"Ich mach Schluss mit dir."
Mein Gesicht war ausdruckslos, finster. Ich meinte es ernst und wie ich das tat. Hier zu stehen und ihm das zu sagen war das einzige, was mich noch hier zu ihm hintrieb.
"Was? Baby, das meinst du nicht im Ernst." - Lachend schaute Oliver erst mich, dann die Clique hinter sich an, die jedes Wort mitbekam. Genau das wollte ich auch, dass sie alles live verfolgten.
"Doch und wie ich es ernst meine. Du hast mich-", ich keuchte kurz auf und schluckte den Klumpen im Hals hinunter, bevor ich weitersprach: "Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. Wir sind durch, endgültig!"
"Tja, zu schade Jennifer. Er hätte sowieso bald mit dir Schluss gemacht", meldete Cathrin sich zu Wort und kam uns etwas näher entgehen.
Wie aus der Pistole geschossen riefen Oliver und ich gleichzeitig: "Halt die Klappe, Cathrin", wobei wir nicht den Blick voneinander nahmen.
Sie hielt ihren Mund.Diese Augen. In diese Augen hatte ich mich vor einigen Wochen noch komplett verloren gefühlt, weil ich nicht den Blick aus Schwärmerei von ihnen lassen konnte. Nun, nach dem Ganzen, das vorgefallen war, konnte ich sie nicht mehr ansehen, weil sie mir Schmerzen zufügten. Diese Augen erinnerten mich an das, was er mir angetan hatte.
"Baby", versuchte er es noch einmal, doch ich schnitt ihm das Wort ab: "Ich bin nicht mehr dein Baby. Ich heiße Jenny und für dich ab sofort nur noch Jennifer."
Das war mein letztes gesprochenes Wort, das ihm allein galt. Meine Füße suchten das Weite. Als ich an Cathrin vorbeikam, konnte ich mir meine kleine Ansprache an sie nicht verkneifen.
"Glückwunsch. Du hast gewonnen Cathrin. Oliver gehört ganz allein dir."
Ungläubig schauten die anderen aus der Clique, einschließlich Oliver selbst, Cathrin mit runzliger Stirn an. Cathrin schien so von dieser Offenbarung gedemütigt zu sein, sodass ihr augenblicklich die Stimme zum Sprechen fehlte.
"Ja, ihr habt alle richtig gehört! Cathrin war die ganze Zeit eifersüchtig auf mich, weil sie in Oliver verknallt ist!", schrie ich und lief mit diesen Worten fort. Eine Flamme der Wut brannte tief in mir. Ich konnte es einfach nicht begreifen, wie sie mich alle ausgenutzt hatten.
Nach der Schule saß ich wieder mit Luke zusammen im Auto. Irgendwie war ich wie ausgelaugt von den Wutausbrüchen von vorhin, sodass ich mir eigentlich den bevorstehenden Streit zwischen uns nicht mehr antun wollte. Doch auf Luke war wie immer Verlass. - "Wie lief's mit Oliver?"
"Alles bestens. Wir haben Schluss gemacht."
"Besser so." - Er lächelte und zum ersten Mal hatte ich nichts daran auszusetzen, dass er Oliver wieder als Täter darstellte, der einen Massenmord verübt hatte.
"Du schuldest mir noch eine Erklärung. Wieso warst du da?", fragte er und umklammerte das Lenkrad etwas fester.
Am liebsten hätte ich den Mund zu dem Thema gehalten, aber ich wusste, er hätte mich kurzerhand aus dem Auto geworfen, wenn ich's getan hätte.
"Luke, ich-. Es tut mir leid, wirklich. Nicht nur, dass ich zur Party gegangen bin, obwohl wir etwas anderes abgemacht haben. Auch, dass du von Anfang an recht hattest, was Oliver angeht. Ich hab's jetzt erkannt", gestand ich.
"Ich bin froh, dass du es endlich einsiehst", antwortete er und bog mit dem Pick-up links in unsere Wohnstraße ab.
Er schaute kurz zu mir, dann nach vorne. Die Reifen fuhren langsamer über den Asphalt, als er auf einmal sagte: "Ich hab's dir von Anfang an gesagt und du hast nicht darauf gehört und musstest erst so lange warten, bis das eingetreten ist, vor dem ich dich die ganze Zeit gewarnt habe. Und damit hast du ein Trauma mitgenommen."
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See the truth | ✓
Teen FictionJennifer denkt nicht im Entferntesten daran, dass sich ihr Leben um hundertachtzig Grad drehen könnte. Ihre Heimat segelte zuvor immer auf den Wellen. Nach ihrem Umzug in die Kleinstadt Elizabeth City gerät ihr vorgeplantes Leben auf den Weltmeeren...