Kapitel 9

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Nachdem sie meine Hand genommen hatte, gingen wir los. Naja sie zog mich eher hinter sich her. Wahrscheinlich hatte sie deshalb meine Hand genommen.

Sie führte uns in eine dunkle Gasse, die mich ängstlich zusammenschrecken ließ. Angeekelt vom Geruch, der meine Nase betäubte, rümpfte ich die Nase und ging weiter geradeaus. Dabei deutlich spürend, dass ich in die vielen Pfützen getreten war. Zähneknirschend betrachtete ich meine nun nassen Schuhe.
Wie ich das Gefühl von nassen Socken hasste.

Immer noch leicht abwesend schaute ich mich um.
Es war weit und breit niemand zu sehen.
Niemand.
Was wollte sie hier? Ich dachte, sie bringt mich zur School of Elements. Verdammt, ich hätte diesem Brief nicht einfach glauben sollen.

Plötzlich blieb sie stehen. Ich wäre fast in sie reingelaufen, hatte es dann aber noch geschafft, dies nicht zu tun.

,,Du fragst dich bestimmt, was wir hier machen." Ich nickte. Und wie ich mich das fragte.

,,Wir können nur durch eine bestimmte Art zur School of Elements kommen und diese dürfen normale Menschen nun mal nicht erfahren oder sehen." Erneut nickte ich.
Das Einzige, was ich konnte, war es, dies zu tun...

,,Nun, um zur Schule zu kommen, musst du mich umarmen. Fest. Wirklich fest. Du darfst unter keinen Umständen loslassen, bevor ich es dir sage, verstanden?"
Ich nickte.

Aber warum genau sollten wir uns jetzt umarmen?
Was man nicht alles für ein neues Leben tut.
Ich umarmte sie also ganz fest. Plötzlich fing sich alles um uns herum an zu drehen. Alles sah verpixelt aus. Mir wurde ganz schwindelig, meine Augen fingen an zu schmerzen. Schmerzerfüllt kniff ich sie zu und versuchte nicht loszulassen. Mit aller Kraft, die ich hatte, umschlossen meine Arme sie und verkrampften sich mit jeder Sekunde mehr.

Und dann, dann waren wir nicht mehr in dieser Gasse. Nein, wir waren auf einem Hof und vor uns war ein riesiges Schloss. Was war das gewesen? Und wie hatte sie das gemacht?

,,Das ist die School of Elements. Deine neue Schule. Beeindruckend, nicht wahr?", fragte sie mich und zog grinsend ihre Augenbrauen hoch. Mit verschränkten Armen zwinkerte sie mir einmal zu und drehte sich dann um.

Ich nickte. Oh ja, das war beeindruckend. Und zwar sowas von. Ich mein, so etwas sieht man ja nicht alle Tage.

Vor mir stand keine Schule, sondern ein Schloss.

Es war grau. Modern. Auch gab es nicht nur ein großes Schloss, sondern auch ein paar Hütten neben dem Hauptschloss, die ebenfalls sehr modern aussahen. Dort würden wahrscheinlich Vorräte gelagert werden oder Unterricht stattfinden. Außerdem war ein schöner, großer Weg, welcher aus Kiessteinen bestand, zwischen den Häusern. Geradewegs zum Hauptschloss. Des Weiteren hatte das Schloss ein blaues Dach, welches von der Sonne erstrahlt wurde.

Es war schön. Sehr schön.

Nach einigen Minuten, in denen ich über das Schloss geschwärmt hatte, natürlich in Gedanken, ging Ariana in das riesige Schloss hinein.
Immer noch erstaunt folgte ich ihr und ließ meiner Bewunderung freien Lauf. Der Kies knirschte unter meinen Schritten und die Zeit schien stehen geblieben zu sein.
Langsam schloss ich meine Augen und genoss die Geräusche. Atmete den Duft ein, der mir noch so unbekannt war.
Vielleicht würde sich mein Leben jetzt ändern. Hoffnung überkam mich. Und trotz dieses Erlebnisses hielt die Hoffnung nicht lange an.

Mittlerweile etwas traurig versuchte ich meine Gedanken zu verdrängen und mich abzulenken.
Meine Augen waren wieder geöffnet und der Blick noch immer staunend auf das Schloss gerichtet.
Am Eingang angekommen atmete ich aus und schritt dann hinein.
Ok, es war riesig. Wirklich riesig. Sobald man drinnen war, sah man die vielen Gänge.

Wie sollte ich mich jemals in diesem Schloss zurechtfinden?
Ich würde mich wahrscheinlich an die 1000 Mal verlaufen.

Diese Gänge waren mit mehreren Bildern verziert. Ich kannte die Künstler zwar nicht, aber die Bilder waren echt schön. Ich verstand die Gefühle, die die Maler damit ausdrücken wollten.
Schmerz. Trauer. Hoffnung.
Auch hatten die Zagen der Türen sehr außergewöhnliche Muster. Auf einer Zage waren Zwerge abgebildet. Auf einer anderen mehrere Rosen, die sich immer an den Blüten berührten. Ich hatte so etwas noch nie gesehen. Die Fenster waren groß und gewährten eine gute Sicht nach draußen. Wow.

Jedenfalls liefen wir schon seit 5 Minuten durch die Gänge der Schule und ich hatte noch immer keine Ahnung, wohin Ariana uns führte.

,,Ich werde dich jetzt zur Schulleiterin bringen."
Ich nickte, auch wenn sie es nicht sehen konnte, da ich hinter ihr herging. Nach weiteren 5 Minuten des Gehens waren wir anscheinend an unserem Ziel angekommen.

Doch das, was mich kurz verwirrt hatte, war, dass dies die einzige Tür war, die keine Muster an den Zagen hatte.
Aber diese Verwirrung verschwand, sobald ich sah, welche Farbe die Tür hatte.
Die Tür war braun.
Einfach nur braun.
Ich hatte gedacht, dass da jetzt was richtig Krasses käme.
Die Gänge waren ja schon atemberaubend schön, überall waren wunderschöne Verzierungen. Es sah einfach nur perfekt aus, so wie in einem Märchen.
Und dann, ja dann kam diese braune Tür, die das komplette Märchen kaputtgemacht hatte.
Frechheit!

,,Kommst du?", fragte mich Ariana, sie hatte sich zu mir umgedreht. Ich nickte und folgte ihr in den Raum hinein. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich stehen geblieben war.

Das war also das Büro der Schulleiterin, ziemlich..... naja weiß. Es war schön, keine Frage, jedoch strahlte alles in einem sehr hellen Weiß.
Ich suchte nach Ariana, doch anscheinend war sie schon rausgegangen.
Frau Coopbeer betrat den Raum, sie lächelte mich an.

,,Ach, hallo Aylin. Wie du bestimmt schon weißt, bin ich Frau Coopbeer. Die Schulleiterin der School of Elements." Ich nickte.

,,Setzt dich doch. Ich mache uns nur schnell einen Tee." Ich nickte, daraufhin verschwand sie direkt in eine Tür, welche neben einer Kommode war.
Es war echt schön hier.

,,So, ich hoffe, du magst Kamillen Tee." Ich nickte.
Dass ich ihn eigentlich hasste, war jetzt egal. Ich würde eh nur höchstens einen Schluck trinken. Außerdem hatte ich doch überhaupt kein Recht für Extrawünsche. Ich sollte meine Lage jetzt auch nicht übertreiben, nur weil ich hier war.

,,Ich habe eine Frage an dich, Aylin." Ich nickte.

,,Weißt du denn, welches Element du beherrschst?"
Nickend schaute ich sie an.

,,Und welches?" Ich deutete auf einen Stift und Zettel, welche sie mir dann auch gab.

Ich glaube Wasser.

,,Was heißt, du glaubst?"
Ich schrieb die Antwort auf den Zettel.

Es gab da einen Vorfall. Ich bin auf einer Brücke spazieren gegangen und wurde dann geschubst, sodass ich von der Brücke fiel. Das Wasser hatte mich aber in der Luft gerettet. Deswegen denke ich, dass ich das Element Wasser habe. Ich bin mir aber nicht sicher.

Dass es eigentlich ganz anders war, musste sie ja nicht wissen. Klar, das mit dem Wasser stimmte, aber der Rest war mehr als nur falsch.

,,Na dann hast du das Element Wasser", sagte sie erfreut, naja sie versuchte es. Es klang eher ängstlich.

War das Element Wasser selten oder warum hatte sie Angst?
Hatte sie etwa Angst vor mir?
Oder vor Wasser?
War sie Wasserscheu?
Ich wusste es nicht und ich würde sie auch ganz sicher nicht fragen. So dringend wollte ich es dann doch nicht wissen.

Prinzessin der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt