37 - Absturz von Wolke sieben

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Als Mister Harris in den Raum gestiefelt kam, schaute ich mich kurz zu Luke um. Cathrins hässlichen Blick ignorierte ich einfach. Eigentlich war es schade, dass er nicht hier in meiner Nähe saß. In seinen Händen hielt er wieder dieses kleine Buch mit der Rose darauf. Zu gerne würde ich noch weitere seiner Werke hören. Vielleicht tat er mir den Gefallen ja jetzt, wo wir-.

Waren wir denn überhaupt nun zusammen?

Ich musste ihn dringend noch einmal danach fragen. Aber wie? Es hörte sich doch etwas merkwürdig an, wenn ich ganz direkt danach fragen würde.

"Guten Morgen mein Lieblingskurs!", sagte unser Lehrer. Darauf erhielt er jedoch keine einzige Antwort, außer meinem kleinen Lächeln, das er freundlich erwiderte. Von allen Lehrern an der Schule mochte ich ihn am liebsten. In ihm brannte noch diese Flamme. Er verband den Unterricht mit seiner Leidenschaft und das machte seine Stunden so besonders.

"Wir waren bei Verstand und Gefühl stehen geblieben. Jennifer und Luke haben ihre Meinung über unsere Protagonisten kund getan. Aber auf eine einheitliche Meinung sind wir nicht gekommen. Will jemand irgendwem von beiden zustimmen oder seinen eigenen Senf dazugeben?"

Stille. Was hatte man auch anderes erwartet? Einige versanken etwas weiter im Stuhl oder tippten wild auf ihrem Laptop umher, als müssten sie jedes einzelne Wort, das Mister Harris Mund verließ, mitschreiben.

Ich meldete mich also. Mit einer Handbewegung nahm er mich dran.

"Ich will meine Meinung ändern. Ich habe darüber nachgedacht; es war eigentlich gut, dass Marianne auf den Oberst gehört hat, denn wenn Willoughby sie wirklich geliebt hätte, wäre er bei ihr geblieben und hätte ihr die Wahrheit erzählt."

"Ich bin sichtlich überrascht, dass du deine Meinung geändert hast. Letzte Stunde schienst du wirklich überzeugt davon zu sein, dass der Oberst sich hätte raushalten müssen." - Mister Harris runzelte die Stirn und musste wohl erst darüber nachdenken, wie ich so schnell meine Meinung ändern konnte. Ich wusste nicht, woran es lag. Wahrscheinlich war der Grund dafür, dass ich die ganze Geschichte auf meine eigene übertragen hatte und ich nun den Oberst bevorzugte.

"Ich würde auch gerne noch etwas dazu äußern", kam es von einigen Plätzen hinter mir. Mister Harris nickte freundlich und ließ Luke sprechen. - "Ich stimme Jenny zu und die Hauptsache ist doch, dass sie sich später geliebt haben. Darum geht's doch eigentlich, nicht etwa um ihre Vergangenheit und den ganzen Streit."

Ich drehte mich zu ihm um und wirkte durchaus dankbar für seine Zustimmung. Auch er hatte wohl diese Geschichte auf unsere Situation übertragen. Er lächelte mir zu und innerhalb von Sekunden machte sich in mir ein Gefühl der Zufriedenheit breit. Jedenfalls bis dahin...

Später nach dem Unterricht wünschte ich Luke viel Glück auf dem Feld. Irgendwie wollte ich ihn nicht in der Nähe von Oliver sehen, aber wie konnte ich das verhindern, wenn sie doch im gleichen Footballteam spielten?

Also setzte ich mich auf die Tribüne und verfolgte das Spiel von dort aus. Mein Blick driftete kurz ab, hinüber auf meine linke Seite. Plötzlich entdeckte ich Cathrin und die Clique und hoffte inständig, dass sie mir den Tag durch eine unangenehme Begegnung nicht vermiesen wollten.

Zu spät. Kaum hatte Cathrin mich erblickt, schnappte sie nach Luft und kam auf mich zu. Ich machte mich bereits auf das schlimmste gefasst.

"Hey du Verräterin! Dir ist klar, dass du aus der Clique für immer rausgeflogen bist, oder?"

"Warum? Weil ich mit Oliver Schluss gemacht habe, wie du es von mir verlangt hast?", fragte ich amüsiert und blickte ihr belustigt in die funkelnden Augen.

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