Zitternd mit Tränen in den Augen saß ich immer noch an der Wand. Hinter dieser Wand war der Grund für mein Trauma.
Ich merkte kaum, wie Luke angeeilt kam und mich kauernd am Boden sah.
"Oh", war sein einziges Wort, als er bemerkte, dass ich nur halb bekleidet war. Meine Haare standen in alle Richtungen ab und meine Augen mussten mittlerweile rot angelaufen sein. Ich blickte bloß ins Leere an ihm vorbei.
"Was ist passiert? - Luke wollte mir aufhelfen, doch ich nahm seine Hand nicht an und ließ meine im Schoss liegen.
Als er merkte, dass ich mich immer noch in einer Schockstarre befand und nicht antworten konnte, setzte er sich neben mich, angelehnt an der Tür. Wenn er wüsste, was passiert war-. Ich wollte mir das nicht ausmalen.
Von der Seite merkte ich seine Blicke, die auf mich gerichtet waren. Immer noch blickte ich ins Leere.
"Willst du darüber reden? Wo sind denn deine Sachen?"
"Nicht hier." - Meine Stimme war kaum zu hören und steckte irgendwo ganz tief in meinem Inneren fest.
"Dann nimm die hier." - Luke zog sich seine Jacke aus und legte sie mir auf die Schultern. Nun konnte ich ihn auch schniefend anschauen. Erneut schossen mir Tränen bei seinem Anblick in die Augen.
"Bitte sei nicht wütend auf ihn", bat ich Luke.
"Auf wen? Auf Oliver? Hat er dich etwa widerwillig angefasst, dieser Perversling?! Ich bring' diesen Scheißkerl um! Wo ist er?" - Aufgebracht stand er auf und krempelte sich bereits die Ärmel hoch, doch ich umfasste schneller seine Handgelenke, als das er losstürmen konnte und fügte als Erklärung hinzu: "Lass ihn in Ruhe. Ich bin selbst daran schuld."
"Was meinst du, du bist selbst daran schuld?"
"Ich hab' mich auf ihn eingelassen. Glückwunsch. Du hattest von Anfang an recht mit ihm. Bist du jetzt zufrieden?"
Geistesabwesend und verwirrt zugleich schaute er in meine Augen. Seine waren leer und sein Mund stand etwas offen. Er verstand nicht oder doch?
"Ich will nach Hause", sagte ich und stand auf. Auf wackligen Beinen drohte ich wieder zusammenzubrechen. Meine Übelkeit stieg erneut in mir auf. Ich war eine tickende Zeitbombe, kurz vor der Explosion.
"Jenny, das ist doch kein Wettbewerb", log er. Ich wusste nämlich, dass es genau das war.
"Ich wollte dich nur vor dieser Erfahrung und deiner jetzigen Verfassung bewahren." - Er umfasste vorsichtig meine Taille und hielt mich somit auf den Beinen.
"Ich weiß. Können wir jetzt bitte einfach fahren?"
"Natürlich."
Vorsichtig half er mir, eine Stufe nach der nächsten hinunterzusteigen. Wie sehr vermisste ich die Zeit, als ich hier vorhin hinaufgegangen war, von nichts ahnend. Es war mittlerweile nur eine Stunde vergangen, seit das passiert war.
So schnell wie nur möglich liefen wir hinaus, damit mich niemand in Unterwäsche erblicken konnte. Zum Glück war es draußen schon so dunkel, dass es eigentlich nicht auffallen sollte, was ich anhatte. Trotzdem kam irgendein fremder Typ auf uns zu. Betrunken lallte er: "Hey Kleines! Geile Unterwäsche. Willst du mein One-Night-Stand sein?"
Ich atmete schwer, als mir bewusste wurde, dass ich soeben genauso gut Olivers One-Night-Stand hätte sein können, doch Luke beschützte mich vor diesem Betrunkenen, in dem er ihn von mir wegschubste, sodass dieser auf den Boden fiel. Dann fügte Luke hinzu: "Sie steht nicht mehr zur Verfügung, Idiot!"
Dankbar klammerte ich mich an seinem Arm fest und ließ mich ins Auto zerren. Erschöpft lehnte ich mich in den Sitz. Die Jacke immer noch über meinen Rücken gelegt, fielen mir die Augen zu.
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See the truth | ✓
Teen FictionJennifer denkt nicht im Entferntesten daran, dass sich ihr Leben um hundertachtzig Grad drehen könnte. Ihre Heimat segelte zuvor immer auf den Wellen. Nach ihrem Umzug in die Kleinstadt Elizabeth City gerät ihr vorgeplantes Leben auf den Weltmeeren...