Kapitel 8

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Sehr geehrte Aylin Weesterhof,
wir würden uns sehr freuen, wenn wir Sie im neuen Schuljahr an unserer Schule begrüßen dürften.
An der School of Elements. Dort werden Sie lernen, Ihre Gabe zu beherrschen. In genau einer Woche werden wir Sie abholen. Dabei müssen Sie auf eine Frau achten, die einen roten Umhang trägt und im Garten des Waisenheims warten wird.

Schulleiterin der School of Elements:
Coopbeer

Echt, das war doch dumm. Überhaupt, wie kamen die Kinder auf so eine Idee? Ich meine, die war echt gut. Ich wäre ganz sicher nicht auf eine solche Idee gekommen.
Respekt.

***************

Ich konnte nicht mehr. Wir hatten mittlerweile schon 19 Uhr.
Ich hatte das Abendessen verpasst.
Acht Stunden waren jetzt schon vergangen, seitdem ich den Brief gelesen hatte. Ich verstand es nicht.
Ich wollte das alles für einen dummen, aber witzigen Kinderstreich halten, aber das tat ich nun mal nicht.
Jaa.... es klang schon unglaubwürdig mit diesem roten Umhang, jedoch hatte ich das Gefühl an diesen Brief glauben zu müssen. Es würde zumindest den Vorfall an der Brücke erklären. Anders konnte ich es mir eben nicht erklären.
Aber jetzt mal die wichtigste Frage:

Sollte ich dem Brief glauben und am Ende wie ein Volltrottel aussehen, was ich dann auch wäre, oder sollte ich dem Brief keinen Glauben schenken?

Das war eine Frage, die schwer zu beantworten war.
Wenn ich dem Brief glauben würde und dieser dann nur ein Streich war, würde ich nur wie ein Volltrottel aussehen. Wenn der Brief jetzt aber nicht stimmte, dann würde ich die Chance auf ein neues Leben vermasseln.
Was war jetzt schlimmer?
Natürlich das Zweite!
Denn ganz offensichtlich hielten mich sowieso alle für hirnkrank, stumm und wertlos. Von da her war es also egal, ob sie mich auch noch für einen Volltrottel hielten. Ihre Meinungen interessierten mich eh nicht. Es war also entschieden, ich würde diesem Brief glauben.
Egal, wie idiotisch es wäre.

***************

Es war mittlerweile tatsächlich schon eine Woche vergangen.
Heute würde man mich holen, falls der Brief wirklich stimmen sollte.
Die letzte Woche war wie immer, ich wurde von Lisa geweckt, von Teresa angeschrien, obwohl sie keinen Grund dazu hatte, und von allen anderen ignoriert.

Seit Lisa mir in dem Speisesaal das Glas übergekippt und ihre Rede gehalten hatte, waren die anderen Waisen komisch zu mir. Noch komischer als sonst. Sie hielten mindestens 3 Meter Abstand zu mir, passten auf, dass sie mich nicht berührten und fassten nichts an, was ich vorher angefasst hatte. Ich glaubte ja, dass Lisa den anderen erzählt hatte, dass ich die Pest oder eine andere ansteckende Krankheit hätte. Zutrauen würde ich es ihr.

Ok, zurück zum Wichtigen. Es war mittlerweile schon 13 Uhr, ich saß im Garten des Waisenheims, mit meinem gepackten Rucksack auf einer Bank. Ich saß hier jetzt schon seit 10 Minuten. Hoffentlich würde diese Frau bald kommen.
Mir war langweilig.

Naja, wenn sie überhaupt kommen würde.

Ich hoffte es.
Ich schaute mich suchend nach der Frau um und entdeckte sie, als sie gerade auf mich zu kam.

,,Aylin Weesterhof?", fragte sie mich direkt. Dabei schaute sie mich sehr unfreundlich an.
Ich nickte. Jetzt wurde ihr Blick schon viel weicher und netter.

,,Hallo, ich bin Ariana Bloodhead und werde dich zur School of Elements bringen."
Ich nickte. Sie lächelte mich freundlich an. Ich lächelte nicht zurück. Warum sollte ich auch? Weder kannte ich diese Frau noch schien sie auch nur annähernd so nett, sodass wir Freunde hätten werden können.
Ok, was bildete ich mir hier ein?
Sie würde niemals mit mir befreundet sein wollen. Mit dem ängstlichen Mädchen, das Menschen immer mehr verabscheute. Welchem der Umgang mit netten Menschen verboten wurde.

Wie würde es dort wohl sein?
Weiterhin wie jetzt?
Oder besser?
Schlechter?




Prinzessin der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt