30 - Ein Date mit Oliver

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"Wo gehts denn hin?", wollte Dad am Nachmittag wissen, als ich aufgeregt aus der Haustür stürmen wollte, um Oliver zu begrüβen und endlich meinen Traumnachmittag mit ihm zu verbringen.

"Ach, nur ein netter Tag mit Oliver", winkte ich ab und wollte schon losstürmen, doch natürlich konnte mein Dad sich seine Rede nicht verkneifen.

"Also seit ihr jetzt doch zusammen, du und dieser Oliver?"

"Dad, Oliver und ich sind nur Freunde", schwindelte ich. Ich wollte nicht noch einen Vortrag über die erste Liebe hören.

"Nur Freunde? Ganz sicher? Bei deiner Mutter und mir handelte es sich zuerst auch bloß um Freunde." - Er lächelte, doch es war viel mehr ein verständnisvolles, als ein beunruhigtes Gesicht.

"Ihr wart aber auch auf einer einsamen Insel vor Griechenland. Dad, ich komm' schon klar. Mach dir keine Sorgen", versicherte ich und band mir die kleine, rosafarbige Tasche über die Schulter, die lustigerweise aus Griechenland stammte.

"Wenn du das meinst, Süβe. Aber bitte pass auf dich auf. Hast du dein Handy bei dir?"

Ich hob mein Handy und zeigte es ihm, damit er sich keine weiteren Gedanken machen musste.

"Ruf an, wenn etwas ist oder du nach Hause willst, okay?"

Ich nickte und sagte noch schnell so etwas wie: "Hab dich lieb."

"Ich dich auch", meinte er, doch ich war schon aus der Haustür gestürmt.

Oliver lehnte mit verschränkten Armen an seinem Sportwagen. Diese Pose kannte ich nur zu gut von Luke an seinem Pick-up.
Ich wollte heute Abend nicht an ihn denken müssen! Heute Abend ging es nur um Oliver und mich, niemand sonst. Also schob ich ihn beiseite und wandte mich stattdessen an Oliver, der ein unglaublich attraktives Lächeln auf den Lippen trug.

"Hey." - Oliver stieβ sich vom Wagen ab und begrüβte mich mit einer Umarmung und einem sanften Kuss. Ich schaute mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht hinauf zu ihm.

"Hey", sagte auch ich nach dem Kuss.

"Du siehst heute besonders hübsch aus."

Ich lächelte noch breiter und dankte ihm.

Tatsächlich hatte ich den kompletten Vormittag mit meinem Aussehen verbracht - Duschen, Haare glätten - was ich sonst nie tat - aufwendig schminken und das perfekte Kleid in einem Rotton heraussuchen, das mich an die erste Begegnung mit Cathrin im Chatter erinnerte, als ich dieses Cannabis ihretwegen eingepackt hatte. Heute würde ich nicht so sein und ihr gleich einen Becher mit klebrigem Zeug darin über den Kopf schütten, bevor sie mich verletzen könnte. Doch im Nachhinein war man immer schlauer.

"Lass uns lieber schnell einsteigen. Meine Eltern sind sehr peinlich." - Ich spürte intensiv ihre Blicke in meinem Rücken. Sicherlich hatten sie bereits den Kuss zwischen uns mitbekommen.

Nickend stieg er auf der Fahrerseite ein, ich auf der Beifahrerseite. Dieser Nachmittag würde einfach nur wundervoll werden.

"Also, wo fahren wir hin?" - Meine Neugier war kaum noch auszuhalten.

"Ich sagte doch, lass dich überraschen, Baby. Dir wird es ganz sicher gefallen."

Ich akzeptierte diese Antwort und redete stattdessen mit ihm über die Spielzüge von dem gestrigen Tag, obwohl ich keine Ahnung von den Fachbegriffen hatte, die Oliver mir daraufhin zuwarf.

Es dauerte keine zehn Minuten, bis Oliver plötzlich verstummte, sein Gesicht sich verdunkelte und er aus dem Fenster auf seiner Seite schaute. Wir befanden uns auf einer leeren Straβe auf einer hohen Brücke. Kein Mensch war hier. Ich schaute Oliver nachdenklich von der Seite an und dazu hatte ich jedes Recht, denn auf einmal stoppte Oliver den Wagen so abrupt, dass ich beinah aus dem Sitz geschleudert wurde.

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