetter, das nach langer Zeit mal wieder Regen am nächsten Morgen ankündigte, gab es nichts Aufregendes.
Nachdem ich gelangweilt mit dem Finger gescrollt war, verträumt auf der Suche nach irgendeinem alten Bericht, der mir etwas Unterhaltung bieten könnte, machte ich mich im Bad etwas zurecht.
Sofort sah ich meine krausen Haare im Spiegel, die alles andere als schön mit anzusehen waren. Ich beschloss eine warme Dusche zu nehmen und mir dabei viel Zeit zu lassen. Zeit hatte ich schließlich mehr als genug.
Der Dampf des heißen Wassers stieg mir angenehm in die Nase, als ich mir das Handtuch um den Körper schlang und mir anschließend passende Klamotten aus dem Schrank suchte. Irgendwas Bequemes zur Abwechslung. Ich entschied mich für einen einfarbigen Pullover und eine Jogginghose. Mich sah sowieso niemand heute.
Irgendwann nach gefühlten fünf Stunden entsperrte ich mein Handy.
Eine neue Nachricht von Oliver.
Gespannt und aufgeregt öffnete ich die plötzliche Nachricht. Meine Gedanken reichten von einer einfachen Geschichtsfrage bis hin zu einer Anfrage nach einem Date.
Doch es war etwas mittendrin.
Heute steigt ne Party im Chatter. Lust zu kommen?
Ich musste gar nicht lange überlegen, um meine Antwort zu äußern. Schließlich hatte ich Lust dazu. Viel mehr beunruhigte mich die Zeit, in der meine Eltern wieder nach Hause kommen würden. Sicherlich würden sie es nicht erlauben, mich spät am Abend gehen zu lassen, nur damit ich um Mitternacht wieder nach Hause kommen würde. Aber wenn sie gar nicht mitbekommen würden, dass ich weggefahren war?
Klar. Wie viel Uhr?
Meine Hände zitterten und wurden nass, als ich das Handy in der Hand hielt und auf seine nächste Antwort wartete, die nach knapp zwei Minuten eintraf.
Fängt um 21.00 Uhr an. Partystimmung ist angebracht!
Lachend vergaß ich kurz das Problem mit dem Zeitmanagement. Mir würde noch eine Stunde verbleiben. Vielleicht war es nicht lang, aber wenigstens war es mir lieber, als den ganzen Abend hier allein zu verbringen, wenn ich in Olivers Anwesenheit sein konnte.
DU LIEST GERADE
See the truth | ✓
Teen FictionJennifer denkt nicht im Entferntesten daran, dass sich ihr Leben um hundertachtzig Grad drehen könnte. Ihre Heimat segelte zuvor immer auf den Wellen. Nach ihrem Umzug in die Kleinstadt Elizabeth City gerät ihr vorgeplantes Leben auf den Weltmeeren...