Kapitel 36

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,,Aylin!" Ich rannte um mein Leben. Ich rannte so schnell ich konnte.

,,Aylin, bleib stehen." Ich dachte nichtmal dran. Niemals.

,,Klea, renn schneller. Hol sie ein. Ich kann nicht mehr." Aha, Ariana war wohl nicht so sportlich.

,,Aylin, wir können dir helfen, nur bitte renn nicht weg."
Ich hörte schnelle Schritte hinter mir.
Ich war zu langsam!
Ich steigerte mein Tempo also noch ein letztes Mal.
Das Blut rauschte in meinen Ohren, mein Herz hämmerte wie verrückt gegen meine Brust. Meine Sicht war, wegen dem Wind, verschleiert.
Tränen stiegen mir in die Augen.

Klea verfolgte mich wie ein Elefant. Während Ariana hinter Klea, mit großem Abstand, anmutig wie eine Katze hinterherjoggte.

Ich dagegen war weder anmutig noch ein Trampeltier. Meine Schritte waren unsichtbar und doch da. Ich war weder leise noch laut. Ich war nicht sichtbar und trotzdem da. Meine Atem war laut und doch leise. Meine Geschwindigkeit war weder schnell noch langsam. Sondern normal.
Und obwohl ich nach Luft hechelte, da ich mittlerweile an meinem Limit angekommen war, rannte ich weiter, man schien mich nicht zu bemerken. So wie immer. Würde Klea nicht ständig meinen Namen rufen, hätte mich wahrscheinlich auch keiner bemerkt.
Doch stattdessen beobachteten die anderen Schüler das Spektakel, welches sich ihnen bot. Sie dachten nicht einmal daran, einzugreifen. Ich hätte wahrscheinlich auch so gehandelt, wenn ich jetzt an ihrer Stelle wäre. Doch das war ich nicht und darauf war ich mächtig Stolz.

Und dann, als ich schon kurz davor drohte umzukippen, sah ich das Ende des Geländes.
Ich war der Freiheit mittlerweile so nah und doch so fern. Als würden uns seelisch tausende von Kilometern trennen, obwohl wir uns körperlich doch so nah waren.

,,Aylin, bitte, wir können dir helfen. Du musst da nicht allein durch. Versprochen." Ich hörte ihre Worte, doch obwohl sie schrie, hörte es sich an als würde sie mir zuflüstern.

Und dann als mich und die Freiheit nur noch einige Meter trennten, erschien Ariana vor mir.
Ich hatte vergessen, dass sie sich teleportieren konnte. 
Am liebsten würde ich ihr jetzt eine reinhauen. Und ich tat es. Ich schlug sie mitten ins Gesicht. Sie krümmte sich vor Schmerzen auf den Boden.
Doch anstatt Mitleid zu haben, lächelte ich und war stolz auf mich.
Endlich wusste man, wie ich mich fühlte. Seelisch.

Ich wagte einen kurzen Blick nach hinten und sah, dass Klea Ariana nicht beachtete. Sie stieg über sie und verfolgte mich weiterhin. Dies überraschte mich, doch ließ ich mich davon nicht beirren sondern rannte weiter. Ich war über die Grenze gekommen, hatte das Schulgelände verlassen.

,,Aylin!" Frau Coopbeers markerschüttender Schrei hallte durch den Schulhof.
Anscheinend hatte die werte Dame auch mal ihren Hintern hochbekommen. Applaus.

,,Aylin, bleib sofort stehen!" Anders wie bei Klea war ihre Stimme nicht einfühlsam oder sanft, sondern schrill und hoch. Drängend. Ich hörte, dass sie mir dicht auf den Fersen war.

Warum war sie so schnell?

,,Aylin, bleib jetzt stehen. Sofort!" Niemals.

Ich hörte ihre Schritte so dicht hinter mir, sodass ich es kurz mit der Angst zutun bekam. Aber nein, nicht jetzt. Bleib stark Aylin. Nur einmal im Leben.

Prinzessin der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt