48 - Der Wochenendtrip

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Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich den Überraschungstrip am Wochenende nicht als Chance nutzte, um einem Gespräch mit Luke auszuweichen.

Meine Eltern hatten mir weder erlaubt zu fragen, wohin es ging, noch wollten sie es mir verraten, ehe wir ankommen würden. Für mich war es nun kaum überraschend, dass ich im Auto nordöstlich von unserer Heimat saß. Schließlich war morgen mein Geburtstag. Doch war mir momentan alles andere als zu feiern zumute. Eigentlich hätte ich auch gut auf den Wochenendtrip verzichten können. Aber meiner Eltern zuliebe tat ich so, als würde ich die Überraschung kaum aushalten können. Wie ich sie kannte, hatten sie sich im Vorfeld extra große Mühe mit der Planung gegeben. Das wollte ich nicht mit meiner schlechten Laune zunichtemachen.

Als das Auto zum Stehen kam, war mein erster Gedanke, weshalb wir so weit von Elizabeth City entfernt waren, wobei der Ort doch auch einen Strand vor der Tür hatte?

"Überraschung!", jubelten Mom und Dad, als wir alle aus dem Wagen stiegen und ich die kleine, blaue Hütte direkt am Wasser sah. Eigentlich wirkte sie sehr niedlich und sicherlich konnte man sich auf der Veranda gut entspannen - obwohl das in meinem Fall wohl gerade so gut wie unmöglich war.

"Wir haben uns gedacht, dass du das Wasser vielleicht vermissen würdest, deshalb wollten wir dir eine Freude mit diesem Häuschen machen. Es ist zwar nicht Quantum, aber-."

"Danke", unterbrach ich Dad: "Ich habe das Wasser wirklich vermisst. Genauso wie ich Quantum immer noch vermisse. Aber ich will nach vorne schauen."

"Gute Einstellung, Schatz", lobte Mom mich und lächelte dabei leicht.

Ich konnte mich glücklich schätzen, dass ich mich mit ihnen versöhnt hatte. Diesen Kampf hätte ich nicht auch noch neben meinen aktuellen Problemen weiterführen wollen.

Ich betrachtete einen Augenblick das Gemäuer von außen, bevor ich den Wohnbereich betrat. Es war zwar sehr klein, aber auf Quantum waren wir auch mit so wenig Platz irgendwie ausgekommen.

Quatum - ausgerechnet jetzt wurde ich an mein altes Leben erinnert. Eigentlich hatte ich es etwas weiter hinter mir stehen lassen, doch nun war es wieder da. - Dieses Gefühl des Vermissen.

Das Meer war so blau und endlos weit. Die Sonne spiegelte sich im Wasser wider. Der Himmel war wolkenlos und eine leichte Prise machte den heißen Tag etwas erträglicher. Im Wohnbereich stand ein kleiner Esstisch für vier Personen und eine Couch mit einem Fernseher, der nicht größer war als ein PC-Desktop. Aber das störte mich nicht weiter. Schließlich stand der Sommer vor der Tür und wir waren ja nicht hier, um den ganzen Tag fernzusehen. Es hätte mich gewundert, hätten wir ihn für mindestens fünf Sekunden in Benutzung gehabt.

Am Wohnbereich grenzten zwei Zimmer. Eines für Mom und Dad mit einem Bett, das im Vergleich zu dem Raummangel des Hauses gigantisch wirkte. Ebenfalls fand man hier ein kleines Zimmer für mich vor, das nicht viel größer war, als meine Kabine auf Quantum. Genau das brauchte ich jetzt. Mein altes Zimmer. Klein und geräumig im Gegensatz zu meinem jetzigen, großen Zimmer, das mich immer wieder an den Schmerz erinnerte.

Die Küche und das Bad befanden sich in zwei separaten Räumen, in denen sich nur eine Person zurzeit aufhalten konnte. Es war perfekt.

Während ich meine Sachen in den kleinen Schrank stapelte, holte Mom die Stühle für die Veranda heraus. Dad half ihr mit dem Tisch. Einen schöneren Tag hätte ich mir nicht vorstellen können, jedenfalls was den Ort und das Wetter anbelangte.

Eine knappe Stunde nach unserer Ankunft war alles in Schränken verstaut oder stand auf seinem angemessenen Platz. Die Sonne hatte sich schon etwas weiter Richtung Westen verzogen, als Mom mit ihrer Idee um die Ecke kam. - "Lasst uns doch ein bisschen die Gegend erkunden! Ich bin mir sicher, dass das Wasser eine ideale Temperatur für einen kleinen Spaziergang bereithält und sicherlich finden wir auch einen kleinen Eisladen."

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