Kapitel 68

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Aber warum hatte sie mich denn zur Welt gebracht, wenn ich doch ihr Untergang sein würde? Immerhin war es ja fast klar, dass ich den Krieg beenden würde. Und sie war doch der Krieg.

Weil sie sich sicher war, dass nachdem du innerlich zerbrochen bist, du dich nicht gegen uns wehren und auf sie hören wirst. Sie hatte ja auch ein Ziel, welches du erreichen solltest. Keiner wusste, dass du wegen dieser Frau Coopbeer Hoffnung und Kraft bekommen wirst. Niemand hatte es auch nur geahnt.

Und warum hatte der Rat sie nicht einfach umgebracht? Die Rangstellung ist doch in unserer Welt ganz anders. An unterster Stelle das Volk, dann die Königsfamilie, dann die Regierung und schlussendlich der Rat. Sie hatten doch definitiv mehr Macht. Hätten sie doch leicht aus dem Weg räumen können. Hätten all das doch leicht beenden können.

Das Volk weiß nicht, dass es den Rat gibt. Er entscheidet nämlich nur bei sehr wichtigen Sachen, die noch nicht mal die Regierung geregelt kriegt. Und wie denkst du, würde das Königreich reagieren, wenn die Königin plötzlich tot ist? Es würde alles eskalieren. Erstrecht, wenn herauskommen würde, dass der Rat, der unbekannt ist, dies getan hat.

Endlich ergab alles Sinn.
Endlich verstand ich alles.
Endlich hatte ich keine Fragen mehr.

Irgendwie erleichtert atmete ich aus.

Doch im selben Moment hielt ich mir geschockt den Mund zu.

Wo war ich überhaupt?
Denn das war alles andere als ein Krankenhaus.
Wurde ich möglicherweise überwacht?

Unsicher tapste ich zur Tür.
Noch leicht benebelt formte ich einen Schlüssel aus Eis, da die Tür abgeschlossen war.

Wieso war ich früher, als ich den Schlüssel für die Kiste gebraucht hatte, nicht auf diese Idee gekommen?

Leise hatte ich versucht die Tür  aufzubekommen und hatte dabei leicht an ihr gerüttelt. Nach einigen Sekunden öffnete sie sich.

Kriechend durchquerte ich die braunen, nassen Gänge. Manchmal blieb ich an Hacken, die an manchen Stellen an der Wand befestigt waren, hängen.
Meine Hosenbeine schliffen hinter mir her. Waren von den ganzen Fützen nass geworden. Ich war zwar auf die Idee gekommen, das Wasser zu verdampfen, wollte es sogar tun, da mir durch die Nässe ziemlich schnell kalt wurde, jedoch konnte ich dies noch nicht. War noch zu schwach und konnte das Feuer doch noch garnicht kontrollieren. Konnte gar kein Element verwenden.
Flüsternd hatten mir die Stimmen davon abgeraten. Kraftlos hatte ich sie gehört und ihnen zugestimmt.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ ich mich gegen die Wand fallen und atmete langsam ein und wieder aus.
Das war anstrengend.
Und abgesehen davon wusste ich garnicht, wo ich war. Sah vor mir nur eine dunkle Wand. Braunen Boden, der von flackernden Lampen schwach beleuchtet wurde.
Von dem luxuriösen Stil, der gerade noch im Zimmer geherrscht hatte, war nun nichts mehr zu erkennen.

Im Horizont konnte ich eine Tür erkennen, unter welcher ein Lichtstrahl zu erkennen war.
Ich hörte Stimmen, die sich lautstark unterhielten.
Unerwartet entschlossen entschied ich mich dazu Kraft zu tanken, denn gleich würde ich in diesen Raum gehen müssen. Würde meine Kraft möglichweise benutzen müssen.

Nach einigen Minuten des Wartens stand ich auf und ging wacklig weiter.
Zitternd stütze ich mich an der Wand.

Unterkühlt betrachtete ich meine lockere Hose und mein durchgeschwitztes Shirt.

Zu gern wollte ich Wärme hier reinschaffen.
Leider noch unmöglich.
Minimal gestresst zerrte ich an meinen Haaren und ließ mich wiederholt zu Boden fallen.

Warum konnte ich im Zimmer noch stehen?
Warum erschien es jetzt undenkbar?

Weshalb konnte ich mein Element im Zimmer benutzen?
Weshalb war es jetzt ausgeschlossen?

In dem Raum, in dem du gerade warst, ist ein "Feld", welches dir Kraft gibt. So heilen deine Wunden schneller. So wie du dich gerade fühlst, ausgelaugt, so geht es deinem Körper momentan wirklich.

Enttäuscht kroch ich weiter.
Wie sollte ich denn gleich auch nur eines meiner Elemente benutzen können?
Wie sollte ich mich auch nur ansatzweise verteidigen können, wenn ich angegriffen werden würde?
Wie sollte ich gleich auch nur ein bisschen stark wirken?

Ich war aufgeschmissen.
Aber sowasvon.

Und trotz dieser Sicherheit des Scheiterns krabbelte ich weiter.
Trotz den Warnzeichen meines Körpers bewegte ich mich immer mehr auf die Tür zu.

Vollkommen fertig stand ich nun vor der Tür. Völlig aufgeschmissen berührte ich die Türklinke. Drückte sie hinunter. Stolperte hinein.

Schreie folgten.
Meine Schreie mit Schreien meines Vaters gemischt.

Unwiderruflich kippte ich vorwärts.
Benebelt ließ ich es zu.
Kraftlos ließ ich zu, dass Zayn mich auffing. Kurz vor dem Boden.

Langsam führte er mich zu einem Stuhl. Ich hockte mich hin.
Naja, ich lag eher.

Zitternd schaute ich den weiteren Mann an.

,,Was machst du hier, kleine? Wie geht's dir?", fragte Zayn auch schon direkt los.

,,Ich bin kaputt. Müde. Den Rest erzähl ich dir später." Und obwohl ich ihm antwortete, verließen meine Augen nicht das Gesicht des fremden Mannes. 

,,Wer ist das?"

,,Einer vom Rat. Ein alter Kumpel."

,,Aha." Er kam mir falsch vor.
Ich mochte ihn schon jetzt nicht.
Sein Erscheinen war einfach so arrogant. Provokant. Nervig.
Er war direkt eine Person zum abgewöhnen.

,,Hallo, ich bin Enno.", stellte er sich sofort vor.
Doch das war nicht das, was meine Lunge zuschnürte und das Blut in meinen Adern gefrieren ließ.
Es war viel eher die Tasache, dass dies die Stimme war, die letztens mit Zayn gesprochen hatte.
Er war derjenige, der mich tot sehen wollte.

Plötzlich wütend atmete ich einmal laut aus.
Mein Blut brodelte.
Kochte. 

,,Ich will Ihren Namen nicht wissen. Wen juckt der schon? Hab ich nach ihm gefragt? Nein."

Lächelnd beobachtete ich seine Sprachlosigkeit.

,,Okay Aylin. Wir müssen jetzt über das Amt der Königin reden, das du bald schon einnehmen wirst." Warum zerstörte Zayn diesen Moment?
Ich hatte mich so toll gefühlt. 

,,Genau." Und da hatte dieser Enno seine Stimme wiedergefunden.

Und auch, wenn ich halbwegs zuhörte, fragte ich mich, ob das gerade real war.
Warum konfrontierten sie mich schon jetzt damit?
Nachdem ich erzählt hatte, dass es mir absolut nicht gut ging?
Würde es etwa schon übermorgen so weit sein?
Oder morgen?

,,Übermorgen werden all deine Wunden geheilt sein, dank unser fortgeschrittenen Technologie. Ein Tag danach ist es dann soweit."

Diese Info traf mich wie eine Wucht.
Undzwar so sehr, dass ich das Gefühl hatte, dass mir ein Pfeil durch die Brust geschossen wurde und ich dachte, dass all das Leben, welches noch in mir herrschte, ausgelöscht wurde.

Heyyy
Ich wollte euch allen nochmal für eure Unterstützung danken! ❤

Und danke an AilaDeJrief für den Vorschlag mit dem vereisten Schlüssel :)

Prinzessin der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt