Kapitel 53

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,,Frau Coopbeer ist tot."

Dieser Satz hallte die ganze Zeit in meinem Kopf. Ließ mich nicht in Ruhe. Ließ mich einmal laut aufschreien. Und mich an meinen Tränen verschlucken.

,,Was ist passiert?", hatte ich Ariana gefragt.

,,Sie hatte keine Kraft mehr. War zu Schwach."

,,Was ist passiert, Ariana?"

,,Wir wurden angegriffen. Ich konnte sie nicht lange aufhalten. Ein Angreifer hatte mich so stark verletzt, sodass ich meine Kraft eine kurze Zeit nicht benutzen konnte."
Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt. Sie versuchte sie erst garnicht zurückzuhalten. Ließ ihnen stattdessen freien Lauf. 

,,Ich bin ihnen hinterher gerannt. Wollte Frau Coopbeer in Sicherheit bringen. Ich wusste da noch nicht, dass ich meine Kraft erst garnicht benutzen konnte." Ihre Tränen flossen wie ein Wasserfall ihre Wangen hinunter.

,,Ich hatte Frau Coopbeer am Arm gepackt und hinter mich gezogen. Um sie zu beschützen. Aber ich war nun mal nicht stark genug, um sie komplett in Sicherheit zu bringen. Die Angreifer benutzten ihre Kräfte, um mich zu quälen. Die einen ließen meinen Kopf in Wasser ertrinken. Die anderen schossen Feuerbälle auf mich. Von den anderen möchte ich erst garnicht reden." Ihre gefärbten schwarzen Haare waren ihr ins Gesicht gefallen.

,,Ich hatte mich umgedreht und wollte mich und Frau Coopbeer weg teleportieren. Und als ich gemerkt hatte, dass es nicht klappte, hatte ich Frau Coopbeer panisch angeschaut."
Ihre vorderen Strähnen waren mittlerweile nass. Sie schaute mich schmerzerfüllt an und schluchzte einmal laut.

,,Aber weißt du was? Sie hat gelächelt. Hat mir zugeflüstert, dass es nicht schlimm sei. Dass sie mich wie ihre eigene Tochter liebe und dass ich dir sagen solle, dass sie dich liebe und schon jetzt vermissen würde." Mittlerweile waren bei mir auch schon einige Tränen geflossen. Meine Sicht verschwamm immer mehr.

,,Dann...dann hat sie mich weggeschubst und hat sich den Angreifern gestellt. Nach ein paar Minuten war sie kaputt und kippte um. Ich.. ich lag noch immer auf dem Boden. War nicht aufgestanden, um zu helfen." Sie schrie auf. Ließ sich auf ihren Stuhl fallen und blickte noch einen Moment leer an mir vorbei.

,,Die Angreifer verschwanden sofort. Ich rannte ihnen hinterher. Doch waren sie zu schnell."

,,Als ich zu Frau Coopbeer zurückgerannt war, hoffte ich, dass es ihr gut ging."

,,Ich schaute, ob ihr Puls vorhanden war. Er war nicht da. Ich habe Erste Hilfe geleistet. Habe sie beatmet, aber sie ist nicht aufgewacht."
Ihr Blick war schuldbewusst.

,,Alles ist meine Schuld. Wäre ich aufgestanden, hätte ich sie beschützen können." Sie schaute mich noch ein letztes Mal an und verschwand dann aus dem Raum. Wahrscheinlich um sich hinzulegen. Oder um in Ruhe zu weinen.
Ich wollte ihr gerne sagen, dass es nicht ihre Schuld war, aber ich wusste aus Erfahrung, dass man in dieser Zeit ein bisschen allein sein musste. Später würde ich definitiv zu ihr gehen. Nur noch nicht jetzt.

**************

Du weißt, dass es deine Schuld ist

,,Nein."

Wessen sonst?

,,Niemand trägt Schuld. Frau Coopbeer wollte es so."
Ich lag in meinem Bett. Die Stimmen versuchten mich unterzukriegen. Wollten, dass ich weine.

Wenn du da gewesen wärst, dann hättest du sie beschützen können. Aber du warst nicht da. Also ist es deine Schuld

,,Es ist nicht meine Schuld!" Warum? Warum wollten sie, dass ich weine? Dass ich zerbreche?

Du weißt genau, dass es deine Schuld ist

,,Ich habe nichts falsch gemacht." Ich zweifelte langsam immer mehr an dem, was ich sagte.

Bist du dir da sicher?

,,Nein." Es war nur ein leises Flüstern.

Also hast du Schuld

,,Vielleicht."

Sie hatten genau das erreicht, was sie wollten. Ich zweifelte immer mehr an mir.

******************

,,Der Verlust ist hart. Ich weiß. Aber Ariana, wir dürfen jetzt nicht aufhören."

,,Aber wenn ich nicht mehr will?" Sie hatte unter ihren braunen Augen tiefe Augenringe, die sie alt erscheinen ließen.

,,Was wollte Frau Coopbeer?"

,,Dass du den Krieg beendest."

,,Genau! Also werde ich ihr diesen letzten Wunsch erfüllen, aber alleine schaffe ich das nicht. Ich brauche dich!"

,,Ich bringe nur Schlechtes. Mich braucht man nicht."

,,Ariana! Hör auf, dir die Schuld dafür zu geben! Du bist an nichts Schuld. Weißt du, wer an allem Schuld hat?
Ich.
Ich, weil ich euch beschützen hätte können.
Ich, weil ich das Geschehene hätte verhindern können.
Aber ich habe es nicht.
Was meinst du, habe ich die letzten zwei Tage gemacht?
Geweint. Mir verzweifelt die Schuld gegeben.
Aber das ist jetzt vorbei.
Für uns beide!"

Es ist noch lange nicht vorbei

,,Aber ich habe doch Schuld." Sie blickte mich verzweifelt an. Als ob sie wollte, dass sie Schuld hatte.

,,An nichts hast du Schuld!"

,,Wieso bist du dir da so sicher?"

,,Ariana, ich habe mir zehn Jahre lang die Schuld gegeben. Am Ende hatte ich gar keine Schuld. Genauso ist es gerade bei dir. Also glaub mir, du trägst keine Schuld."

,,Danke. Wirklich danke."
Dafür brauchte sie sich nicht bedanken.

Ich wünschte, jemand hätte mich früher so ermutigt. Mich nicht in dieses tiefe Loch fallen lassen.

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,,Wie sieht der Plan aus?"

,,Ich weiß nicht. Ich glaube, dass es besser ist, wenn wir nicht angreifen."

,,Warum?"

,,Wir sind erstens nicht stark genug und zweitens sind wir nicht sicher. Wir wissen nicht, wem wir vertrauen können."

,,Wegen dem Angriff?"

,,Genau deswegen."

,,Also warten wir darauf, dass wir angegriffen werden?"

,,Nein, natürlich nicht. Wir müssen erst herausfinden, wer uns angegriffen hat. Ich habe da auch schon so einen Verdacht."

,,Welchen denn?"

,,Die Person, die einen Grund dazu hätte."

,,Wer?"

Ich sagte es ihr. Sie blickte mich erschrocken an und fragte, ob ich mir dabei wirklich sicher sei.

Ich wusste es nicht. Es war ein Verdacht. Aber es war ein Verdacht, der auch wahr sein konnte.

Prinzessin der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt