Kapitel 20

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Ich rannte schnell, sehr schnell, doch war mir das im Moment egal.
Sie waren weg, hatten mich einfach allein gelassen.
Ich wusste nicht, wo sie waren und hatte auch keinen Anhaltspunkt. 
Es ist alles deine Schuld, ertönte dauernd eine Stimme in meinem Kopf.
Ich glaubte es nicht, rannte schneller.
Wo waren sie?
Warum waren sie weggegangen?
War ich etwa wirklich Schuld?

Plötzlich fiel ich runter, jedoch stand ich direkt auf und rannte weiter. Dabei hatte ich die blutige Wunde, an meinem Knie, ignoriert.

Und dann war ich nicht mehr im Wald, sondern in meinem Zimmer.
Weinend.
Ich hatte den Brief, welchen mir meine Eltern, bevor sie gegangen waren, hinterlassen hatten, in der Hand.

Hatte ihn mir durchgelesen und dabei oft einige Tränen verloren.

Ich verstand nicht, wieso sowas passierte.
Wieso ausgerechnet mir so etwas passierte.

Ich gab mir die Schuld.
Die Schuld an allem.
Am Regen.
Am Gewitter.
Wenn jemand starb.
Wenn jemand eine schlechte Note hatte.
Und an noch mehr Sachen.
Doch an einem gab ich mir besonders die Schuld:
An dem Verschwinden meiner Eltern.

In gewisser Weise war ich doch auch Schuld.

Meine Strafe dafür war das Schweigen.

Eine Art der Kommunikation, welche oft nicht verstanden wurde.
Welche oft verabscheut wurde.
Welche oft nicht akzeptiert wurde.

Meine Strafe war nicht das Schweigen an sich.
Mit dem Schweigen an sich, tat ich den Menschen da draußen nur einen Gefallen. 
Nein, meine Strafe war die Folge des Schweigens. 
Die Ignoranz der anderen Menschen.
Die Desinteresse der anderen Menschen.

Am Anfang war es hart, doch hatte ich mich mit der Zeit an all das gewöhnt.
An all den Schmerz.
An all die Sehnsucht.
An all die Alpträume.
An all den Selbsthass.
Und an all die Suizid Gedanken.

Es war mein Alltag geworden.
Ich hatte mich damit abgefunden.

So traurig es sich für andere auch anhören musste, es war nunmal so.

Das war mein Leben.
Ein Leben, das ich nicht verändern konnte.
Niemals hatte ich die Chance dazu gehabt. Niemals hätte ich es auch nur annähernd verdient. 

Und das wusste ich.
Schon seit ich klein war, wurde es mir beigebracht.
Jeden Tag wurde es mir gezeigt.





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