Am nächsten Morgen werde ich von Chris geweckt. Er setzt sich an den Rand des Bettes auf meiner Seite und streicht mir mit den Fingerspitzen über den Rücken.
„Aufstehen, Schlafmütze", höre ich seine tiefe Stimme. Das ist ein Weckton, den ich gerne jeden Morgen hören möchte.
Meine Lider flattern, als ich meine Augen öffne und realisiere, dass ich bäuchlings geschlafen habe. Müde strecke ich mich. Chris erhebt sich.
„Wie spät ist es?", frage ich und setze mich gähnend auf.
„6:00 Uhr."
Meine Güte, es ist fürs Existieren noch viel zu früh!
Ich kneife vor Schmerzen die Augen zusammen, denn er hat das Licht im Zimmer angemacht. Wer bitte macht das Licht an, wenn man noch im Vampir-Modus schlummert? Das grenzt an Folter.
„Zu hell!", stöhne ich, werfe mich rücklings in die Kissen und drehe mich nochmal in diesem himmlischen Bett um.
Gestern Nacht sind wir gegen 2:00 Uhr ins Bett gegangen. Gerade mal vier mickrige Stunden Schlaf haben wir abbekommen. Es ist mir schleierhaft, wie Chris dennoch so fit sein kann! Ich hingegen würde am liebsten hier meinen Winterschlaf halten und mich in seinem Bett zwischen Laken und Kissen hin und her wälzen, bis meine Haut seinen Geruch aufgenommen hat und ich ihn mit mir tragen kann. Ich bin ein elender Morgenmuffel. Mich kriegt man nur schwer aus dem Nest.
„Willst du Frühstück?", fragt Chris und läuft zur Tür.
Ich blinzle in seine Richtung. Er hat sich schon in seine Arbeitshose geworfen, trägt aber noch kein T-Shirt. Ein Feuerwehrmann mit nacktem Oberkörper. Es gibt nichts Besseres zum Frühstück. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen und ich muss die überschüssige Spucke schnell runterschlucken, weil sie mir sonst nur von den Mundwinkeln über das Kinn laufen könnte.
Ich will wohl eher ihn.
„Gerne", sage ich, meine dabei natürlich das Frühstück und hieve mich aus dem Bett. Mit Essen kann man mich aus meiner Schlafstätte locken.
Während Chris runtergeht und in der Küche das Essen zubereitet, schleppe ich mich ins Badezimmer und kämme mir die Haare, die mir völlig durcheinander vom Kopf stehen, als wäre ich ein gerupftes Huhn. Es grenzt an ein Wunder, dass Chris nicht schreiend davongerannt ist, als er heute Morgen aufgewacht ist und meine Visage gesehen hat. Hoffentlich habe ich nicht gesabbert! Das tue ich nämlich, wenn ich in Bauchlage einnicke.
Ich wasche mir das Gesicht, damit der Sand in meinen Augen verschwindet und ich einigermassen ansehnlich aussehe. Das ist der grosse Vorteil, wenn man sich den Menschen meist ungeschminkt präsentiert, da muss man sich am Morgen nicht so bemühen. Man sieht immer gleich kacke aus.
Ich seufze beim Anblick meiner Augenringe im Spiegel. Chris hat mir eine schlaflose Nacht verpasst. Und dabei ist es gar nicht so weit gekommen, wie ich es gewollt hätte. Wie wir es beide uns gewünscht hätten. Ich hoffe so, dass wir es bald nochmal versuchen werden, denn für mich war diese Nacht unvergesslich. Diese unbeschreiblich intensive Nähe zu ihm war das Schönste an allem. Ihn so nahe an meinem Herzen zu wissen, ihn überall an meinem Körper zu spüren, als verschmolzen wir zu einem.
Seufzend blicke ich mich im Badezimmer um. Auf dem Toilettendeckel liegen meine Kleider von gestern schön säuberlich zusammengefaltet. Sogar meinen Schlüpfer hat Chris gefaltet, was ich unendlich süss finde. Er hat meine Kleider von unserer Fummelei gestern aufgesammelt und hergebracht.
„Frühstück ist fertig!", höre ich Chris von unten rufen.
So schnell wie es meine morgendliche Steifheit zulässt, trockne ich mein Gesicht ab und zupfe meinen Pyjama – Chris' T-Shirt und seine Boxershorts – zurecht. Ich fühle mich für nur vier Stunden Schlaf erstaunlich munter, aber dennoch wäre eine erfrischende Dusche nötig. Erstmal Frühstück mit dem Mann meiner Träume!
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Herzbruchversicherung
ChickLitAls Emma eines Tages in der Schleuse ihres Arbeitgebers stecken bleibt und beinahe schon ein Testament ihrer Freundin per WhatsApp schreibt, lernt sie den reifen Feuerwehrmann Chris kennen, der sie aus der Situation rettet. Tage später, nachdem Emma...