"Schätzchen!", rief mich meine Mom am nächsten Tag. Die letzte Nacht hatte ich kaum ein Auge zugedrückt. Zu sehr wollte ich weiter über das Geheimnis nachdenken, in der Hoffnung, endlich selbst auf die Lösung zu kommen. Man könnte meinen, acht Stunden würden reichen, um wenigstens ein bisschen näher an das Ergebnis zu kommen - falsch gedacht.
Ich stand von meinem niedrigen Bett auf und suchte mir in meinem Schrank etwas Bequemes, das zu meiner Stimmung passte.
Mit einem großen, schwarzen Pulli, den ich irgendwo in Spanien gekauft hatte, packte ich den Türgriff und trampelte ungeschickt ins Wohnzimmer. Ich war dabei so tollpatschig, dass ich beinah über einen bis oben hin vollgepackten Karton mit Bildern und kleinen Dekorationen stolperte. Gerade so konnte ich noch ausweichen und stützte mich verschlafen am Esstisch ab, der immer noch voll mit Ordnern, Büchern und Papieren lag.
Überrascht betrachtete ich den Raum, der mir erst jetzt auffiel. Der Karton, dem ich gerade noch ausgewichen war, war nicht der einzige, der lauter Gegenstände aus Quantum enthielt.
Da Zimmer sah leer und verlassen aus. Als hätte jemand meine ganze Seele in einen Karton aus Pappe gestopft - unvorsichtig und herablassend -, ihn mit Klebeband abgeschnürt und ihn dann in eine dunkle Ecke geschleudert.Ich hielt kurz inne und sah Mom hinterher, die mit einem der schweren Kartons in den Händen eilig an mir vorbeiraste. - "Morgen Liebling! Kannst du den Karton aus der Küche noch schnell rausbringen? Ich hab dir Frühstück in den Kühlschrank gelegt. Wir haben schon gegessen."
Sie stellte ihren Karton kurz ab, schnaufte durch und blickte mich dann das erste Mal an diesem Morgen an. Entweder wollte sie nur kurz Luft holen, um daraufhin die wertvollen Erinnerungen herauszuschleppen oder sie wollte nun den unausweichlich überraschten Gesichtsausdruck von mir sehen.
Schnell fügte sie außer Atem hinzu: "Beeil dich bitte! Wir wollen gleich los! Heute Morgen haben wir endlich das Okay bekommen, dass wir einziehen können!" - Ihre Stimme verwandelte sich in ein schiefes Quietschen und in ihrem Gesicht breitete sich ein so großes Lächeln aus, dass man all ihre Zähne in voller Pracht sehen konnte.
Verblüfft und gleichzeitig wütend starrte ich sie bloß an. Hab ich mich gerade etwa verhört und Mom hat nichts dergleichen erwähnt oder nur einen Streich gespielt?
Ein unbehagliches Gefühl keimte in mir auf, als ich das Funkeln in Moms Augen widerspiegeln sah. Zwar war es voller Freude und Glück, doch andererseits befand sich in ihnen mir gegenüber nicht die geringste Menge an Mitleid. Dabei ging es mir gar nicht um das blöde Frühstück, dass ich nun alleine an diesem letzten Tag auf Quantum genießen würde. Es war gerade wegen des letzten Tages auf Quantum. Sie wusste genau, wie ich immer noch zum Umzug stand. Ich hatte meine Meinung keineswegs geändert. Ich wollte auf Quantum wohnen bleiben.
Wie angewurzelt stand ich da und rührte keinen einzigen Muskel vom Fleck. Alles, was ich sah, war dieses hässliche, abscheuliche Lächeln, dass mich tausendmal fallen ließ.
"Sag doch was", munterte mich meine Mom auf. Ich schüttelte leicht mit dem Kopf und drehte mich schnell von ihr weg, um nicht gleich losheulen zu müssen, wenn ich noch einmal ihre Gesichtszüge sehen würde.
Ich stützte mich für einen kurzen Augenblick nochmals am Esstisch ab und atmete dreimal tief ein und aus. Wie können sie nur? Natürlich, es war glasklar, dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem ich Quantum loslassen und in ein richtiges Haus ziehen müsste. Doch noch nicht jetzt. Sie hätten mir wenigstens vorher Bescheid sagen können, dass ich bereits morgen auf die Schnelle Abschied nehmen musste.
Nachdem ich immer noch schwieg und Mom auch nichts mehr mit mir anzufangen wusste, packte sie wieder ihre Kiste und trat nach draußen. Ich tat es ihr gleich, schnappte mir die Kiste in der Ecke und ging langsam nach draußen. Mein Herz pochte in meiner Brust wild umher und konnte es nicht fassen, wie viel man mir schon aus meinem zu Hause genommen hatte.
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See the truth | ✓
أدب المراهقينJennifer denkt nicht im Entferntesten daran, dass sich ihr Leben um hundertachtzig Grad drehen könnte. Ihre Heimat segelte zuvor immer auf den Wellen. Nach ihrem Umzug in die Kleinstadt Elizabeth City gerät ihr vorgeplantes Leben auf den Weltmeeren...