Kapitel 43

1.3K 79 15
                                    

Ich tastete durch den dunklen Flur. Es war kalt. Ich versuchte den Lichtschalter zu finden. Währenddessen bekam ich immer wieder Schwindelanfälle.
Schwindelanfälle, bei welchen ich fast umkippte. Mehrere Male.

Dann aber fühlte ich den Schalter und knipste das Licht an. Ich kannte diesen Gang doch.... und diese Türen... ich war im Schloss! Nur warum war ich im Keller und wie war ich hierher gekommen? Ariana musste mich hierher gebracht haben. Nur wann?
Hatten sie es geschafft Lucian zu retten? Ich hatte Angst. Panische Angst. Angst vor der Wahrheit. Vor dem Unbekannten.

Doch musste ich es jetzt wissen! Sofort! Ich bewegte mich also, so schnell ich konnte, was nicht wirklich schnell war, weil ich noch ein bisschen benebelt war, zu den Treppen und verfrachtete mich vor die Tür von Frau Coopbeer.

Und dann überkam mich wieder ein Schwindelanfall. Mir ging's noch lange nicht gut. Ich stützte mich schnell an der Tür ab und unterdrückte die Übelkeit.

,,Ja?", hörte ich eine Stimme aus dem Büro. Anscheinend hatte Frau Coopbeeer mich bemerkt.

Mittlerweile hatten mich die Übelkeit und der Schwindel wieder verlassen. Ich öffnete also die Tür und blickte Frau Coopbeer entgegen.

,,Mein Gott, Aylin wie siehst du denn aus?!"

,,Schlecht. Wo ist er?"

,,Wer? Lucian? Keine Sorge, er schläft bei der Königin. Er ist also in Sicherheit." Ich atmete erleichtert aus, doch dann überkam mich der Schock.

,,Sie wissen was passiert ist, hab ich Recht?"

,,Ariana hat mir alles erzählt."

,,Und warum verdammt nochmal sagen sie dann, dass Lucian bei meiner Mutter sicher ist?!"

,,Na, es ist ihr Sohn. Sie würde ihm doch nichts antun."

,,Ich bin auch ihre Tochter. Und hat sie das interessiert? Nein. Sie hat mich trotzdem verrecken lassen."

,,Letzte Tür rechts. Dort ist ihr Schlafraum." Sie hatte gemerkt wie Recht ich doch hatte. Wusste, dass ich mich beeilen musste. Und dafür war ich ihr dankbar. So verdammt dankbar.

*****************

,,Aylin, gib mir bitte Lucian wieder."

,,Warum? Damit du ihn auch weggibst?"

,,Nein, das würde ich niemals machen."

,,Und warum hast du es dann bei mir getan?"

,,Ich musste es tun. Denkst du ernsthaft, dass ich so etwas abscheuliches freiwillig tun würde?"

,,Weißt du was Mutter? Traurigerweise ja. Ich traue es dir zu." Ich schrie nicht, flüsterte nicht. Ich sprach ganz normal. Nur hatte ich diesesmal Tränen in den Augen. Tränen der Verzweiflung.

,,Ich musste es tun Aylin. Du warst nicht in Sicherheit. Dein Bruder ist es."

,,Bei dir? Bei dir ist niemand in Sicherheit. " Ich wusste, dass man nicht so mit seiner Mutter sprach, doch war sie das für mich nicht mehr.
Sie war in meinen Augen nicht mehr meine Mutter.

,,Und weißt du, wann ich gemerkt habe wie falsch du bist? Wie egal dir die anderen sind?"

,,Als wir mit Teresa geredet haben."

,,Genau. Als ich herausgefunden habe was du getan hast. Mit deiner Schwester. Und du bereust es nicht ihr diese Briefe geschrieben zu haben, stimmt's?"

,,Warum sollte ich es bereuen? Ich habe absolut nichts falsch gemacht."

,,Habe ich mir schon gedacht. Ich werde Lucian bei mir behalten, bis wir in den Krieg ziehen. Dann wird Frau Coopbeer auf ihn aufpassen. Traurig, dass ich einer Person, die ich gerade mal ein paar Monate kenne, mehr vertraue als meiner Mutter, nicht?"

,,Wir werden übermorgen aufbrechen." Sie klang bestimmend. Fast wütend.

,,Ich hab ja eh nichts mitzubestimmen."

,,Das stimmt." Sie wusste, dass sie mich damit provozierte. Dass ich sauer auf sie war. Nur warum tat sie das? Warum wollte sie mich provozieren?

Ich ging also aus dem Zimmer raus, die Schluchzer meiner Mutter ignorierend. Gerade hatte sie noch so stark gewirkt, doch sobald ich aus dem Raum verschwand, zerbrach sie. Weinte, weinte vor sich hin. Weinte sich glücklich. So glücklich es eben ging.
Ich wusste, dass sie ein hartes Leben hatte. Sie wurde ignoriert, niemals gelobt und von jedem übertönt. Doch als sie sich, bei dem Gespräch, deswegen bei Teresa beschwert hatte, hatte sie eine Sache vergessen:
Ich hatte auch noch nie Lob bekommen, wurde auch immer ignoriert und niemand mochte mich. Sie hatte mich komplett außen vor gelassen. Nur an sich gedacht.
Hatte garnicht eingesehen, dass sie an meinem Leben Schuld war. Natürlich trug auch Teresa eine gewisse Schuld, doch war meine Mutter erst der Auslöser für Teresas schreckliche Tat.....

Mittlerweile lag ich schon mit Lucian im Arm in meinem Bett und versuchte einzuschlafen. Versuchte aus dieser schrecklichen Welt zu verschwinden. Unterzutauchen. Mal kurz in meiner eigenen Welt zu leben.

*****************

,,Bereit auf morgen?"

,,Nein."

,,Dann solltest du das schleunigst werden."
Die Königin schien sich schon auf den Krieg zu freuen. Auf den Kampf. Auf die Toten. Verletzten. Ich freute mich nicht, doch hatte ich auch keine Angst. Ich hatte.... keine Lust. Keine Lust auf den Kampf. Auf den Verlust. Und doch musste ich gehen. Aber was brachte mir das? Würde sich das Kämpfen überhaupt lohnen? Ich wusste es nicht. Hatte mal wieder keine Ahnung, jedoch wusste ich, dass ich keine andere Wahl hatte.

Eine Frage schwirrte mir die ganze Zeit im Kopf herum:
Wären sie dann zufrieden? Auch, wenn ich den Krieg nicht gewinne?

Ich hatte keine Antwort darauf. Mal wieder.

****************

,,Jetzt!" Meine Mutter flüsterte mir leise ihren Befehl zu. Ich befolgte ihn. Wollte und konnte mich nicht mehr wehren. Ich richtete das wirbelnde Wasser in der Luft gegen die Holzpuppe, die meine Mutter mir zum Üben aufgestellt hatte. Sie wurde umgestoßen und knallte auf den Boden.

,,Sehr gut. An deiner Technik musst du zwar noch ein bisschen arbeiten, aber das kriegen wir hin."
Da war ich mir nicht so sicher. Doch meine Meinung zählte sowieso nicht. Das hatte mir die Frau gesagt, die mich eigentlich unterstützen sollte. Sich meine Meinung anhören sollte. Mir zustimmen sollte.
Was tat sie stattdessen?
Mich ignorieren. Nur in dringenden Situationen mit mir sprechen.
Ob ihre Mutter sie genauso behandelt hatte? Vielleicht.

Heyyy
Ich muss mich einfach nochmal bei euch bedanken. Wir haben die 10K Leser geknackt. Wow. Ich habe das erste Kapitel am 10.06.2020 hochgeladen. Doch habe ich niemals damit gerechnet, dass ich nach so kurzer Zeit schon so viele fleißige Leser habe. ❤🙂
Ich möchte mich auch nochmal persönlich bei williwonkaderwahre bedanken, die mir auch bei diesem Kapitel geholfen hat :) :*
Auch möchte ich mich bei Liz_schmitz_ bedanken, die immer fleißig Kommentare schreibt und Votet ;)
Am liebsten würde ich allen persönlich danken, doch wären das zu viele :)
Also Danke an alle!❤

Prinzessin der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt