Meine Augenlider öffneten sich schwer und schlugen augenblicklich wieder zu. Ein heftiger Schmerz durchstach meinen Kopf. Laut entwich mir ein Stöhnen. Ein schmerzempfindliches, lächerliches Stöhnen, das mir selbst in den Ohren wehtat und dadurch um ein Vielfaches durch meinen empfindlichen Kopf dröhnte.
Im nächsten Moment versuchte ich einen klaren Gedanken zu fassen. Irgendeinen Punkt oder ein kleiner Gedanke, der mir zurückbrachte, was ich über Nacht verloren hatte. Die Ereignisse, die gestern passiert waren, tauchten in Fetzen vor meinem geistigen Auge auf und wiederholten sich so lange, bis ich irgendein Schlussresultat daraus ziehen konnte.
Alkohol, Schwindelig, Schwimmen und dann das schwarze Wasser, das mich innerhalb weniger Sekunden verschlungen hatte. Die groben Berührungen, die meinen reglosen Körper aus dem Wasser gezogen und ihn anschließend sicher verwahrt hatten. Doch wusste ich nicht wo genau.
Einen Augenblick lang ließ ich die schwere Luft im Raum auf mein Gesicht treffen und in meinen Kreislauf einziehen. Der Alkohol hatte mir offensichtlich Wunden zugefügt.
Ich nahm auf einmal ein paar Geräusche wahr. Ich war mir sicher, dass ich sie erst jetzt hörte und nicht schon früher die Gelegenheit dazu gehabt hätte, nachdem ich aus meinem langen Schlaf erwacht war. Ein paar Hände, die wild in irgendwelchen Sachen in der Ecke des Raumes herumwühlten.
Dann schlug ich endlich rasant die Augen auf und blickte hinauf an eine schwarze Zimmerwand. Mein erster Gedanke, der mich erfasste war, wo ich mich überhaupt befand. Es war definitiv nicht meine Kabine. Ich lag in einem richtigen Bett, in einem richtigen Raum, in einem richtigen Haus oder einer Wohnung.
Das Zimmer war ebenfalls von schwarzen Vorhängen abgedunkelt, die es mir verweigerten, die Person zu erkennen. Lediglich ihre Umrisse nahm ich wahr und die Geräusche, die sie verursachte.
"Wo bin ich?", fragte ich stöhnend und voller Schmerz und Leid erfüllt. Sofort bereute ich es, die wenigen Worte ausgesprochen zu haben, denn mein Kopf fing sich an zu drehen und nur noch mehr zu dröhnen.
"Bei mir. Nicht zu glauben, dass es so weit kommen musste", bekam ich die genervte dunkel klingende Stimme als Antwort, die keine einzige Sekunde aufhörte, in einem Berg voll Klamotten zu wühlen.
"Hast du mich gerettet?", ignorierte ich die Aussage und stützte mich dabei auf meinen Ellenbogen auf, um etwas höher zu liegen.
"Bleib liegen!", warnte mich die Stimme und widmete sich nun mir zu: "Ich hab mir schon gedacht, dass du nicht auf mich hören wirst."
Die Gestalt kam ein paar Schritte näher an mich heran und setzte sich schließlich neben mich auf das Bett. Nun endlich erlaubte mir das düstere Licht das Gesicht meines Retters ausfindig zu machen.
"Wie spät ist es?", fragte ich weiter. Komischerweise fiel mir nichts Besseres ein, als diese Frage zu stellen. Es kam mir vor wie die dunkelste Nacht.
"Gleich sieben Uhr. Wir sollten los", antwortete Britton auf meine Frage.
"Wohin?", ich konnte mich kaum noch an die letzten Stunden erinnern. Wie sollte ich denn in diesem Zustand wissen, was in der Gegenwart passieren sollte?
"Zur Schule natürlich. Wenn du dich schon das erste Mal betrinken möchtest, solltest du es nicht an einem Sonntagabend tun."
"Das war nicht mein erstes Mal", gab ich beleidigt wieder, unverständlich, ob es der Wahrheit auch wirklich entsprach. Mein Gehirn machte momentan eine große Denkpause.
"Wie auch immer. Wir sollten", gab Britton zurück und stand auf. Er trug eine Jogginghose und ein schwarzes Shirt, das perfekt an seinem Oberkörper schmiegte.
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See the truth | ✓
Teen FictionJennifer denkt nicht im Entferntesten daran, dass sich ihr Leben um hundertachtzig Grad drehen könnte. Ihre Heimat segelte zuvor immer auf den Wellen. Nach ihrem Umzug in die Kleinstadt Elizabeth City gerät ihr vorgeplantes Leben auf den Weltmeeren...