Hey! Kannst du heute? Wir wollen ins Chatter.
Ich starrte auf die Nachricht auf meinem Handy. Mein Herz raste und klopfte, als hätte ich einen langen Marathon hinter mir. Mein Atem steckte mir irgendwo in der Kehle fest.
Während Mom und Dad zusammen mit Mr. Britton die ersten Kisten ins Haus trugen, stand ich wie erstarrt in dem kleinen Garten unseres neuen Hauses. Das Gras glänzte in saftig grünen Farben und die Sonne brannte mir auf der Haut. Eigentlich hätte ich längst Schatten suchen sollen, doch meiner Aufmerksamkeit galt dieser einen Nachricht von Oliver.
Ich war hin- und hergerissen. Auf der einen Seite wollte ich unbedingt mit Oliver ins Chatter - obwohl mir dieser Ort immer noch einen Schauer über den Rücken jagte. Auf der anderen Seite würden Mom und Dad mich nicht gehen lassen, ehe die Kisten nicht alle ausgepackt waren und alle Gegenstände ihren besonderen Platz erhalten hatten.
Ich überlegte, ob es nicht doch noch eine Möglichkeit gab, die Sache einzurenken, doch mir wollte kein einziger Plan einfallen - nicht einmal einer, der viel zu absurd klang, als dass er wirklich hätte klappen können.
Ich tippte langsam die Worte ein.
Sorry, aber ich bin leider beschäftigt.Mir tat es weh, so eine Gelegenheit wegen eines blöden Umzugs zu verpassen, den ich nicht einmal wollte.
Doch es nützte alles nichts - ob ich es wollte oder nicht. Das war nun mein neues Leben.***
Nachdem Mom mir wieder eine neue Kiste mit der Aufschrift Dachboden in die Hand gedrückt hatte, betrat ich den Boden des neuen Hauses. Es roch neu und furchtbar nach kaltem Gemäuer und Lehm. Ich schüttelte mich kurz und atmete dann schwer ein. Die Wände waren gerade zu bedrückend und alles war so leer.
"Mach dir keinen Kopf, meine Kleine. Ein bisschen Farbe und ein paar alte Gegenstände von Quantum und schon ist es einladend und wunderschön!", schmunzelte Dad beim Vorbeigehen hinaus ins Freie.
Mir wurde klar, dass es niemals wieder ein Zurück geben würde. Quantum war für immer verloren. - Mein zu Hause war für immer verloren.
Nachdem Dad mir die Richtung, in der mein neues Zimmer lag, beschrieben hatte, folgte ich dieser. Es war ein Stockwerk höher gelegen und als ich die Treppe mit vollgepackten Händen hoch schritt, konnte ich mir keines Weges vorstellen, jeden Tag diese Stufen zu verwenden.
Ich kam an. Mein erster Gedanke, der mir in den Kopf kam, war, dass das Zimmer viel zu groß für ein Mädchen wie mich erschien. Dann fiel mir jedoch auf, dass es eigentlich der Standardgröße eines Teenager-Zimmers entsprach. Die Wände waren in sanftem grau gestrichen - eigentlich nicht meine Farbe. Ein großes Fenster warf das warme Sonnenlicht hinein und ließ den Raum gleich ein ganzes Stück freundlicher wirken.
Der Ausblick versprach nicht gerade viel. Ich sah direkt in einen schwarz gestrichenen Raum. Schlechter, als ich es vom Ausblick von Quantum auf das offene Meer gewohnt war.
Ich stellte die Kiste ab und öffnete sie. Keine Ahnung, wieso ich sie in mein Zimmer zum Lagern gebracht hatte.
Ich fand viele kleine Gegenstände vor, die in meinem Hinterkopf vage Erinnerungen erweckten. Viele davon waren eher kleine Dinge aus einer sehr frühen Zeit, in der ich noch gehofft hatte, für immer auf dem Wasser wohnen zu bleiben. Ein selbstgemachtes, perlenbesetztes Armband aus Portugal, eine kleine pinkfarbene Spardose aus Italien, die aber die reinste Geldverschwendung war, weil ich bis zum heutigen Tag niemals Geld in ihr gelagert gehalten hatte.
Eine nach der anderen Erinnerung, die ich aus dem Karton zog, ließ mich weiter zurückerinnern. Am Boden angekommen, hielt ich auf einmal einen roten Bilderrahmen in den Händen. Die Scheibe war leider über die Jahre in die Brüche gegangen, doch das Bild unter dem kaputten Glas ließ sich noch gut erkennen.
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See the truth | ✓
Teen FictionJennifer denkt nicht im Entferntesten daran, dass sich ihr Leben um hundertachtzig Grad drehen könnte. Ihre Heimat segelte zuvor immer auf den Wellen. Nach ihrem Umzug in die Kleinstadt Elizabeth City gerät ihr vorgeplantes Leben auf den Weltmeeren...