Kapitel 30

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Zwei Wörter.

Zwei Wörter stellten alles Infrage.

Aylin Weesterhof

Das war das Hauptthema des Notizbuches.
Im Buch ging es um mich.
All die Unterlagen in der Kiste handelten von mir. Alle wurden von Frau Coopbeer geschrieben.

Das war... unheimlich.
Diese Vorstellung, dass Frau Coopbeer mich die ganze Zeit verfolgt hatte, war unheimlich.
Diese Erkenntnis, dass Frau Coopbeer wahrscheinlich unsere privaten Gespräche aufgeschrieben hatte, war unheimlich.
Einfach alles daran war unheimlich.

Und doch freute sich ein kleiner Teil in mir.
Dieser Teil war froh, dass sich endlich mal jemand für mich interessierte.
Dass man mich endlich mal beachtete.
Es war nicht berechtigt, da ich nicht wusste warum sie mich stalkte.
Ich wusste nicht, was sie von mir wollte.
Ich wusste nicht, ob es gut oder schlecht war, dass sie mich beobachtete.

Ich konnte es einfach nicht sagen.
Konnte mich einfach nicht entscheiden.

Jedenfalls war es unheimlich.
Das stand fest.

Nur warum tat sie das?
Warum interessierte sie sich für mich?
Warum schrieb sie alles auf, was sie von mir wusste?

Ich wusste nicht, ob ich sie mit meiner Entdeckung konfrontieren sollte.
Ich hatte Angst.
Angst vor ihr, da ich nicht wusste zu was sie noch im Stande war.
Angst vor dieser Entdeckung, da ich nicht wusste wie ich damit umgehen sollte.

Vergessen kam nicht Infrage.
Sowas konnte man nicht einfach vergessen, es ging nicht.
Es war einfach Unmöglich. 

Jetzt ergab so einiges auch Sinn. 
Jetzt verstand ich warum sie sich so oft Zeit für mich genommen hatte.
All die Gespräche.
Jetzt verstand ich auch warum sie mich mitten in der Nacht in ihr Zimmer hereingelassen hatte.
Sie wollte mehr von mir erfahren.
Da kamen ihr die ganzen Gespräche nur recht.

Sie hatte meine Hilflosigkeit ausgenutzt.
Meine Angst.

Sowas machte man nicht.
Sowas war einfach nur unmenschlich.

Sie hatte all meine Ängste, welche ich ihr im Vertrauen erzählt hatte, aufgeschrieben.

Eins stand fest:
Ich konnte ihr nicht mehr vertrauen.
Durfte nicht mehr.
Wer weiß, ob sie all das nicht vielleicht gegen mich verwenden würde.

Eine Frage jedoch hatte ich noch:

Ich hatte ihr nie wirklich viel von mir erzählt. Zumindest nicht soviel, dass diese komplette Kiste voll mit Informationen über mich sein würde.
Woher hatte sie also dann die restlichen Informationen?

Ich hatte mich sonst niemandem anvertraut.

Die Unterlagen mussten weg.
Am besten jetzt. 
Ich würde sie einfach verbrennen.
Nein, das ging nicht.

Ich würde sie erstmal einfach in mein Zimmer nehmen. Den Schlüssel würde ich einfach vor ihre Zimmertür legen.

Ich stand also auf, nahm die Unterlagen, schloss die Kiste wieder zu und schlich mich in mein Zimmer.

Danach ging ich noch schnell zu den privaten Räumen und legte den Schlüssel vor Frau Coopbeers Tür.
Dann ging ich wieder auf mein Zimmer.

Ich war froh, als ich in meinem Zimmer ankam.
Niemand hatte mich gesehen.

Ich versteckte die Unterlagen noch schnell hinterm Schrank und ging dann schlafen.
Erstaunlicherweise klappte dies sogar, trotz diesen ganzen Fragen konnte ich diesesmal gut und schnell einschlafen. 

Wie Frau Coopbeer wohl reagieren würde, wenn sie sah, dass die Unterlagen weg waren?

Prinzessin der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt