19 - The King's Chamber

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Warum haben Pubs eigentlich etwas Düsteres an sich? Diese Frage stelle ich mir, als ich mich ins dunkle Innere der Bar The King's Chamber begebe. Der Ort, an welchem Chris mich treffen möchte.

Heute war ein extrem warmer Tag. Die Temperaturen kletterten bis über die 30er Marke und brachten alle Lebewesen auf der Erde ins Schwitzen. Aus diesem Grund trage ich ein luftiges Sommerkleid in dunkelblauer Farbe mit weissen Punkten und Ledersandalen. Meine Haare habe ich zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden. Die einzige Frisur, die ich neben den offenen Haaren mit Mühe und Not hinbekomme und die mich nicht aussehen lässt wie eine einsame Zwiebel.

Wenn es so heiss ist, muss ich mir die Strähnen aus dem Nacken halten, weil ich ansonsten transpiriere wie ein Schwein. Heute Abend kann ich mir aber keine Schweissperle leisten. Nicht mit Chris. Zu meiner Erleichterung realisiere ich an der kühlen Luft, die auf meine Haut schlägt, dass es hier drin gut klimatisiert ist.

Mein Blick schweift durch die pompöse Inneneinrichtung der Bar. Im hinteren Bereich stehen vier abgesonderte Lounges mit roten Chesterfieldsofas, Höckern und runden Holztischen. Von der Decke hängen riesige Lampen in der Form von übergrossen Glühbirnen.

Gegenüber des gemütlichen Lounge-Bereiches steht die Bar. An gläsernen Regalen reihen sich die Alkoholflaschen aus aller Welt. Ein Licht, welches die Getränke von unten anstrahlt, lässt die ganze Bar in einem königlichen Rot erleuchten. Auf dem Regal zwischen den Flaschen steht ein quadratischer Glaskasten. Darin thront eine goldene Krone auf einem Satinkissen. Meine Augen bleiben auf dem Schmuckstück hängen und ich frage mich, ob das eine echte sein könnte.

„Dich habe ich hier noch nie gesehen", höre ich eine fremde Stimme.

Ein Typ mit dunklerem Teint steht neben mir und für einen kurzen Augenblick verliere ich mich in seinen blauen Augen. Sie schimmern türkis und stehen im starken Kontrast zu seinem Hautton, der mich an dunklen Milchkaffee erinnert. Sein leicht gelocktes, rabenschwarzes Haar trägt er kurz.

Ein weisses T-Shirt und eine dunkelblaue Jeans zieren seinen Körper. Er sieht unglaublich scharf darin aus, muss ich feststellen. Wahrscheinlich liegt das daran, dass sich der Stoff so eng an seine schöne Haut schmiegt und die Muskeln darunter betont. An seinen entblössten Oberarmen und am Halsansatz erkenne ich die Spuren schwarzer Tinte. Der Typ ist tätowiert. Ich schlucke leer.

„Ist auch mein erstes Mal", bringe ich hervor.

Meine Worte zaubern augenblicklich ein schönes Lächeln auf das Gesicht dieses Exoten. Er grinst breit und offenbart mir seine schneeweissen Zähne, dabei breitet er seine Arme aus. Meine Augen fallen auf seinen Bizeps, der mit seinen Bewegungen verführerisch zuckt.

„Dann herzlich willkommen im King's! Ich bin Teo. Mir gehört die Bar. Was kann ich dir bringen?"

Teo?! Das ist Chris' bester Freund!

Ich blinzle, um mich selbst aus der Starre zu lösen. Ist wohl keine so gute Idee, den besten Freund meines Dates anzuschmachten. Naja, bisschen anhimmeln schadet ja nicht. Schöne Menschen darf man schliesslich anschauen. Bedienen würde ich mich an dem zwar nie, denn dafür will ich Chris viel zu sehr. Aber Hunger kann ich mir ja holen.

„Was auch immer du jemandem wie mir nach einem harten Tag mischen würdest!", antworte ich.

Teo nickt und geleitet mich zur Bar. Ich setze mich auf einen Hochstuhl, der dasselbe rote Chesterfieldmuster aufweist, wie die Sofas in der Lounge. Die Beine überschlage ich und meine Ellbogen stelle ich auf dem Tresen ab, sodass ich meinen Kopf auf den Händen ausruhen kann.

„Einen Mojito für die reina", sagt er und beginnt sogleich, die Limetten zu schneiden.

Etwas verlegen über sein verstecktes Kompliment streiche ich mir eine lose Strähne hinters Ohr. Ich bin alles andere als eine Lady, aber soll er das ruhig denken.

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